Ortsteil Reichelsheim / Posthalterei

Aus Historisches Reichelsheim
Posthausschild einer Herzoglich Naussauischen Post-Expedition

Der erste Posthalter in Reichelsheim war der aus Blofeld stammende Gastwirt Johannes Conrad, der in 1844 von 3 Bewerbern in Reichelsheim die Zusage erhielt, eine Postexpedition mitsamt einer Posthalterey zu unterhalten. Am 15. August 1844 soll die Eröffnung gewesen sein - man nimmt an, im heutigen Gasthof zur Post. Johannes Conrad füllte diesen Posten aus, bis er am 01.11.1856 starb. Nachfolger wurde sein Sohn Franz Conrad, der schon lange als "Gehülfe" in der Posthalterey tätig war und zum 25. Januar 1857 seinen "Bestallungsbrief" erhielt. Der "Gasthof zur Post" wird in alten Festschriften noch "Nassauer Hof" genannt. Es ist anzunehmen, daß 1866 mit dem Ende der nassauischen Regierung in Reichelsheim der Gasthof umbenannt wurde. Das Postrecht auszuüben sicherte sich die Thurn und Taxis Postdurch Verträge mit dem Nassauer Fürstentum. Nach der Besetzung durch Preußen wurde Thurn und Taxis gegen Abfindung zur Abtretung der Posteinrichtungen an den Staat gezwungen. Bereits fünf Jahre später - nach Gründung des Deutschen Reichs in 1871 - gingen alle Postinstitutionen des Landes in der "Reichspost" auf.
Im Jahre 1877 legte Franz Conrad das Amt nach 20 jähriger Tätigkeit nieder. Ein Jahr lang wurde das Amt kommissarisch verwaltet. Während dieser Zeit erfolgte in Reichelsheim die Umwandlung der Postexpedition in ein "Kaiserliches Postamt". Am 31. Mai 1879 wurde Theodor Zinser aus Schotten zum Postverwalter des Kaiserlichen Postamtes nach Reichelsheim i.d.W. bestellt. Theodor Zinser wurde sehr schnell seßhaft in Reichelsheim - heiratete 1880 Marie Conrad, die Tochter seines Amtsvorgängers und hatte mit ihr 6 Kinder. 1886 plante Zinser gegenüber dem Gasthof zur Post sein Wohnhaus mit dem "neuen" Postamt welches aber erst 1893 in Betrieb gegangen sein soll.
Im Mai des Jahres 1900 übernahm Wilhelm Sprengel den Gastof zur Post von Franz Conrad, dessen Sohn Adolf wiederum den Gasthof zur Rose in der heutigen Bingenheimer Str 14 übernahm. Franz Conrad verstarb am 17.02.1902.
Bis zum 1. Dezember 1918 übte Th. Zinser sein Amt aus, dann mußte er krankheitsbedingt das Amt aufgeben. Nachfolger wurde sein Sein Sohn Karl Zinser. 1935 wurde durch zusammenlegen von Ämtern das Postamt Reichelsheim zu einem Zweigpostamt und der Postmeister Karl Zinser wurde aufgrund seiner Stellung versetzt. Reichelsheim wurde von nun an von Postangestellten verwaltet. Die erste Leiterin dieses Amtes war bis 1938 eine Frau Dallwitz.
Während des zweiten Weltkrieges wurde aufgrund des immensen Postaufkommens für das Deutsche Reich als auch in den besetzten Zonen die zweistelligen Postleitgebietszahlen eingeführt - Hessen erhielt die 16. Dieses System wurde auch noch nach 1945 - zumindest in den beiden deutschen Staaten beibehalten
Zinser Verkaufte das Anwesen an den aus Dalherda (Röhn) stammenden Posthalter Johann Richard Baier, welcher das Postamt Reichelsheim bis 1952 leitete und dieses dann 1953 an die Deutsche Bundespost verkaufte. Nachfolger von Baier wurde Hans Sauer.
Während dessen Amtszeit wurde 1962 das vierstellige Postleitzahlensystem eingeführt. Reichelsheim hatte nun die 6361.
1980 ging Herr Sauer in den Ruhestand. Von 1980 -1983 wurde Herr Günther Rau mit der Postverwaltung beauftragt. Von 1983 an war Postbetriebs-Inspektor Adolf Schwarz Leiter der Stelle in Reichelsheim.
1993 begann die Einführung der fünfstelligen Postleitzahl im wiedervereinigten Deutschland - Reichelsheim erhält einheitlich die 61203
Am 11.09.1994 feierte man mit einem Tag der offenen Tür in der Postfiliale und einer Ausstellung des Echzeller Briefmarkenvereins im Gasthof zur Post "150 Jahre Post in Reichelsheim" -> siehe Artikel der WZ vom 12.09.1994
Zu diesem Anlass erstellte der damalige Stadtverordnetenvorsteher Hagen Behrens eine durchaus lesenswerte Festschrift.

Im Zuge der Postreform Mitte der 1990er Jahre erfolgte in den kommenden Jahren eine Schließungswelle von Postämtern, wobei auch die Reichelsheimer Postfiliale geschlossen wurde.

Seit September 1998 betreibt das Schreibwarengeschäft Walther in der Bingenheimer Straße 8 eine Postagentur und ermöglicht den Reichelsheimern damit weiterhin das Dienstangebot der Deutschen Post innerhalb des eigenen Wohnortes zu nutzen.


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