Ortsteil Reichelsheim / Vereine / LBAG: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
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Den Grundstein zur späteren Landwirtschaftlichen Genossenschaft legte man schon im frühen 19. Jahrhundert. Aus den 1820er Jahren liegen Berichte des sogenannten Landwirtschaftlichen Vereins vor. 1899 entstand der "Konsumverein", der für den Bezug und den Absatz aller möglichen Handelsartikel und landwirtschaftlichen Erzeugnisse sorgte. 1. Vorsitzender war seit Gründung Adolf Coburger und damit die damalige Dorn Assenheimer Str. 17 auch Sitz des Vereins für über 35 Jahre.
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Den Grundstein zur späteren Landwirtschaftlichen Genossenschaft legte man schon im frühen 19. Jahrhundert. Aus den 1820er Jahren liegen Berichte des sogenannten Landwirtschaftlichen Vereins vor. 1899 entstand daraus der "'''Landwirtschaftliche Konsumverein'''", der für den Bezug und den Absatz aller möglichen Handelsartikel und landwirtschaftlichen Erzeugnisse sorgte. 1. Vorsitzender war seit Gründung Adolf Coburger und damit dessen Wohnsitz, die damalige Dorn Assenheimer Str. 17 auch Sitz des Vereins für über 35 Jahre.
  
Irgendwann kaufte der Verein das Gehöft des verstorbenen August Marbach in der Kirchgasse 8 und begründete dort die Genossenschaft. 1957 wurde dort zusammen mit der Stadt eine moderne gemeinschaftliche Gefrieranlage eingerichtet. Jeder konnte dort ein oder mehrere Gefriefächer anmieten, die ähnlich einer Schließfachanlage angeordnet waren. Man bekam einen Schlüssel für die Anlage und ein Vorhängeschloss für das Gefrierfach und konnte dort sein Friergut einlagern.
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Neben diesem landwirtschaftlichen Konsumverein gab es in Reichelsheim zwei Händler für sogenannte Landesprodukte - Otto Pfaff und Wilhelm Richter. Erster unterhielt auf seinem Anwesen in der Sackgasse sogar ein größeres Lager für die Getreideabnahme. Zweiter beschaffte sich als zusätzlichen Zweig zu seinem Unternehmen einen Mähdrescher und drusch im Lohnverfahren für die Landwirte, die ihn dazu beauftragten.
  
Anfang der 60er Jahre wurde unter dem Vorsitz von Karl Bausch in der Hofreite Vogt, Bingenheimer Straße  18 Silos für lose Getreideabnahme gebaut.
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In den 1950er Jahren kaufte der Verein von den Erben (Familie Bueger) des verstorbenen August Marbach dessen Gehöft in der Kirchgasse 8 und gründete dort die Genossenschaft. 1957 wurde auf diesem Anwesen zusammen mit der Stadt eine moderne gemeinschaftliche Gefrieranlage eingerichtet. Jeder konnte dort ein oder mehrere Gefrierfächer anmieten, die ähnlich einer Schließfachanlage angeordnet waren. Man bekam einen Schlüssel für die Anlage und ein Vorhängeschloss für das Gefrierfach und konnte dort sein Friergut einlagern.
  
Wenige Jahre später kaufte die Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft Reichelsheim - die später in Raiffeisen-Genossenschaft Wetterau umfirmierte das Gelände der ehemaligen Molkerei, welches bis zur Aufgabe im Dezember 2010 mehrfach erweitert und ausgebaut wurde. 1969 wird in Nachbarschaft zum Bahnhof die Getreidelagerhalle errichtet. 1970 wird dieses Getreidelager von der Fa. Wagner (aus Södel) übernommen. Im Gebäude der ehemaligen Molkerei wird ein modernes Lager mit Maschinenwerkstatt eingerichtet. Von 2004 an übernahm die Raiffeisen Waren Zentrale (RWZ) das Gelände. Bis Ende 2005 wurde auf dem Grundstück der Agrarhandel betrieben, bevor die RWZ die Geschäftsstelle schloss. Zu guter Letzt hatte hier ein Internetweinhändler sein Domizil. Der Geschäftsmann schloss seinerzeit einen Mietvertrag über zwei Jahre mit der Raiffeisen Wetterau. In den weiteren Gebäudeteilen hat ein Spengler seine Werkstatt und im oberen Stock sind Wohnungen untergebracht. Der Großteil des mehrere Tausend Quadratmeter großen Grundstücks steht leer. Besonders unansehnlich ist das mehrmals Brandanschlägen ausgesetzte Wohnhaus gleich hinter dem alten Getreidelager. Dieses Haus wurde gleichzeitig mit einer Fabrikationshalle für Steine im Jahr 1924 von der [[Ortsteil Reichelsheim / Oberhessische Baustein-Industrie GmbH|Oberhessischen Baustein GmbH]] errichtet. Steine wurden hier nicht lange gefertigt: Schon 1927 ging bei der Stadt wieder ein Bauantrag ein - für einen Wetterauer Großmaststall. Hier wurden Schweine gezüchtet und gemästet - aber auch diese Anlage (die sogenannte Ambi) hatte nicht lange Bestand.
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Anfang der 60er Jahre wurden in der Hofreite Vogt, Bingenheimer Straße 35, unter dem Vorsitz von Karl Bausch 18 Silos für lose Getreideabnahme gebaut.
  
