Ortsteil Reichelsheim / Vatertierhaltung: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Gesetz zur gemeindlichen Pflicht der Vatertierhaltung wurde zum 1. Januar 2000 aufgehoben. Bis dahin hatte sich die seit den 1960er Jahren angewendete künstliche Besamung bereits so weit durchgesetzt, dass die meisten Faselställe ihre Funktion verloren und aufgegeben wurden - so auch der in Reichelsheim. Der Faselstall wurde 1964 umgebaut - die FFW bezog dort ihr "neues" Domizil.
 
Das Gesetz zur gemeindlichen Pflicht der Vatertierhaltung wurde zum 1. Januar 2000 aufgehoben. Bis dahin hatte sich die seit den 1960er Jahren angewendete künstliche Besamung bereits so weit durchgesetzt, dass die meisten Faselställe ihre Funktion verloren und aufgegeben wurden - so auch der in Reichelsheim. Der Faselstall wurde 1964 umgebaut - die FFW bezog dort ihr "neues" Domizil.
 
Im Rahmen des "Dorferneuerungsprogramms" ist der Faselstall zur Begegnungsstätte ausgebaut worden. Im Hof und im Untergeschoß hat man den Jugendtreff und im Obergeschoß den sogenannten Agendaraum eingerichtet.
 
Im Rahmen des "Dorferneuerungsprogramms" ist der Faselstall zur Begegnungsstätte ausgebaut worden. Im Hof und im Untergeschoß hat man den Jugendtreff und im Obergeschoß den sogenannten Agendaraum eingerichtet.
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[[Kategorie:Ortsteil Reichelsheim]]

Version vom 14. Mai 2014, 23:44 Uhr

Stichworte:

  • Faselstall
  • Deckstation
  • Landgestüt Dillenburg


In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man in Deutschland den Gemeinden die Pflicht zur Vatertierhaltung aufzuerlegen. Einzelne Bauern wurden daraufhin für die Haltung der Vatertiere von der Gemeinde in Vertrag genommen und entlohnt, oder es wurde ein gemeindeeigenes Gebäude zur Haltung der Vatertiere gebaut und ein Person betraut, die sich der Pflege und Unterhaltung des sogenannten Faselstalles verpflichtete. Aus Unterlagen des Stadtarchivs ist bekannt, daß z.B. 1881 ein Vertrag der Gemeinde mit dem Schäfer Philipp Mörschel über die Haltung der Schafböcke abgeschlossen wurde - dgl mit dem Schäfer Johannes Vonderheid in 1896. Von 1803 an bis zum Jahre 1964 sind im Stadtarchiv Verträge über die Anschaffung und Unterhaltung von Faselvie aufbewahrt. Der Reichelsheimer Faselstall wurde 1893 gebaut. Bis auf einen Hengst waren hier zumindest ein Bulle, ein Ziegenbock und ein Eber untergebracht. Die Gemeindeschäferei, für die im Archiv bis in das Jahr 1759 zurück die Schafmeisterbelege vorliegen, war bis dahin bereits aufgegeben worden. Die Pferdezucht in Hessen-Nassau war zentralisiert. Seit 1869 war es Aufgabe des "Landgestüts" Hengste zur Pferdezucht zu unterhalten. Im Stadtarchiv ist ein Verzeichnis des Landgestüts aufbewahrt, welches von 1827 an die aus Dorn Assenheim in Reichelsheim gedeckten Stuten auflistet. Karl Bausch wußte noch zu berichten: "Ein Hengst des Gestüts stand in einem Stall am Römerberg, welcher dem Landwirt Friedrich Gros aus der Neugasse gehörte. Zum Decken wurde der Hengst auf den Hof in die Neugasse verbracht. Eine Tochter des Fr. Gros heiratete 1924 den Eigentümer des Gasthof zur Post (Karl Sprengel) und so ergab sich, daß die Deckstation später - bei Hannese - im Gasthof zur Post untergebracht war. Gestütsleiter war seinerzeit ein Herr Schwöbel. Es folgte Herr Hintz, später noch ein Herr Lindner." Das Gesetz zur gemeindlichen Pflicht der Vatertierhaltung wurde zum 1. Januar 2000 aufgehoben. Bis dahin hatte sich die seit den 1960er Jahren angewendete künstliche Besamung bereits so weit durchgesetzt, dass die meisten Faselställe ihre Funktion verloren und aufgegeben wurden - so auch der in Reichelsheim. Der Faselstall wurde 1964 umgebaut - die FFW bezog dort ihr "neues" Domizil. Im Rahmen des "Dorferneuerungsprogramms" ist der Faselstall zur Begegnungsstätte ausgebaut worden. Im Hof und im Untergeschoß hat man den Jugendtreff und im Obergeschoß den sogenannten Agendaraum eingerichtet.