Ortsteil Reichelsheim / Vatertierhaltung: Unterschied zwischen den Versionen

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Der ehemalige Faselstall bzw. die heutige Jugend- und Begegnungsstätte Reichelsheim (Agendaraum) hat die Adresse Neugasse 37
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Rhm Gestuetsleiter Lindner mit Domino 1958.jpg|Gestütsleiter Ernst Lindner, hier mit Hengst Domino während eines Festzuges vor dem "Gasthof Zur Post"
 
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[[Kategorie:Gebäude im alten Reichelsheim|Vatertierhaltung]]
 
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Aktuelle Version vom 23. April 2020, 13:31 Uhr

Der ehemalige Faselstall bzw. die heutige Jugend- und Begegnungsstätte Reichelsheim (Agendaraum) hat die Adresse Neugasse 37

Stichworte:

  • Faselstall
  • Gemeindeeber
  • Gemeindebulle
  • Deckstation
  • Landgestüt Dillenburg
  • Staatliche Hengststation
  • Gestüt


Der Faselstall vor und nach dem Umbau zum Feuerwehrgerätehaus. Bild entnommen dem Sonderdruck des Ortsvereins SPD von 1968 (Willy Nohl)

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man in Deutschland den Gemeinden die Pflicht zur Vatertierhaltung aufzuerlegen. Einzelne Bauern wurden daraufhin für die Haltung der Vatertiere von der Gemeinde in Vertrag genommen und entlohnt, oder es wurde ein gemeindeeigenes Gebäude zur Haltung der Vatertiere gebaut und eine Person betraut, die sich der Pflege und Unterhaltung des sogenannten Faselstalles verpflichtete. Aus Unterlagen des Stadtarchivs ist bekannt, daß z.B. 1881 ein Vertrag der Gemeinde mit dem Schäfer Philipp Mörschel über die Haltung der Schafböcke abgeschlossen wurde - dgl mit dem Schäfer Johannes Vonderheid in 1896. Von 1803 an bis zum Jahre 1964 sind im Stadtarchiv Verträge über die Anschaffung und Unterhaltung von Faselvieh aufbewahrt. Der Reichelsheimer Faselstall wurde 1893 gebaut. Bis auf die Hengste waren hier zumindest zwei Bullen, ein Ziegenbock und zwei bis drei Eber untergebracht. (siehe auch im Heimatfilm von 1962 bei 21min30sec) Die Gemeindeschäferei, für die im Archiv bis in das Jahr 1759 zurück die Schafmeisterbelege vorliegen, war bis dahin bereits aufgegeben worden. Die Pferdezucht in Nassau war zentralisiert. Es war Aufgabe des "Gestüts" Hengste zur Pferdezucht zu unterhalten. In unserem Stadtarchiv ist ein Verzeichnis aufbewahrt, welches von 1827 an, die aus Dorn Assenheim in Reichelsheim gedeckten Stuten auflistet. Das Landgestüt Dillenburg wurde 1869 als Preußisches Hessen-Nassauisches Landgestüt, nach Zusammenlegung der Landgestüte Weilburg, Kassel und Korbach, gegründet. Karl Bausch wußte noch zu berichten: "Die Gestütshengste standen in einem Stall am Römerberg, welcher dem Landwirt Friedrich Gros aus der Neugasse gehörte. Gestütsleiter war ein Herr Schönberger. Der zum Decken erforderliche Hengst wurde jeweils auf den Hof in die Neugasse verbracht. Eine Tochter des Fr. Gros heiratete 1924 in den Gasthof zur Post ein (Karl Sprengel genannt Hannese Karl) und so ergab sich, daß die Deckstation einige Jahre später - bei Hannese - auf dem Gehöft des Gasthofs untergebracht war. Gestütsleiter zu dieser Zeit war ein Herr Schwöbel. Es folgte Herr Hintz, später noch ein Herr Lindner." Das Gesetz zur gemeindlichen Pflicht der Vatertierhaltung wurde zum 1. Januar 2000 aufgehoben. Bis dahin hatte sich die seit den 1960er Jahren angewendete künstliche Besamung bereits so weit durchgesetzt, dass die meisten Faselställe ihre Funktion verloren und aufgegeben wurden - so auch der in Reichelsheim. Der Faselstall wurde 1964 umgebaut - die FFW bezog dort ihr "neues" Domizil. 26 Jahre diente der alte Faselstall als Feuerwehrstützpunkt bis 1985 das Feuerwehrhaus an der Bingenheimer Straße eingeweiht wurde. In den Jahren darauf war im ehemaligen Faselstall der städtische Bauhof untergebracht gewesen, welcher nun in Heuchelheim - auf dem ehemaligen PREAG-Gelände zu finden ist. Im Rahmen des "Dorferneuerungsprogramms" ist der Faselstall zur Begegnungsstätte ausgebaut worden. Im Hof und im Untergeschoß hat man den Jugendtreff und im Obergeschoß den sogenannten Agendaraum eingerichtet.



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