Ortsteil Weckesheim / Schulwesen

Aus Historisches Reichelsheim

Wetterauer Zeitung vom Montag, 28. Oktober 1957

Schule in Weckesheim - modern, aber auch zweckmäßig
Die gesamte Einwohnerschaft nahm Anteil an der feierlichen Einweihung am Samstagnachmittag.

Mit der am Samstag unter Teilnahme der gesamten Einwohnerschaft und von Vertretern der Behörden begangenen Einweihungsfeier der neuen Volksschule ist ein sehr denkwürdiger Tag in der Geschichte der Gemeinde Weckesheim vorüber. Der Einweihungsfeier ging um 14 Uhr eine Abschiedsfeier von der alten Schule voraus, zu der sich sämtliche Schulkinder und Lehrer sowie alle Vereine und öffentlichen Körperschaften von Weckesheim an der alten Schule versammelt hatten.
Pfarrer Zimmer (Beienheim) umriss kurz die geschichtliche Entwicklung des Schulwesens in Weckesheim und die Bedeutung der alten Schule für die älteren Generationen von Weckesheim bis zu dem heutigen Tage.

Unter Glockengeläute zogen die Festteilnehmer, an der Spitze der Musikverein Dorn-Assenheim, zu dem neuen Schulgebäude im Hain. Hier leiteten die Musik mit dem Choral „Lobe den Herren" und ein Festprolog der Schulkinder die Einweihungsfeier ein. Bürgermeister Bär begrüßte die zahlreich erschienenen Einwohner, Gäste, Freunde, Firmen und Handwerker. Besonderen Gruß entbot er Landrat Milius, den Vertretern der Regierung und dem Erbauer des stolzen Bauwerkes, Architekt Hohmann (Friedberg).

Nach dem Chorgesang des Männergesangvereins „Frohsinn" (Die Himmel rühmen) ergriff Schulrätin Feudtner das Wort. Sie betonte, daß es ihr eine große Freude sei, der Gemeinde Weckesheim zu diesem In ihrer Geschichte so bedeutungsvollen Ereignis im Auftrag des Regierungspräsidenten die besten Wünsche übermitteln zu dürfen, denen sich auch die Kreisschulbehörde anschließe. Weckesheim habe, so führte die Rednerin weiter aus, eine der modernsten Schulen des Hessenlandes und wohl die modernste des Kreises Friedberg erhalten.

Den Gemeindevertretern sei es gar nicht hoch genug anzurechnen, daß sie vor etwas mehr als einem Jahr den kühnen Entschluß zur Errichtung dieses stolzen Bauwerkes fassten. Sie hätten damit bewiesen, daß sie fortschrittlich sind, da die Bildungsstätten für unsere Kinder heute nach wesentlich anderen Gesichtspunkten errichtet werden müßten, als dies noch vor 20 Jahren der Fall gewesen sei. Je besser die Verhältnisse dieserhalb in den Gemeinden, desto besser seien auch die Leistungen der Schulkinder. Daß sich die neue Volksschule in diesem Sinne auch voll und ganz bewähre, sei nun Aufgabe der Lehrer, Eltern und Schüler. Im Auftrage des Ministerium überreichte Schulrätin Feudtner der Volksschule Weckesheim ein Geschenk.

Landrat Milius gab zunächst einen kurzen Überblick über die Schulraumverhältnisse im Kreisgebiet. Er betonte, der Kreis Friedberg habe in den letzten Jahren enorme Anstrengungen gemacht, um zu neuzeitlichen und den heutigen Forderungen entsprechenden Schulen zu kommen. Mit der Volksschule in Weckesheim sei die 44. Schule in den letzten zehn Jahren innerhalb des Kreises Friedberg errichtet worden. Und wenn das Rechnungsjahr zu Ende gehe, werde sich diese Zahl auf 48 gesteigert haben. Diese Projekte haben die 8-MillionenGrenze weit überschritten. 3 Millionen davon mußten die beteiligten Gemeinden allein aufbringen, 1,5 Millionen konnten der Kreis und rund 4 Millionen das Land Hessen beisteuern. Für diese großartige Unterstützung müsse man dem Lande Hessen dankbar sein.
In seinen weiteren Ausführungen wies der Landrat darauf hin, daß Bauen immer ein Wagnis sei und erst recht die Errichtung von Schulhausneubauten, vor allem in finanzieller Hinsicht. Dieses Wagnis habe auch in Weckesheim bestanden, und er sowie auch die Gemeindevertreter von Weckesheim hätten lange hin und her überlegt, ob der Neubau riskiert werden könne. Und wenn dieses Wagnis heute voll gelungen sei, so erfülle ihn das mit besonderem Stolz, und die Gemeinde Weckesheim sei hierzu aufrichtig zu beglückwünschen. Mit dem finanziellen Wagnis sei zugleich aber auch das geistige Wagnis durch diesen modernen Bau, der als der modernste des Kreises Friedberg anzusprechen sei, voll und ganz gelungen. Besonders die Jugend werde von diesem prächtigen Bauwerk begeistert sein, und auch die ältere Generation werde sich mit der Zeit damit befreunden, denn Weckesheim habe eine Perle besonderer Art an Volksschule erhalten.

GEW-Kreisvorsitzender Rektor Weitz (Bad Nauheim) betonte, daß Schulhausbauten keine Luxusbauten seien, sondern wir seien sie unseren Kindern schuldig, damit ihnen ein Rüstzeug für ihr späteres Leben mit auf den Weg gegeben werden könne.

Bürgermeister Bär sagte, der Neubau sei für die Gemeinde unumgänglich gewesen, und sie könne wirklich stolz sein, daß sich die Gemeindevertreter zu diesem Entschluß durchgerungen hätten. Er dankte dem Land Hessen, dem Kreis und allen anderen, die bei der Finanzierung tatkräftig mithalfen. Ohne diese Mithilfe wäre der Schulhausneubau in dieser modernen Form nicht möglich gewesen. Sein Dank galt auch allen beteiligten Handwerkern und Firmen sowie dem Architekten Hohmann (Friedberg), der mit dieser Schule ein Meisterstück der Architektur vollbracht habe.

Sodann beglückwünschten Pfarrer Zimmer (Beienheim) im Namen der evangelischen Kirchengemeinde Weckesheim und Pfarrer Wölflschneider (Dorn-Assenheim) namens der katholischen Kirchengemeinde Dorn-Assenheim die Gemeinde zu diesem schönen Schulhaus, in dem die Kinder auch gelehrt werden sollen, daß die letzte Weisheit von Gott kommt und nicht nur allein Wissen befähigt, in Frieden, Gemeinschaft und Nächstenliebe zu leben.

Zum Abschluß gab Architekt Hohmann Erläuterungen zu seinem Werk, das nicht nur neuzeitlich, sondern auch zweckmäßig und äußerst wirtschaftlich gebaut worden sei. Wenn sich in Weckesheim zunächst auch Stimmen gegen diese neue Schulform erhoben (weil man sie bisher noch nicht gesehen hatte), so zeige sich doch immer mehr, daß sich die Bevölkerung jetzt an ihr erfreut und mit ihrem modernsten Bau dieser Art des Kreises Friedberg voll und ganz zufrieden sei.

Nach der Schlüsselübergabe durch Architekt Hohmann erfolgte der erste Rundgang für die Öffentlichkeit unter Leitung von Hauptlehrer Migl.

Fotos von der Einweihungsfeier am 26. Oktober 1957