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Chronik des Kleintierzuchtvereins Reichelsheim 1909 e.V.

(entnommen der Festschrift 100 Jahre Kleintierzuchtverein 1909 – 2009)

Die Vereinsgeschichte

100 Jahre Kleintierzuchtverein Reichelsheim! Ein Jubiläum, das uns mit Freude und Stolz erfüllt. Wir erhalten und verwalten ein Erbe, zu dem im Frühjahr 1909 elf Männer den Grundstock gelegt haben. Die Liebe zu den Tieren, der Idealismus, sich der Erhaltung der Verbindung des Menschen zur Natur zu widmen, und natürlich auch die Möglichkeit, in der Gemeinschaft dem Züchterhobby zu frönen, mögen ausschlaggebend gewesen sein für die Gründung unseres Vereins. Viel Mühe und Fleiß investierten die Gründer in den Verein, dem sie den Namen “Geflügel- und Kaninchenzuchtverein“ gegeben haben.

Die elf Gründungsmitglieder waren:

  • Wilhelm Cassebeer
  • Joseph Capretti
  • Heinrich Gondolf
  • Adolf Keller
  • Karl Georg Koch
  • Otto Muhl
  • Gustav Sprengel
  • Karl Veith
  • Theodor Vogt
  • Herrmann Wagner
  • Rudolf Walther

Karl Veith wurde zum 1. Vorsitzenden berufen und die Gründungsmitglieder waren jahrelang die einzigen Mitglieder. Der Verein hatte anfangs sogar Überlebensschwierigkeiten. Von der Kaninchenzucht war man zunächst wieder abgekommen. Es wurde eigens eine Versammlung einberufen in der über den Fortbestand des Vereins abgestimmt wurde. Man entschied sich dafür. Aber schon bald brachte der erste Weltkrieg das Vereinsleben zum Erliegen. Eine stete Aufwärts-entwicklung nahm der Verein, nachdem die Wirrnisse des Weltkrieges sich gelegt hatten, aber noch die Inflation herrschte. Im Jahre 1922 traten Otto Bausch, Rudolf Coburger, Walter Coburger, Albert Gondolf und Robert Sprengel in den Verein ein. Später kamen noch Walter Diehl, Ernst Lotz und Frieda Urban hinzu. Man widmete sich jetzt vorwiegend der Geflügelzucht. Hier setzten zwei Reichelsheimer Züchter Akzente. Theodor Vogt war maßgeblich an der Herauszucht der „Hessischen Kröpfer“ beteiligt. Als Züchter war er Mitbegründer des Sondervereins Hessischer Kröpfer.

Gleichermaßen erfolgreich und bekannt war Otto Muhl mit seinen „Rhodeländer“. Für diese Rasse war Otto Muhl internationaler Preisrichter. Ende der Zwanziger Jahre stellte Reichelsheim mit Karl Veith sogar den Vorsitzenden des Landesverbandes Hessen-Nassau. Überregionale Ausstellungen wurden besucht, so unter anderem die Landesschau in Gießen und Marburg sowie die Nationale in Hannover und Leipzig. Abermals war es ein Weltkrieg, der das blühende Vereinsleben über Jahre hinaus zunichte machte.