2011 wurde das Gelände verkauft und dem Erdboden gleich gemacht. Heute befindet sich dort ein Verbrauchermarkt.
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Wenige Jahre später kaufte die Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft Reichelsheim - die später in RHG (Raiffeisen Handels Genossenschaft) und dann in Raiffeisen-Genossenschaft Wetterau umfirmierte das Gelände der ehemaligen [[Ortsteil Reichelsheim / Molkerei|Molkerei]], welches bis zur Aufgabe im Dezember 2010 mehrfach erweitert und ausgebaut wurde. 1969 wird in Nachbarschaft zum Bahnhof eine neue Getreidelagerhalle errichtet. 1970 wird dieses Getreidelager von der Fa. Wagner (aus Södel) übernommen. Im Gebäude der ehemaligen [[Ortsteil Reichelsheim / Molkerei|Molkerei]] wird ein modernes Lager mit Maschinenwerkstatt eingerichtet. Von 2004 an übernahm die Raiffeisen Waren Zentrale (RWZ) das Gelände. Bis Ende 2005 wurde auf dem Grundstück der Agrarhandel betrieben, bevor die RWZ die Geschäftsstelle schloss. Zu guter Letzt hatte hier ein Internetweinhändler sein Domizil. Der Geschäftsmann schloss seinerzeit einen Mietvertrag über zwei Jahre mit der Raiffeisen Wetterau. In den weiteren Gebäudeteilen hatte ein Spengler seine Werkstatt und im oberen Stock waren Wohnungen untergebracht. Der Großteil des mehrere Tausend Quadratmeter großen Grundstücks war zu dieser Zeit leerstehend. Besonders unansehnlich war mittlerweile das alte Wohnhaus gleich hinter dem alten Getreidelager geworden, welches in den Letzten Jahren gleich mehrmals Brandanschlägen ausgesetzt war. Dieses Haus war ursprünglich ein Büro- und Lagergebäude und wurde gleichzeitig mit einer Fabrikationshalle für Steine im Jahr 1924 von der [[Ortsteil Reichelsheim / Oberhessische Baustein-Industrie GmbH|Oberhessischen Baustein GmbH]] errichtet. Steine wurden hier nicht lange gefertigt: Schon 1927 ging bei der Stadt wieder ein Bauantrag ein - für einen [[Ortsteil Reichelsheim / Wetterauer Großmast und Zuchtanstalt GmbH | Wetterauer Großmaststall]]. Hier wurden Schweine gezüchtet und gemästet - aber auch diese Anlage [[AMBI|(die sogenannte Ambi)]] hatte nicht lange Bestand.
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2011 wurde das Gelände verkauft und dem Erdboden gleich gemacht. Heute befindet sich dort ein Verbrauchermarkt. Weiteres Gelände wurde von der Stadt Reichelsheim angekauft und im Rahmen des [[Ortsteil Reichelsheim / Projekt "Neue Reichelsheimer Mitte" aus dem Jahr 2018 | Projektes "Reichelsheimer Mitte"]] bis zum Jahre 2018 erschlossen. Im Rahmen der Erschließung entsteht dort eine neue Straße, die in Erinnerung an das ehemalige Raiffeisengelände den Namen Raiffeisenstraße erhält.
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Die Löschung aus dem Handelsregister erfolgte zum 01. Oktober 2015, die letzte ordentliche Generalversammlung der Raiffeisen Wetterau eG i.L. Reichelsheim fand am 26.10.2015 statt.
  
 
Ein ausführlicher Artikel über die Geschichte der "Genossenschaft" ist auf http://www.alexanderhitz.de/geschichte_genossenschaft.html zu lesen.
 
Ein ausführlicher Artikel über die Geschichte der "Genossenschaft" ist auf http://www.alexanderhitz.de/geschichte_genossenschaft.html zu lesen.
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Rhm LBAG 1955.jpg|1955
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Rhm LBAG 1980.jpg|1985
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  Rhm Molkereikamin wird gesprengt.jpg|Sprengung des ehemaligen Molkereischornsteines auf dem Gelände der RHG am 14.03.1987<br>[[Artikel der Rubrik "Damals" / Der Molkerei-Schornstein wird gesprengt|siehe dazu auch den Artikel der Rubrik Damals]]
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Rhm_AMBI_2009.jpg|Screenshot des RHG-Geländes in 2009
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[[Kategorie:Ortsteil Reichelsheim|LBAG]]
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[[Kategorie:Reichelsheimer Vereine|LBAG]]

Version vom 17. Januar 2021, 22:20 Uhr

Den Grundstein zur späteren Landwirtschaftlichen Genossenschaft legte man schon im frühen 19. Jahrhundert. Aus den 1820er Jahren liegen Berichte des sogenannten Landwirtschaftlichen Vereins vor. 1899 entstand daraus der "Landwirtschaftliche Konsumverein", der für den Bezug und den Absatz aller möglichen Handelsartikel und landwirtschaftlichen Erzeugnisse sorgte. 1. Vorsitzender war seit Gründung Adolf Coburger und damit dessen Wohnsitz, die damalige Dorn Assenheimer Str. 17 auch Sitz des Vereins für über 35 Jahre.

