Ortsteil Reichelsheim / Die Straßen, Gassen und Plätze im "alten" Reichelsheim: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
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Die Straße erhielt ihren Namen durch das Flurstück, durch das diese Straße führt. Ehemals ein unbefestigter Feldweg, welcher hinter den Gehöften der Vorstadt angelegt wurde und über einen Fußpfad am Waschbachgraben oder über die Bingenheimer Straße von der alten Mühle her zu erreichen war. Der Waschbachgraben war der Teil des Reichelsheim umgebenden Wassergrabens, welcher vom Obertor (Kreuzungsbereich Bingenheimer/Bad Nauheimer Str.) zur Horloff führte. Waschbachgraben daher, weil dieser Teil des Grabens dort in die Bach überging, an der zu damaliger Zeit die Wäsche in der Horloff gewaschen und gebleicht wurde. Auch die Schafe wurden hier in der Horloff gewaschen, bevor man sie geschert hatte. Die Gräben rund um Reichelsheim hatte man Ende des 19. Jahrhundert zugeschüttet und damit die anliegenden Pfade verbreitert (auch Haingraben erinnert daran). Lange Jahre behielt dieses Stück Weg den Namen Waschbachgraben. Seit der Bebauung der einstigen Grabgärten mit Beginn der 1960er Jahre, ist er ein Teil der Straße "Im Alten Dorf". [[Wäschbachgraben|(siehe auch den Artikel zum Wäschbachgraben)]]
 
Die Straße erhielt ihren Namen durch das Flurstück, durch das diese Straße führt. Ehemals ein unbefestigter Feldweg, welcher hinter den Gehöften der Vorstadt angelegt wurde und über einen Fußpfad am Waschbachgraben oder über die Bingenheimer Straße von der alten Mühle her zu erreichen war. Der Waschbachgraben war der Teil des Reichelsheim umgebenden Wassergrabens, welcher vom Obertor (Kreuzungsbereich Bingenheimer/Bad Nauheimer Str.) zur Horloff führte. Waschbachgraben daher, weil dieser Teil des Grabens dort in die Bach überging, an der zu damaliger Zeit die Wäsche in der Horloff gewaschen und gebleicht wurde. Auch die Schafe wurden hier in der Horloff gewaschen, bevor man sie geschert hatte. Die Gräben rund um Reichelsheim hatte man Ende des 19. Jahrhundert zugeschüttet und damit die anliegenden Pfade verbreitert (auch Haingraben erinnert daran). Lange Jahre behielt dieses Stück Weg den Namen Waschbachgraben. Seit der Bebauung der einstigen Grabgärten mit Beginn der 1960er Jahre, ist er ein Teil der Straße "Im Alten Dorf". [[Wäschbachgraben|(siehe auch den Artikel zum Wäschbachgraben)]]
  
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Vorstadt nannte man ehemals den Teil von Reichelsheim, welcher sich vor dem Obertor erstreckte - vom Zwinger (Torbereich der alten Stadtmauer) bis hin zur Jahrhunderte alten Mühle. Hier wurden die ersten Höfe und Häuser außerhalb der ehemaligen Stadtmauern errichtet. 
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In "[https://archive.org/stream/kunstdenkmlerim00unkngoog#page/n6/mode/2up Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen von Dr. Rudolf Adamy]" aus dem Jahre 1895 beschreibt Adamy die ersten beiden Höfe auf Seite 252 (Blatt 301 in der Webansicht) wie folgt: ''"Vor dem Oberthore sind noch Reste zweier größerer Hausanlagen. Eine Thorfahrt nach Art der oft erwähnten Wetterauer Holzthore, jedoch in Stein ausgeführt, trägt über dem Thor für Fussgänger die Jahreszahl der Erbauung und ein Monogramm dazwischen; 17 IPG 25. Die Pfeiler der Thorfahrt haben vertiefte Spiegel, der Bogen flache Reliefornamente, der Schlussstein eine Maske. Der Hauptbogen ist überdacht. Die steinernen Pfannen für die Thürflügel sind noch vorhanden. Oestlich von dieser Anlage, an der anderen Seite vor dem Thore, ist noch ein aus Ziegelsteinen erbautes Haus mit einer noch kenntlichen ehemaligen Thorfahrt vorhanden. Dieses Haus soll ein Saalbau gewesen sein. Das anstossende aus Fachwerk erbaute Haus ist über einem Keller errichtet dessen rundbogiger Eingang die Jahreszahl 1730 trägt. Dieses Haus soll dem Fürsten Heinrich von Schwarzburg-Sondershausen gehört haben, der im Jahre 1758 starb und in der Sakristei der Kirche begraben liegt."''
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Das nächst ältere Gebäude ist der Gasthof zur Post, dessen Baujahr jedoch nicht bekannt ist. Die Bebauung entlang dieser Straße begann wahrscheinlich mit dem Haus des Schneidermeisters Baumann - dessen Baujahr aufgrund der Eintragung ins Brandkataster auf das Jahr 1868 vermuten lässt. 9 Jahre später beginnt in 1877 Wilhelm Horack "auszusiedeln". 1886 folgte das Wohn- und Postgebäude von Theodor Zinser und 1899 entsteht der Hof des Friedrich Binding. 1900 erweiterte Wilhelm Sprengel den Gasthof zur Post mit dem Jugendstilanbau und einem Schlachthaus. 1901 wurde das Wohnhaus zum Hof des Hermann Vogt erbaut. Nach und nach wächst die "Vorstadt"
 