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs lebten alle Vereine wieder auf, die Militärregierung erteilte Genehmigungen zu neuem Wirken. Auch unser Verein kam wieder auf die Beine. Er nahm einen Aufschwung, wie ihn die altgedienten Mitglieder bis dahin nicht für möglich hielten. Die Mitglieder-zahl wuchs ständig aber im Wesentlichen doch aus recht eigennützigen Gründen. Der aufblühenden Kaninchenzucht galt nicht nur züchterisches Interesse, ebenso wenig der Hühnerzucht. Letztere brachte erwähnenswerte Vergünstigungen mit sich, die zu dieser Zeit naturgemäß hoch im Kurs standen. Die als Hühnerzüchter eingeschriebenen Mitglieder konnten ein gewisses Kontingent Eier als Bruteier behalten, das von der vorgeschriebenen Eierablieferung ausgenommen war. Zusätzlich erhielten sie Bezugsscheine für Briketts und Holz für die Kükenaufzucht und die Beheizung von Aufzuchtställen. Eine Taubenzucht wurde zu dieser Zeit nicht betrieben. Dies ist umso mehr verständlich, wenn man im Protokollbuch vom 28.05.1946 liest: „Futter kann vorläufig nicht beschafft werden.“ Nach Wiederaufnahme des Vereinsgeschehens nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Verein in der ersten protokollarischen festgehaltenen Versammlung am 04.05.1946 in „Kleintierzuchtverein“ umbenannt. Unser Verein führt seinen heutigen Namen also erst seit diesem Zeitpunkt. Endlich wollte der Verein auch einmal mit einer eigenen Lokalschau in Erscheinung treten. Nachdem man 1948 mit 72 Mitgliedern den höchsten Stand überhaupt verzeichnete, wurde diese Ausstellung auf den 16.01.1949 festgelegt. Die in Reichelsheim ausgebrochene Maul und Klauen-seuche ließ dieses Vorhaben aber scheitern. Kurzfristig arrangierte man sich mit dem Verein Weckesheim, eine gemeinsame Ausstellung abzuhalten und erhielt 1/3 Anteil des Erlöses dieser Schau.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im Lande, vollzog sich ein Strukturwandel im Verein. Die Mitgliederzahl reduzierte sich auf 30 Mitglieder, die Kaninchenzucht kam gänzlich zur Einstellung, die Taubenzucht hingegen nahm einen mächtigen Aufschwung. lm Jahr 1952 war es dann endlich soweit, dass die erste Lokalschau in Reichelsheim abgehalten werden konnte. Im Laufe der folgenden Jahre war allgemein nicht nur eine stetige Verfeinerung der Zucht festzustellen, sondern es kamen auch laufend Neuzüchtungen heraus. Das züchterische Element trat immer mehr in den Vordergrund. Folglich war es naheliegend, dass der Verein 1964 eine gebrauchte Brutmaschine anschaffte. Ab den Jahren von 1965 an fand eine Lokalschau jedes Jahr statt. Inzwischen entwickelte der züchterische Ehrgeiz auch vereinsmäßig ein gesundes Erfolgsstreben. In Jahre 1967 wurde erstmals ein Leistungswanderpreis eingeführt. Zusätzlich wird ab 1969 alljährlich ein Vereinsmeister auf Hühner und Tauben ermittelt. 1971 wurde die Bestellung von 144 Taubenringen vermerkt, ein Zeichen dafür, dass es mit der Taubenzucht steil bergauf ging.

Inzwischen hatte sich unser Verein auf Kreis- und Verbandsebene längst einen Namen gemacht. Das erste internationale Auftreten Reichelsheimer Züchter gab es mit der Beteiligung an Ausstellungen in Amsterdam und Straßburg. In den Jahren 1972, 1973 und 1975 war die Kreisverbandsschau an unserer Schau angegliedert. Anfang 1974 wurde eine neue Brutmaschine angeschafft und in Betrieb genommen. Es wurden im ersten Jahr 1680 Eier eingelegt. An Pfingsten wurde vom Verein zum ersten Mal der Pfingsttanz abgehalten. lm Herbst wurde eine Vervielfältigungsmaschine für die Ausstellungskataloge angeschafft. lm Jahr 1976 fand erstmals die Hauptsonderschau der weißen Zwerg Wyandotten mit Züchtern aus der gesamten BRD statt. Es folgte im Jahr 1978 die Hauptsonderschau der seltenen Zwerghühner, auch diese Ausstellung war ein voller Erfolg.

