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Aus Historisches Reichelsheim

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Es brennt es brennt - ein jeder rennt!
Wie war das früher, wenn es irgendwo in oder um Reichelsheim gebrannt hatte ... früher, als es noch keine Feuerwehr gab - eine Feuerwehr, wie wir sie heute kennen?

Gesetze und Verordnungen gab es schon immer und auch zu Fürstenzeiten war geregelt, daß jeder Mann vom zwanzigsten bis zum sechzigsten Lebensjahr zum Feuerlöschdienst verpflichtet sei und daß jeder Bürger im Brandfalle "zu Hülf" zu eilen hatte. Im Kirchenbuch von Reichelsheim ist im Jahre 1665 der wohl größte Brand mit verherenden als auch weitreichenden Folgen dokumentiert.

"Den 28.Juni 1665 ist morgens um 7 Uhr eine gewaltige Feuersbrunst entstanden, welche in eineinhalb Stunden 68 Gebäude in Brand setzte, davon sind 18 Scheuern und alle dabei gestandenen Ställe samt drei Wohnhäuser ganz in Asche gelegt worden, die anderen Gebäude sind auch beschädigt; aber doch durch Gottes und benachbarter Hülfe gerettet worden ... Bei diesem Brande ist die Pfarrscheuer samt allen Ställen eingeäschert worden. Und ist die ganze Seite bis hin an die Oberpforte und Backhaus abgebrannt und nur allein die Häuser, die auf die Gasse gesehen, sind stehen geblieben, wiewohl auch alle von dem Brand sind berührt worden. Das Pfarrhaus hat auch angefangen zu brennen, ist aber mit Gottes Hülfe erhalten worden."

Der komplette südliche Teil von Reichelsheim stand demnach in Flammen. Ein Straßenzug - die heutige Neugasse ist danach völlig erneuert und mit einer breiteren Straße wieder aufgebaut worden. Die breitere Straße sollte es nicht so leicht zulassen, daß im Falle eines Brandes der Funkenflug von einer Straßenseite zur anderen einen weiteren Brandherd entfachen könnte. 1687 wurde am Martinigericht verkündet, daß in Zukunft nur noch gebrannte Ziegel Verwendung finden durften, die bis dahin übliche Strohdeckung wurde in Reichelsheim "bey Straf" verboten.

180 Jahre später - am 18. Juni 1867 - erließ der damals regierende Landgraf Ludwig VIII die erste hessische Feuerlöschordnung. "Hiernach hat jede Gemeinde die nötigen Feuerlösch- und Rettungsgerätschaften anzuschaffen und im Stande zu halten, sowie für die Einrichtung und Unterhaltung einer ausgerüsteten und eingeübten Feuerwehr und eines sachgemäßen Feuermeldewesens zu sorgen." Die Brandbekämpfung war nun geregelt und der öffentlichen Ordnung unterstellt. Dies schien den hessischen Bürgern jedoch nicht genug und man gab sich damit allein nicht zufrieden. So setzte sich der Wunsch nach einer Freiwilligen Wehr auch in Reichelsheim durch und die "Großherzogliche Bürgermeisterei Reichelsheim" lud am 15. Mai 1892 alle Männer zur Versammlung. 49 Unterzeichner gründeten einen Verein zwecks Hilfeleistung bei Feuersgefahr sowie bei sonstigen allgemeinen Gefahren und ersuchten bei der vorgesetzten Behörde um Genehmigung der "Freiwilligen Feuerwehr Reichelsheim". In der am 22. Mai 1892 stattgefundenen 2. Versammlung wurden die Vorstandsmitglieder und Amtsträger gewählt. Der Verein war gegründet!