Neben diesem landwirtschaftlichen Konsumverein gab es in Reichelsheim zwei Händler für sogenannte Landesprodukte - Otto Pfaff und Wilhelm Richter. Erster unterhielt auf seinem Anwesen in der Sackgasse sogar ein größeres Lager für die Getreideabnahme. Zweiter beschaffte sich als zusätzlichen Zweig zu seinem Unternehmen einen Mähdrescher und drusch im Lohnverfahren für die Landwirte, die ihn dazu beauftragten.

In den 1950er Jahren kaufte der Verein von den Erben (Familie Bueger) des verstorbenen August Marbach dessen Gehöft in der Kirchgasse 8 und gründete dort die Genossenschaft. 1957 wurde auf diesem Anwesen zusammen mit der Stadt eine moderne gemeinschaftliche Gefrieranlage eingerichtet. Jeder konnte dort ein oder mehrere Gefrierfächer anmieten, die ähnlich einer Schließfachanlage angeordnet waren. Man bekam einen Schlüssel für die Anlage und ein Vorhängeschloss für das Gefrierfach und konnte dort sein Friergut einlagern.

Anfang der 60er Jahre wurden in der Hofreite Vogt, Bingenheimer Straße 35, unter dem Vorsitz von Karl Bausch 18 Silos für lose Getreideabnahme gebaut.

Wenige Jahre später kaufte die Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft Reichelsheim - die später in RHG (Raiffeisen Handels Genossenschaft) und dann in Raiffeisen-Genossenschaft Wetterau umfirmierte das Gelände der ehemaligen Molkerei, welches bis zur Aufgabe im Dezember 2010 mehrfach erweitert und ausgebaut wurde. 1969 wird in Nachbarschaft zum Bahnhof eine neue Getreidelagerhalle errichtet. 1970 wird dieses Getreidelager von der Fa. Wagner (aus Södel) übernommen. Im Gebäude der ehemaligen Molkerei wird ein modernes Lager mit Maschinenwerkstatt eingerichtet. Von 2004 an übernahm die Raiffeisen Waren Zentrale (RWZ) das Gelände. Bis Ende 2005 wurde auf dem Grundstück der Agrarhandel betrieben, bevor die RWZ die Geschäftsstelle schloss. Zu guter Letzt hatte hier ein Internetweinhändler sein Domizil. Der Geschäftsmann schloss seinerzeit einen Mietvertrag über zwei Jahre mit der Raiffeisen Wetterau. In den weiteren Gebäudeteilen hatte ein Spengler seine Werkstatt und im oberen Stock waren Wohnungen untergebracht. Der Großteil des mehrere Tausend Quadratmeter großen Grundstücks war zu dieser Zeit leerstehend. Besonders unansehnlich war mittlerweile das alte Wohnhaus gleich hinter dem alten Getreidelager geworden, welches in den Letzten Jahren gleich mehrmals Brandanschlägen ausgesetzt war. Dieses Haus war ursprünglich ein Büro- und Lagergebäude und wurde gleichzeitig mit einer Fabrikationshalle für Steine im Jahr 1924 von der Oberhessischen Baustein GmbH errichtet. Steine wurden hier nicht lange gefertigt: Schon 1927 ging bei der Stadt wieder ein Bauantrag ein - für einen Wetterauer Großmaststall. Hier wurden Schweine gezüchtet und gemästet - aber auch diese Anlage (die sogenannte Ambi) hatte nicht lange Bestand.

2011 wurde das Gelände verkauft und dem Erdboden gleich gemacht. Heute befindet sich dort ein Verbrauchermarkt. Weiteres Gelände wurde von der Stadt Reichelsheim angekauft und im Rahmen des Projektes "Reichelsheimer Mitte" bis zum Jahre 2018 erschlossen. Im Rahmen der Erschließung entsteht dort eine neue Straße, die in Erinnerung an das ehemalige Raiffeisengelände den Namen Raiffeisenstraße erhält.

Die Löschung aus dem Handelsregister erfolgte zum 01. Oktober 2015, die letzte ordentliche Generalversammlung der Raiffeisen Wetterau eG i.L. Reichelsheim fand am 26.10.2015 statt.

Ein ausführlicher Artikel über die Geschichte der "Genossenschaft" ist auf http://www.alexanderhitz.de/geschichte_genossenschaft.html zu lesen.

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