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Nach ersten Vorgesprächen mit Bürgermeister Steffan im Jahre 1978, wegen der Überlassung Städtischen Geländes für die Errichtung einer Zuchtanlage, kam es endlich im Jahr 1981 zum Abschluss eines Erbbaurechtsvertrages mit der Stadt Reichelsheim. Im Jahr machten wir einen Ausflug nach Lindenholzhausen in die Zuchtanlage. Ab dem Jahr 1980 führten wir eine Allgemeine Rassegeflügelschau durch. Im Jahre 1981 schafften wir mit einem neuen Wettbewerb sportliche Basis für Züchterfreunde, bei Zuchtfreund Alfred Berg fand das erste Reichelsheimer Hähnewettkrähen mit 114 Hähnen statt. Das Hähnewettkrähen, seitdem alljährlich ausgetragen, war auf Anhieb ein Erfolg und erfreut sich dauerhafter Beliebtheit. Es wurde auch ein Ausflug in die Rhön (Tann) und nach Fulda gemacht. lm Jahr 1982 hatte wir bei der Ausstellung, den Sonderverein der seltenen Zwerghühner und die Gruppe Hessen der weißen Zwerg Wyandotten zu Gast. Reichelsheimer Züchter scheuten keine Arbeit und richteten 1983 die Landesverbandsjugendschau mit 1015 Tieren aus. Viele behördliche Klippen mussten umschifft werden, ehe wir im Jubiläumsjahr 1984 mit den Arbeiten in der Zuchtanlage beginnen konnten.

Am 07.04. 1984 wurde mit dem Bau der Zuchtanlage begonnen.

Am 23.-24.und 25.06.1984 feierten wir unser 75-jähriges Bestehen auf dem Festplatz in einem Zelt. Am Freitagabend war Kommersabend mit allen Vereinen. Am Samstagabend war großer Tanzabend und am Sonntag Hähnewettkrähen mit Ausklang.

lm Oktober hatte wir die Hauptsonderschau der weißen Zwerg Wyandotten mit 56 Aussteller. Einen Monat später wurde noch die Kreisverbandsschau mit 800 Nummern bei 120 Ausstellern abgehalten. Seit der Verein eine Zuchtanlage hat, ist sie in der Versammlung immer ein Tagesordnungspunkt.

Im Jahre 1985 wurde eine Zuchtplatzordnung erstellt. In der Zuchtanlage wurde ein Doppelhaus errichtet für zwei Zuchtfreunde. 1986 wurde das Vereinsheim mit Käfiglager errichtet. Im darauf folgenden Jahr wurde der Vorplatz vor dem Vereinsheim überdacht. Nun konnten wir im trockenen unsere Veranstaltungen abhalten.

Auf der Jahreshauptversammlung am 16.04.1988 wurde Karlheinz Guth zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt da Günter Mengel nicht mehr zu Verfügung stand. In der Zuchtanlage wurde eine neue Parzelle mit Käfiglager erstellt. Auf dem Landesverbandstag 1990 in Lindenholzhausen, wurde unser Ehrenmitglied Otto Bausch zum Ehrenmeister im Landesverband Hessen-Nassau ernannt.

1992 haben wir eine Lagerhalle von der Preußen Elektra erworben. Diese wurde 1993 auf dem Gelände in der Zuchtanlage aufgebaut und wird von zwei Zuchtfreunden und als neues Käfıglager bis heute genutzt. Unser Zuchtfreund Johann Haas stellte den Antrag die Deutsche Bantamschau 1995 in Reichelsheim ausrichten zu dürfen. Wegen dieser großen Ausstellung mussten wir nach Dorn-Assenheim in die Sport- und Kulturhalle ausweichen. Es waren über 1000 Tiere in unserer Obhut. 1996 wurde eine Gasheizung in dem Vereinsheim installiert. Im gleichen Jahr wurde ein Familienabend als Dank, für die geleistete Arbeit bei der Bantamschau ausgerichtet. lm nächsten Jahr wurde ein weiteres Haus für zwei Zuchtfreunde in der Zuchtanlage errichtet. 1999 haben wir an dem Wettbewerb der schönsten Zuchtanlage vom Landesverband, teilgenommen und haben den 7 Platz errungen. 2000 ließen wir die Türen und Fenster, im Vereinsheim vergittert, da wir in den vergangenen Jahren, oft von ungebetenen Gästen besucht wurden. 2002 richteten wir zum zweiten Mal die Deutsche Bantamschau in Dorn-Assenheim aus. Auch dieses Mal waren alle Bantamzüchter sehr zufrieden. Ab dem Jahr 2003 machten wir unsere erste Freilandlokalschau in der Zuchtanlage, mit 156 Tieren. Bei der zweiten Freilandschau 2004 wurden 145 Tiere präsentiert.