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=== [[Ortsteil Reichelsheim / Die Straßen, Gassen und Plätze im "alten" Reichelsheim / Vorstadt|Vorstadt]] ===
 
Vorstadt nannte man ehemals den Teil von Reichelsheim, welcher sich vor dem Obertor erstreckte - vom Zwinger (Torbereich der alten Stadtmauer) bis hin zur Jahrhunderte alten Mühle. Hier wurden die ersten Höfe und Häuser außerhalb der ehemaligen Stadtmauern errichtet. 
 
 
In "[https://archive.org/stream/kunstdenkmlerim00unkngoog#page/n6/mode/2up Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen von Dr. Rudolf Adamy]" aus dem Jahre 1895 beschreibt Adamy die ersten beiden Höfe auf Seite 252 (Blatt 301 in der Webansicht) wie folgt: ''"Vor dem Oberthore sind noch Reste zweier größerer Hausanlagen. Eine Thorfahrt nach Art der oft erwähnten Wetterauer Holzthore, jedoch in Stein ausgeführt, trägt über dem Thor für Fussgänger die Jahreszahl der Erbauung und ein Monogramm dazwischen; 17 IPG 25. Die Pfeiler der Thorfahrt haben vertiefte Spiegel, der Bogen flache Reliefornamente, der Schlussstein eine Maske. Der Hauptbogen ist überdacht. Die steinernen Pfannen für die Thürflügel sind noch vorhanden. Oestlich von dieser Anlage, an der anderen Seite vor dem Thore, ist noch ein aus Ziegelsteinen erbautes Haus mit einer noch kenntlichen ehemaligen Thorfahrt vorhanden. Dieses Haus soll ein Saalbau gewesen sein. Das anstossende aus Fachwerk erbaute Haus ist über einem Keller errichtet dessen rundbogiger Eingang die Jahreszahl 1730 trägt. Dieses Haus soll dem Fürsten Heinrich von Schwarzburg-Sondershausen gehört haben, der im Jahre 1758 starb und in der Sakristei der Kirche begraben liegt."''
 
 
Das nächst ältere Gebäude ist der Gasthof zur Post, dessen Baujahr jedoch nicht bekannt ist. Die Bebauung entlang dieser Straße begann wahrscheinlich mit dem Haus des Schneidermeisters Baumann - dessen Baujahr aufgrund der Eintragung ins Brandkataster auf das Jahr 1868 vermuten lässt. 9 Jahre später beginnt in 1877 Wilhelm Horack "auszusiedeln". 1886 folgte das Wohn- und Postgebäude von Theodor Zinser und 1899 entsteht der Hof des Friedrich Binding. 1900 erweiterte Wilhelm Sprengel den Gasthof zur Post mit dem Jugendstilanbau und einem Schlachthaus. 1901 wurde das Wohnhaus zum Hof des Hermann Vogt erbaut. Nach und nach wächst die "Vorstadt"
 
 
 
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=== Zimmerplatz ===
 
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Version vom 7. Juli 2022, 16:28 Uhr

