Ortsteil Reichelsheim / Vereine / Vorschuß- und Kreditverein: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
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Entnommen dem Artikel der Wetterauer Zeitung vom 23.07.1955
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Im April 1565 wurde in Reichelsheim, das damals zusammen mit Dorn-Assenheim als nassauische Enklave ein eigenes Amtsgericht besaß, nach dem Vorbild einiger an größeren Orten schon bestehender Vereine und angeregt
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durch einen in der damaligen Zeit in Kreisen der ortsansässigen Handwerker und Gewerbetreibenden stärker auftretenden Kapitalbedarf ein Vorschuß- und Creditverein nach Schulze-Delitzchen Richtlinien gegründet. Ein
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gleicher Verein war in 1864 bereits in Friedberg entstanden. Bei dem damaligen Verein handelte es sich rechtlich um eine Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht,wenn auch diese Bezeichnung erst nach Inkrafttreten des Reichsgenossenschaftsgesetzes 1889 in die Statuten aufgenommen wurde. Ein Geschäftsanteil betrug damals 50 Gulden, die nach Einführung der Markwährung im Jahre 1871 auf 85 Mark umgestellt wurden. Im Jahre 1914 wurde die Genossenschaft in eine solche mit beschränkter Haftung umgewandelt und im Jahre 1942 wurde in Anbetracht der bankmäßigen Entwicklung und der wirtschaftlichen Bedeutung für die im Umkreis gelegenen Orte die Firma in „L a n d b a n k Horlofftal e.G.m.b.H. in Reichelsheim (Wetterau)“ geändert.
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Schon bald nach Gründung des Vereins trat eine stattliche Anzahl von Mitgliedern aus den umliegenden Orten, so vor allem aus Dorn-Assenheim, Heuchelheim und Bingenheim, bei. Die Genossenschaft wurde so schon frühzeitig zu einer segensreichen Einrichtung für wirtschaftlich schwache Kreise dieser Orte und durch jederzeit gewissenhafte Verwaltung bald zu einer Sparkasse, der allseits Vertrauen entgegengebracht wurde. In den ersten 45 Jahren gehörte der Verein dem Schulze-Delitzchen Verbande an und trat erst im Jahre 1910 dem jetzigen Ländlichen Genossenschaftsverband bei. Der Geschäftsbetrieb beschränkte sich in den ersten 50 Jahren, also bis zum Ersten Weltkriege, in der Hauptsache auf das reine Sparkassengeschäft. Von einem Verkehr in laufende Rechnungen konnte damals kaum die Rede sein. Der Umsatz belief sich in 1913 auf 439771 Mark, während sich die Bilanzsumme in den Jahren 1901-1914 zwischen 300000 und 400000 Mark bewegte.
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866 000 DM.

Version vom 9. August 2014, 12:09 Uhr

heutige Landbank Horlofftal

siehe Heimatfilm 1962 ab 15:30


Entnommen dem Artikel der Wetterauer Zeitung vom 23.07.1955

"In diesem Jahr feiert die Landbank Horlofftal in Reichelsheim ihr 90-jähriges Bestehen. Über die Gründung und die Entwicklung der heute zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor gewordenen Landbank berichtet Direktor Walther: Im April 1565 wurde in Reichelsheim, das damals zusammen mit Dorn-Assenheim als nassauische Enklave ein eigenes Amtsgericht besaß, nach dem Vorbild einiger an größeren Orten schon bestehender Vereine und angeregt durch einen in der damaligen Zeit in Kreisen der ortsansässigen Handwerker und Gewerbetreibenden stärker auftretenden Kapitalbedarf ein Vorschuß- und Creditverein nach Schulze-Delitzchen Richtlinien gegründet. Ein gleicher Verein war in 1864 bereits in Friedberg entstanden. Bei dem damaligen Verein handelte es sich rechtlich um eine Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht,wenn auch diese Bezeichnung erst nach Inkrafttreten des Reichsgenossenschaftsgesetzes 1889 in die Statuten aufgenommen wurde. Ein Geschäftsanteil betrug damals 50 Gulden, die nach Einführung der Markwährung im Jahre 1871 auf 85 Mark umgestellt wurden. Im Jahre 1914 wurde die Genossenschaft in eine solche mit beschränkter Haftung umgewandelt und im Jahre 1942 wurde in Anbetracht der bankmäßigen Entwicklung und der wirtschaftlichen Bedeutung für die im Umkreis gelegenen Orte die Firma in „L a n d b a n k Horlofftal e.G.m.b.H. in Reichelsheim (Wetterau)“ geändert.

Schon bald nach Gründung des Vereins trat eine stattliche Anzahl von Mitgliedern aus den umliegenden Orten, so vor allem aus Dorn-Assenheim, Heuchelheim und Bingenheim, bei. Die Genossenschaft wurde so schon frühzeitig zu einer segensreichen Einrichtung für wirtschaftlich schwache Kreise dieser Orte und durch jederzeit gewissenhafte Verwaltung bald zu einer Sparkasse, der allseits Vertrauen entgegengebracht wurde. In den ersten 45 Jahren gehörte der Verein dem Schulze-Delitzchen Verbande an und trat erst im Jahre 1910 dem jetzigen Ländlichen Genossenschaftsverband bei. Der Geschäftsbetrieb beschränkte sich in den ersten 50 Jahren, also bis zum Ersten Weltkriege, in der Hauptsache auf das reine Sparkassengeschäft. Von einem Verkehr in laufende Rechnungen konnte damals kaum die Rede sein. Der Umsatz belief sich in 1913 auf 439771 Mark, während sich die Bilanzsumme in den Jahren 1901-1914 zwischen 300000 und 400000 Mark bewegte.

Die in einem halben' Jahrhundert geleistete Aufbauarbeit wurde durch die auf den Weltkrieg l914f18 folgende Inflation zerstört. Eines konnte aber auch diese nicht zerstören:'Den genossen-schaftlichen Geist der Mitglieder und Sparer. So gelang es trotz schwierigster Verhältnisse den Wiederaufbau durchzuführen. In den Jahren l92'i'r'2B wurde ein eigenes Bankgebäude errichtet, das bald zu einem Mittelpunkt genossenechalt- lichen Lebens fiir Reichelsheim und Umgegend wurde. In jahrzehntelanger Aufklärungsarbeit und gewissenhafter Ausführung aller Auftrlgl wurde der bargeidlose Verkehr wie kaum an einem anderen rein- ländlichen Orte eingefilhrt und beliebt. Nochmals wurde die Bank durch den Währungszerfall nach dem Zweiten Weltkriege auf eine harte Probe gestellt. Aber die Zahlen des diesjährigen Geschäftsberidites geben von einer Entwicklung Zeugnis, die bei der Gründung des Vereins wohl kaum geahnt werden konnte. Bei einem Jahresumsatz von fast 27 Millionen auf einer Hauptbuchseite wurden rund la 0011 Überweisungsauitrt-ige ausgefiihrt und rund B2 flüil Buchungsposten im Hauptjournal verbucht. Bei einer Bilanzsumme von 1 B28 ilitfl DM betrug die Summe der Einlagen der Kundsdiaft 1 U31' ililü DM. Das Eigenkapital beträgt 124 iiilil DM und d_ie aus- geiiehenen Gelder erreichten einen Betrag von 866 000 DM.