Ortsteil Reichelsheim / Reichelsheim und die Pest: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
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Interessant ist, wenn man in den Geschichtsbüchern unserer Nachbargemeinden blättert, daß die Pest dort in anderen Jahren ausgebrochen ist als bei uns in Reichelsheim. Die Pest war eine Epidemie und streckte sich über weite Teile des Landes aus, brach aber zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten aus. In Nidda z.B. schien die Pest in 1555 sehr schlimm gewesen zu sein. Noch schlimmer in 1635 - Nidda verlor etwa 45 Prozent seiner Bevölkerung. (Friedrich H. Weber, Bestattungen Auswärtiger in Nidda im Pestjahr 1635, in: Hessische Familienkunde 3 (1954/56), Sp. 529ff.)
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Interessant ist, wenn man in den Geschichtsbüchern unserer Nachbargemeinden blättert, daß die Pest dort in anderen Jahren ausgebrochen ist als bei uns in Reichelsheim. Die Pest breitete sich über weite Teile des Landes aus, brach aber zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten aus. In Nidda z.B. schien die Pest in 1555 sehr schlimm gewesen zu sein. Noch schlimmer in 1635 - Nidda verlor etwa 45 Prozent seiner Bevölkerung. (Friedrich H. Weber, Bestattungen Auswärtiger in Nidda im Pestjahr 1635, in: Hessische Familienkunde 3 (1954/56), Sp. 529ff.)
  
  

Version vom 15. August 2021, 10:31 Uhr

1348 - 1352 wütet in Europa die Pest - so steht es zumindest in allen Geschichtsbüchern - so auch ganz sicher in Reichelsheim.
Allerdings ist dies in keiner Quelle belegt. Vermutet wird, daß in ganz Europa etwa 30% der Bevölkerung durch den Schwarzen Tod dahingerafft wurde. Mancherorts war mehr betroffen - mancher weniger.

Seit dem ersten evangelischen Pfarrer in Reichelsheim (etwa 1532) existieren Aufzeichnungen, die uns heute etwas über die Geschichte unseres Ortes verraten. Es ist nicht all zu viel über den Verlauf der Pest in Reichelsheim bekannt. Dank der Kirchenbücher sind jedoch einige Daten überliefert.

Anhand der Sterbeeinträge wissen wir zumindest, in welchen Jahren die Pest in unserer Gegend akut war und wie viele Todesopfer zu beklagen waren.

So sind von August 1582 bis Februar 1583 insgesamt 54 Todesfälle mit dem Vermerk Pest in den Sterbebüchern verzeichnet.

In 1613 gab es im Januar und Februar einige wenige Sterbefälle. In den Monaten März bis Juni sind keine Einträge zu Pestopfern vermerkt. Von Juli an bis in den November hinein wurden die Einträger immer häufiger. Insgesamt fielen in diesem Jahr - laut Sterbebuch - 127 Einwohner der Pest zum Opfer.


Während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) ist in Deutschland mehrfach die Pest wieder ausgebrochen. Neben dem Krieg brachte die Pest immer wieder verderben und Leid. In der großen Hungersnot hatte man es nicht so mit der Hygiene. Die Menschen aßen alles - wenn der Hunger arg groß war auch dann, wenn es schon verdorben war. Die Leute waren schwach und Kränklich - der Erreger des Schwarzen Todes hatte leichtes Spiel.

Reichelsheim wurde Ende 1626 von der Pest heimgesucht - dieses mal so schlimm wie nie zuvor. Von Januar 1627 an waren jeden Monat Pestopfer zu beklagen. Bis März 1628 wurden im Sterbebuch 187 Todesfälle mit dem Zusatz "Pest" eingetragen.

Die Einwohnerzahlen von Reichelsheim in den Jahren 1626 bis 1628 sind leider nirgends niedergeschrieben. Man kann aber davon ausgehen, daß zu dieser Zeit, schon alleine bedingt durch den Krieg, kaum mehr als 400 - 500 Menschen hier lebten. Die Pest hatte demnach gut ein Drittel der Reichelsheimer Bevölkerung dahingerafft.


Interessant ist, wenn man in den Geschichtsbüchern unserer Nachbargemeinden blättert, daß die Pest dort in anderen Jahren ausgebrochen ist als bei uns in Reichelsheim. Die Pest breitete sich über weite Teile des Landes aus, brach aber zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten aus. In Nidda z.B. schien die Pest in 1555 sehr schlimm gewesen zu sein. Noch schlimmer in 1635 - Nidda verlor etwa 45 Prozent seiner Bevölkerung. (Friedrich H. Weber, Bestattungen Auswärtiger in Nidda im Pestjahr 1635, in: Hessische Familienkunde 3 (1954/56), Sp. 529ff.)


interessanter Artikel zur Pest

http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/artikelserien/artikelansicht/details/rosina-boche-gest-1659.html