Zu welcher Zeit in Reichelsheim die Straßen und Gassen innerhalb des Altstadtkerns ihre Namen bekommen haben ist zur Zeit nicht bekannt. In alten Situationsplänen sind die Haupstraßen oft als "Hauptstraße" oder als "Staatsstraße" benannt. Auch Straße von ... oder Straße nach (dem nächsten oder nächstgrößerem Ort) wurde öfters geschrieben. Die Nebenstraßen oder Gassen sind z.B. in Bauanträgen (für Reichelsheim vorhanden ab 1850) schon recht häufig bezeichnet. Ab und an schrieb man einfachhalber auch nur Gasse. Eventuell ist die einfache Nennung "Straße" und "Gasse" auch auf Unkenntnis der Ortsverhältnisse durch den Planzeichner zurückzuführen. Noch im Adressbuch Oberhessens von 1906 sind - zumindest für Reichelsheim - zu den Personen keine Adressen in Form von Straße und Hausnummer, sondern Nummern aus dem Brandkataster angegeben. Für die gesetzliche Feuerversicherung mussten alle Häuser erfasst werden und wurden ohne Rücksicht auf Straße und Gasse durchnummeriert. Den Anfang machte die außerhalb liegende Mühle mit der Nummer 1 (heute Bingenheimer Str. 57) Die letzte fortlaufende Nummer im Jahre 1911 ist die 175 - jedoch gibt es viele Häuser mit "eingeschobenen Nummern" wie z.B. 170 4/10

Die Hausnummern zu den Straßen wurden in Deutschland erst im 19. Jahrhundert eingeführt. Ab etwa 1750 begann man in Europa mit der Häusernummerierung, doch erst 1799 schloss sich Berlin als einer der letzten Großstädte der Hausnummernvergabe an. In den Dörfern erfolgte es dementsprechend später. Auf vielen Fotografien aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg sind in Reichelsheim an den Häusern noch die Nummern des Brandkatasters zu erkennen. Briefe und Ansichtskarten aus dieser Zeit tragen nur den Namen des Adressaten und den Ort - keine Straße. 1915 wurde das Adressbuch "Wetterau und Kreis Friedberg" herausgegeben, in dem erstmals für Reichelsheim Straße und Hausnummer angegeben war. Demnach wurden bei uns die neuen Adressen zwischen dem letzten Brandkataster (Stand 1911) und dem Beginn des Krieges 1914/18 eingeführt.

Die heute übliche Schwarzdecke wurde erstmalig 1952 auf den Hauptstraßen und 1958 auf den Nebenstraßen aufgebracht (Ausnahme Enggasse)

Aufgrund der Gebietsreform in 1972 mussten einige Straßennamen umbenannt werden, weil in der Gesamtstadt Reichelsheim ein Straßenname nur ein einziges mal vorkommen durfte, damit es nicht zu Verwechslungen kommt.
So wurde die Weckesheimer Straße zur Bad Nauheimer, die Sackgasse zu Fachwerkstraße, die Dorn Assenheimer Straße zur Florstädter Straße.

Im Zuge städtebaulicher Maßnahmen verschwanden z.B. der Zimmerplatz, welcher heute Teil der Neugasse ist oder der Wäschbachgraben, der heute zur Straße Im alten Dorf gehört.

Erwähnenswert sind die Jahre des Nationalsozialismus. In einigen Gemeinden - so auch in Reichelsheim - benannte man die Hauptstraßen aufgrund eines Erlasses des Reichsministers von 1940 nach (so heißt es wörtlich) Persönlichkeiten von überragender Bedeutung. Dementsprechend gab es in Reichelsheim für einige Jahre die Adolf-Hitler-Straße, die Hermann-Göring-Straße, die Horst-Wessel-Straße und auch den Platz der SA.



Bingenheimer Straße

Die Bingenheimer Straße beginnt am Rathaus mit der Nr. 1 und führt nach Norden bis zum Ort hinaus. Bis zum Kreuzungsbereich ist es die Kreisstraße 178 (seit 19xx; bis zum Wegfall der Dorn-Assenheimer Str. war es Landesstraße) und geht ab da in die Landesstraße 3187 über. Aus alten Ansichtskarten, Bau- und Situationsplänen, Fotos und vom Hörensagen sind auch andere Namen und Namensvarianten bekannt:

  • Obergasse
  • Hermann-Göring-Straße (während des 3. Reiches)
  • Vorstadt (nur der Bereich zwischen Zwinger und den Anwesen der damaligen Familie Bopp; Die Mühle und Haus Bingenheimer Str. 48)

Den Kreuzungsbereich zw. dem Hofe "Wilhelm Vogt" (heute Vehling) und den alten Adelshöfen (heute Riebensahm und Rühl) nannte man "am Obertor" oder den "Zwinger" Es existieren noch 2 Fotografien aus der Zeit vor dem Neubau des Hauses Wilhelm Vogt. Man kann darauf sehr gut erkennen, daß die Straße an dieser Stelle sehr viel enger war - so eng, daß nach alten Erzählungen keine 2 Fuhrwerke aneinander vorbei fuhren konnten. Das damalige Haus, welches bis zur Mitte der heutigen Straße reichte und auf den alten Stadtmauern errichtet wurde, ist mitsamt den Stadtmauerresten vor 1911 abgerissen und die Hauptstraße am Obertor damit der Breite (Baufluchtlinie) der gesamten Straße angeglichen worden. Entlang der Stadtmauer vom Zwinger bis zur Horloff verlief der sogenannte "Wäschbachsgrowe". Im Westen umsäumte der Haingraben die Stadtmauer, welcher im Bereich des Obertores/dem Zwinger in den Wäschbachgraben führte.

