Ortsteil Reichelsheim / Vatertierhaltung

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In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man in Deutschland den Gemeinden die Pflicht zur Vatertierhaltung aufzuerlegen. Teilweise wurden einzelne Bauern für die Haltung der Vatertiere von der Gemeinde in Vertrag genommen und entlohnt, oder es wurde ein gemeindeeigenes Gebäude zur Haltung der Vatertiere gebaut und ein Person betraut, die sich der Pflege und Unterhaltung des sogenannten Faselstalles verpflichtete. Das Gesetz zur gemeindlichen Pflicht der Vatertierhaltung wurde zum 1. Januar 2000 aufgehoben, bis dahin hatte sich die seit den 1960er Jahren angewendete künstliche Besamung so weit durchgesetzt, dass die meisten Faselställe ihre Funktion verloren und aufgegeben wurden. Aus Unterlagen des Stadtarchivs ist bekannt, daß z.B. 1881 ein Vertrag der Gemeinde mit dem Schäfer Philipp Mörschel über die Haltung der Schafböcke abgeschlossen wurde - dgl mit dem Schäfer Johannes Vonderheid in 1896. Der Reichelsheimer Faselstall wurde 1911 gebaut. Bis auf einen Hengst waren hier zumindest ein Bulle und ein Eber untergebracht. Die Gemeindeschäferei war bis dahin bereits aufgegeben worden. Die Pferdezucht in Hessen-Nassau war zentralisiert. Seit 1869 war es Aufgabe des "Landgestüts" Hengste zur Pferdezucht zu unterhalten. Vom Hörensagen weiß man noch, daß in Reichelsheim bereits sehr früh eine Außenstelle des Gestüts untergebracht war. Der Hengst stand im Stall des Landwirtes Gros in der Neugasse. Später war das Gestüt im Gasthof zur Post untergebracht. Der Faselstall wurde 1964 aufgegeben und umgebaut - die FFW bezog dort ihr "neues" Domizil. Im Rahmen des "Dorferneuerungsprogramms" ist der Faselstall zur Begenungsstätte ausgebaut worden. Im Hof und im Untergeschoß hat man den Jugendtreff und im Obergeschoß den sogenannten Agendaraum eingerichtet.