Ortsteil Reichelsheim / Zigarrenherstellung in Reichelsheim

Aus Historisches Reichelsheim

In Meyers Lexikon von 1883 ist Reichelsheim wie folgt beschrieben:
Stadt in der hessischen Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg, an der Horloff, bis 1866 zu Nassau gehörig, Zigarrenfabrikation und (1883) 820 Einw.

In Meyers Universal Lexicon aus dem Jahr 1905 steht:
Reichelsheim, 1) (R. in der Wetterau) Stadt in der hess. Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg, an der Horloff und der Staatsbahnlinie Beienheim-Nidda, bis 1866 zu Nassau gehörig, hat eine evang. Kirche, Zigarrenfabrikation und (1905) 800 Einw.


Es war mit der Zigarrenfabrikation in Reichelsheim demnach so enorm, daß es sogar in Meyers Lexicon erwähnt wurde.


Reichelsheim hatte zu dieser Zeit mehrere kleine Betriebe, die sich der Herstellung von Zigarren - sprich dem Zigarrenrollen widmeten.
Wo der Tabak angebaut wurde und wie es dazu kam, daß in Reichelsheim die Tabakfabrikation derartig boomte, ist nicht überliefert. Im Stadtarchiv unseres Städtchens gibt es diesbezüglich nur wenige Nachweise.


Im Familienbuch Reichelsheim kommt die Berufsbezeichnung Zigarrenmacher, Zigarrenfabrikant oder Zigarrenarbeiter recht häufig vor. Nicht selten kamen diese Männer aus anderen Gegenden und haben in Reichelsheim diese Tätigkeit ausgeübt. Oft sind solche Familien in Reichelsheim sesshaft geworden. Genau so oft sind diese Familien aber auch wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt und wurden unter Umständen gar nicht im Familienbuch erfasst.

Da ist z.B. ein Friedrich Muhl, aus Alten-Buseck mit der Berufsbezeichnung Zigarrenmacher, welcher laut Kirchenbuch von Reichelsheim mit seiner Frau Justine Muhl geborene Dechert sieben Kinder hatte, die in Reichelsheim geboren, getauft und auch konfirmiert wurden. Das 3. Kind Karl ist mit 14 Jahren 1881 in Reichelsheim gestorben und beerdigt. Anhand dieser Kirchenbucheinträge kann man davon ausgehen, daß die Familie zumindest 17 Jahre in Reichelsheim gelebt haben dürfte ... möglicherweise aber auch länger.


Unterlagen, die eine Zigarrenproduktion in Reichelsheim belegen:

Aus dem Jahr 1896 liegt im Stadtarchiv Reichelsheim ein Bauantrag des Joh. Karpp zur Erbauung einer Zigarrenfabrik vor.

nicht digitalisierte Akte bzgl. Genehmigung, Einrichtung, Betrieb einer Zigarrenfabrik Meier und Erler in Reichelsheim im Hess. Staatsarchiv Darmstadt

Aus dem Jahr 1897 liegt im Landesarchiv eine Akte vor, bzgl. Genehmigung, Einrichtung, Betrieb der Zigarrenfabrik des August Friedrich Ohly in Reichelsheim

Im Oberhessischen Adressbuch von 1906 ist die Firma Karpp & Nohl, Zigarrenfabrikation in Reichelsheim eingetragen. (öffnet externe Internetseite im GenWiki)


Zigarren wurden in Reichelsheim nachweislich hergestellt:

Haus 110 in der Florstädter Straße 1 (Christian Wilhelm Altmannsperger)

Haus 163 in der Bingenheimer Straße 20 (Schwarz/Meier)

Haus 17 in der Turmgasse 3 (Karpp & Nohl)

soweit belegt ... es soll aber noch weitere Zigarrenfabrikationsstätten gegeben haben.


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