Zwischen den Grundstücken Bingenheimer Str. 13 und Bingenheimer Str. 15 führte hier bis 1856 ein ca 3,5m breiter Weg hinunter zur Turmgasse - die "Hollergass". Hollergasse wahrscheinlich deswegen, weil dort früher besonders viele Holunderbüsche standen; Holler=Holunder. Holunder - von manchem als widerspendstiges Unkraut angesehen ist aber in früheren Zeiten eine wichtige essbare Strauchfrucht mit Heilkrautcharakter gewesen. Die Hollergasse war zur Enstehungszeit von Reichelsheim ein notwendiger Entwässerungsweg für das Oberflächenwasser in Richtung Horloff. Seit der Kanalisierung ist die Funktion der Hollergasse unwichtig geworden - auch hat man sie als Gasse nicht wirklich gebraucht und so ist sie in 1856 an die privaten Anlieger verkauft und in die entsprechenden Grundstücke eingegliedert worden (siehe X Abt 2 Konv 8 Fasz 4). Von der Bingenheimer Straße aus war seinerzeit am Eingang zur Hollergasse ein Löschbrunnen (Weet).


Marktplatz an der Bingenheimer Straße

An der Nordseite des Rathauses war während des 3. Reiches ein Straßenschild mit der Aufschrift "Platz der SA" angebracht.

Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus steht seit 1910 das Denkmal zur Erinnerung an den Krieg 1870/71

In früheren Zeiten wurden hier Märkte abgehalten (daher auch der Name) und der untere Teil des Rathauses diente als Markthalle.


Florstädter Straße

Die Florstädter Straße beginnt am ersten Haus auf der rechten Seite (Eckgrundstück zur Kirchgasse) mit der Nr. 1 und führt seit 1972 nach Süden zum Ort hinaus. Die Hausnummern 2 und 4 wird man vergeblich suchen, denn diese sind aus historischen Gründen der Kirche und dem Kirchturm vergeben. Bis zur Gebietsreform in 1972 war die Straße Landesstraße und hieß Dorn-Assenheimer Straße, weil die damalige Straße vor dem Ortsausgang rechts abknickte und nach Dorn-Assenheim führte. Die Straße ist dem fortschreitenden Tagebau in den 1980er Jahren zum Opfer gefallen und durch eine neue Verbindungsstraße ersetzt worden, die nun kurz vor Weckesheim auf die heutige Landesstraße 3186 stößt und von da an als 3187 weitergeführt wird. Das kleine Überbleibsel der ursprünglichen Dorn-Assenheimer Straße vom ehemaligen Anwesen Veith bis zur einstigen Tagebaugrenze gehört nun auch zur Florstädter Straße. Eine Dorn-Assenheimer Str. gibt es noch in Weckesheim und im Zuge der Zusammenlegung zur Gesamtstadt Reichelsheim mußten einige Straßennamen geändert werden, damit keine Verwechslungen zustande kommen. Eine Hauptstraße gab es bereits in Heuchelheim und diese hat ihren Namen behalten. Aus alten Ansichtskarten, Bau- und Situationsplänen, Urkunden, Fotos und vom Hörensagen sind auch andere Namen und Namensvarianten bekannt:

  • Untergasse
  • Dorn-Assenheimer-Straße (bis zur Gebietsreform in 1972)
  • Adolf-Hitler-Straße (z.Z. des 3. Reiches bis 1945)

Ob sich zwischen der Neugasse und der Unteren Haingasse ein Tor, ein Zwinger ein Zollhaus oder sonstiges befand wird zwar erzählt - ist aber z.Z. nicht recherchierbar. Bei den Bauarbeiten zur damals "neuen Schule" 1955 sind nach Augenzeugenaussagen Überreste der alten Stadtmauer gefunden und das was an Stadtmauer noch vorhanden war beseitigt worden - für ein Tor jedoch gibt es keinen Nachweis. Die Straße nach Florstadt (im Rahmen der Flurbereinigung um 1900 entstanden) war noch bis 1958 ein besserer Feldweg und keine Hauptverbindungsstraße. Der Weg nach Dorn-Assenheim (in einer Karte von 1761 Friedberger Weg genannt) hingegen ist bereits im Jahre 1834 chaussiert (befestigt) worden - allerdings erst einige Jahre, nachdem in 1803 Dorn-Assenheim zu Nassau kam und dem Amt Reichelsheim zugeordnet wurde.
Der alte Hauptweg Rtg. Frankfurt führte im Ursprung durch das heutige Friedhofstor. Glücklicherweise hat man diesen alte Vizinalweg nicht weiter ausgebaut, ansonsten wäre das heute einzig erhaltene Tor und der dazugehörige Turm dem Ausbau zum Opfer gefallen.