  • 1892 - Das Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Reichelsheim i.d. Wetterau
15. Mai 1892 - Gründungsversammlung, einberufen durch die Großherzogliche Bürgermeisterei Reichelsheim.
20. Mai 1892 - Zustimmung der vorgesetzten Behörde.
22. Mai 1892 - Wahlen des Vorstandes und der Amtsträger; zum Kommandanten wurde Karl Louis Vogt gewählt.
  • 1893
23. Februar 1893 - Kreißausschuß genehmigt die Vereinssatzung.
In einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung wird zur Verbesserung der Organisation beschlossen eine Spritze anzuschaffen und einen Vereinsdiener einzuführen. das Amt wird an Franz Goldmann vergeben.
  • 1895
erste "Feuerspritze" wird in Dienst gestellt. (200L Handdruckspritze ohne Saugvorrichtung)
  • 1901
Teilnahme am Leistungswettbewerb beim Verbandstag in Hungen. (in der Vereinschronik besonders erwähnt)
Anschaffung einer großen Leiter, Steigerzug und Rettungszug werden aufgestellt.
Die Wehr erhält neue, einheitliche Dienströcke.
  • 1904
erstes Feuerwehrfest; Das 12 jährige Stiftungsfest fand im Juni 1904 im Garten des Gasthofes zur Post statt.
  • 1906
erster Wechsel in der Führung: Karl Louis Vogt tritt aus Altersgründen als Kommandant zurück - Nachfolger wird Wilhelm Braun.
  • 1908
11. März 1908 - es wird über den ersten erfolgreichen Einsatz der Wehr bei der Brandbekämpfung an der Scheune auf dem Anwesen des Landwirts August Opificius berichtet.
Anschaffung einer tragbaren Schiebeleiter und eines zweirädrigen Karrens für den Transport derselben.
  • 1911
Wilhelm Bopp wir zum Kommandanten gewählt.
erstmalig werden 10 Mitglieder mit dem 15-jährigen Dienstabzeichen geehrt.
  • 1912
am 26. Juni 1912 - wurde dem Bauantrag der Gemeinde Reichelsheim auf das Spritzenhaus in der Neugasse stattgegeben
  • 1914
in der Generalversammlung werden 5 Mitglieder mit dem 15-jährigen Dienstabzeichen ausgezeichnet.
Teilnahme am Fest des 50-jährigen Bestehens der Feuerwehr Friedberg.
01. August 1914 - Das Deutsche Reich erklärt die Mobilmachung - die wehrfähigen Männer müssen in den Krieg.
  • 1919
in der ersten Generalversammlung nach dem Krieg wird ein neuer Vorstand gewählt - der neue Kommandant heißt Theodor Fleischhauer.
  • 1922
14. Mai 1922 - unter Mitwirkung des Musik- und Gesangvereins wird in kleinem Rahmen ein Fest zum 30 jährigen Bestehen durchgeführt.
  • 1926
der seit der Vereinsgründung amtierende Vereinsdiener Franz Goldmann ist verstorben - sein Nachfolger wird Heinrich Klein.
  • 1932
Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums gibt der Verein eine gedruckte Chronik heraus. (geschrieben von Karl Fich jr.)
  • 1936
Im Mai 1936 wurden für das ganze Reich verbindliche Mustersatzungen für Freiwillige Feuerwehren erlassen. Eine Neuformierung der Feuerwehr erfolgte aufgrund des Feuerlöschgesetzes. Es löste die privatrechtlichen Vereine, die die freiwilligen Feuerwehren bis dahin darstellten, auf und ließ sie als Exekutivorgane mit besonderen Aufgaben im Organisationsrahmen der Polizei neu entstehen. Die Freiwilligen Feuerwehren erhielten den Status einer Hilfstruppe und unterstand der Ordnungspolizei. Der Verein war nunmehr kein Verein sondern als "Feuerlöschpolizei[1] " zum Staatsinstrument geworden. Erstmals seit Bestehen der Wehr fand diesbezüglich eine Vereidigung statt.
Eine Motorspritze vom Typ TS 4 (Tragkraftspritze 400 l/min) wird angeschafft
  • 1938
Die Motorspritze TS 4 und ein eigens dafür angeschaffter Mannschaftsmotorwagen werden in dem dafür hergerichteten "Gerätehaus" zw. Rathaus und Kirche untergebracht.
  • 1939 - 1945
Am 01. September 1939 beginnt der 2. Weltkrieg - viele Feuerwehrmänner wurden eingezogen, die nicht wiederkehrten. Die Motorspritze wurde gegen Ende des Krieges oft in Frankfurt nach Bombenangriffen eingesetzt. Die einzige Alarmierung in Reichelsheim während des Krieges war am 12. Mai 1944, als ein US-Bomber abstürzte und einige Gebäude beschädigte.
  • 1946
Erste Mitgliederversammlung nach dem Kriege am 05.09.1946. Das Feuerlöschgesetz war - wie viele andere Gesetze aus dem III. Reich aufgehoben worden und die Feuerwehr nahm ihre Tätigkeit im Sinne echter "freiwilliger" Vereinstätigkeit wieder auf. Kommandant wurde Otto Nohl.
  • 1947
Es wurde beschlossen, das Mitglieder über 45 Jahre aus dem aktiven Dienst ausscheiden.
  • 1950
Erstmals wurde eine Sirene zur Alarmgebung auf dem Dach des Rathauses installiert.
  • 1952
Am 27. April 1952 feierte man das 60 jährige Bestehen der Feuerwehr in einem größeren feierlichen Rahmen. Die Gemeindevertretung übergab im Zuge der Feierlichkeiten der FFW ein neues TS8 Motorgerät. Theodor Fleischhauer wird zum Ehrenkommandanten ernannt.
  • 1956
David Walther wird für den verstorbenen Vereinsdiener Heinrich Klein zum Nachfolger gewählt.
Am 08. Dez 1956 legte Ortsbrandmeister Otto Nohl, der inzwischen zum Bürgermeister der Stadt Reichelsheim gewählt wurde, sein Amt nieder. Zum neuen Ortsbrandmeister wird Alex Spies gewählt.
  • 1963
In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 25.08.1963 gedachte man des plötzlich verstorbenen Bezirks- und Ortsbrandmeisters Alex Spies. Sein Nachfolger wird Erich Rieß.
  • 1964
Die Wehr erhält ein neues Löschfahrzeug LF 8 Magirus
  • 1965
Im April bezieht die Feuerwehr den ehemaligen Faselstall, der nun zum Feuerwehrgerätehaus umgebaut wurde.
  • 1967
Am 27., 28. und 29 Mai 1967 fand das Fest zum 75-jährigen Bestehen der FFW Reichelsheim statt
  • 1982
vom 18. - 21. Juni feiert die FFW ihr 90 jähriges Bestehen
  • 1992
vom 05. - 08. Juni feiert die FFW ihr 100 jähriges Bestehen


Datum bzw Jahreszahlen der Ereignisse sind den Festschriften der FFW Reichelsheim 1990 und xxxx entnommen


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Einzelnachweise

  1. Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen, Reichsgesetzblatt, Jahrgang 1938, Teil I, Seite 1662 ff.