Unsere Freilandschau wurde leider 2006 Opfer der Vogelgrippe. (Die Ausstellung viel aus).

Im Sommer des Jahres 2007 wurde von den Mitgliedern das Vordach am Vereinsheim erneuert.

Ab 1964 nahmen wir auf allen Festlichkeiten in Reichelsheim und Heuchelheim mit einem Festwagen teil. Wir unterstützten auch die benachbarten Geflügelzuchtvereine bei ihren Festlichkeiten. Auch unser Vereinsheim wurde in der Vergangenheit an viele Vereine für Festlichkeiten auf dem Festplatz zur Verfügung gestellt.


Es spricht für die Harmonie in unserem Verein, dass wir in den 10 Jahrzehnten des Bestehens mit 8 Vorsitzenden auskamen. Es sind dies: Karl Veith 1909 - 1933 Emst Lotz 1946 - 1952 Walter Diehl 1955 - 1961 Rudolf Rieß 1967 - 1933 Fritz Rohde 1940 - 1952 Albrecht Kratz 1955 - 1961 Günter Mengel 1967 - 1988 Karlheinz Guth 1988 - bis heute


Zur Zeit hat unser Verein 59 Mitglieder und 6 Jugendliche. Bitte haben sie Verständnis dafür, dass wir nicht auf alle Details eingehen können, zumal Aufzeichnungen für die Zeit von der Gründung bis 1945 fehlen. Wir hoffen aber ihnen gleichwohl einen Einblick in unser Vereinsleben vermittelt zu haben.  

Vereinsvorstände seit der Gründung bis zum Jahr 2009

(Genaue Aufzeichnung liegen ab 1946 vor)

2. Vorsitzender
1946 - 1951 Alois Spitzel
1951 - 1952 Rudolf Rieß
1952 - 1959 Walther Diehl
1959 - 1974 Otto Bausch
1974 - 2006 Werner Welcker
2006 - 2009 Günther Schneevogt
seit 2009 Peter Prüfer
Kassierer
1946 - 1951 Hermann Wagner
1951 - 1966 Albert Welcker
1966 - 1972 Albert Gondolf
1972 - 1998 Margarete Metzner
1998 - 2009 Kati Schneevogt
seit 2009 Ulrike Pischke
Schriftführer
1946 - 1950 Robert Sprengel
1950 - 1951 Pauli
1951 - 1959 Fritz Rohde
1959 - 1967 Walther Diehl
1967 - 1969 Manfred Stier
1969 - 1973 Albrecht Kratz
1973 - 1977 Klaus Wolf
1977 - 1988 Karlheinz Guth
seit 1988 Arthur Weitz
Zuchtwart
1946 - 1953 Albert Freimann
1953 - 1955 Walther Diehl
1955 - 1959 Rudolf Rieß
1959 - 1967 Gerhard Bielke
1967 - 1977 Karlheinz Guth
1977 - 2003 Hans Urban
seit 2003 Peter Prüfer
Jugendobmann
1974 - 1983 Hans Metzner
1983 - 1984 Hilmar Hubeler
1984 - 1996 Mario Guth
1996 - 2002 Oliver Weisel
seit 2002 Mario Guth