Außerhalb

(gehört nicht wirklich zum "alten" Reichelsheim - wird aber der Vollständigkeit halber hier aufgeführt)
1961 beschließt die Bundesregierung ein Programm zur Neusiedlung sowie für die Eingliederung von Vertriebenen und Flüchtlingen (§ 46 Abs. 1 Bundesvertriebenengesetz). Es sollen Bundesweit 10640 Neusiedlerstellen gebaut und 2873 Eingliederungsfälle gefördert werden - insgesamt 47126 ha Siedlungsland. In diesem Zusammenhang entstanden 1964 in der Nähe des neu errichteten Flugplatzes drei sogenannte Vollbauernstellen. Die Familien Hühn/Alt, Sprengel/Metzger und Eimer/Römer entschlossen sich, die beengten Verhältnisse in Reichelsheim zu verlassen und bauten "außerhalb" des Ortes an der höchst gelegenen Stelle der Florstädter Straße jeweils rechts und links neue, sogenannte Vollerwerbsstellen.
Die Adressen lauteten Außerhalb 7, 8 und 10 - heute (nach der Gemeindereform) sind es die Florstädter Straße 192, 193 ,194


Haingasse

Die Haingasse verläuft in weiten Stücken parallel der ehemaligen Stadtmauer am Haingraben entlang - daher der Name. Die Gasse am Hain.

Die Haingasse ist geteilt in: "Untere Haingasse", welche von der Florstädter Straße her (gegenüber der alten Schule) beginnend mit der Nr. 1 bis zum Friedhofsturm führt

und

"Obere Haingasse", welche von der Bingenheimer Straße, am ehemaligen Obertor beginnend mit der Nr. 1 - dem ersten Anwesen auf der rechten Seite bis hin zum Friedhofsturm geht.

Aus alten Ansichtskarten, Bau- und Situationsplänen, Fotos und vom Hörensagen sind auch andere Namen und Namensvarianten bekannt:

  • Hainweg (wobei der Begriff und Name "Hainweg" heute den Weg hinter der Grundstückreihe entlang der Haingassen beginnend von der Bad Nauheimer Straße über die Friedensstraße hinweg am Friedhof entlang in die Sudetenstraße mündend bezeichnet)
  • Hainstraße


Sandgasse

Zur Sandgasse ist mir noch nichts eingefallen - da könnte, muß es aber nicht unbedingt eine Namensherleitung geben. Zumindest ist es wie mit allen anderen Seitenstraßen auch - sie beginnt an der Hauptstraße ... Haus Nr 1 ist auf der rechten Seite (mittig der Sandgasse) und sie stößt auf eine den Ort umgebende Straße - in diesem Fall die Untere Haingasse. Die Sandgasse hat nur drei Hausnummern - Haus Nr 1, 2 und 3 und diese sind alle auf der rechten Seite. Das ist einer der wenigen Gassen, in der man von der Regel abweicht, daß alle ungeraden Hausnummern auf der rechten Seite angeordnet sind.


Kirchgasse

Der Name Kirchgasse macht auch nur beim zweiten hinschauen Sinn. Die Kirche steht nun mal auf der anderen Seite der Hauptstraße und wenn man darüber nachdenkt, hätte eher dem Römerberg der Name Kirchgasse zugestanden. Aber auch das wird seinen, heute nicht mehr ganz nachzuvollziehenden Ursprung haben. Die Kirchgasse beginnt am Scheitelpunkt der Florstädter zur Bingenheimer Straße und endet am alten Westtor mit dem heute sogenannten Friedhofsturm - dem Scheitelpunkt zw. Unterer und Oberer Haingasse.
Haus Nr 1 wie immer rechter Hand - das alte Café Diehl - weiterhin folgen rechts die Nummern 3 bis 13 und auf der linken Seite die Nummern 2 bis 10.
Richtig! ... Die Nr 12 gibt es nicht.

Schweizergasse

Schweizergasse ist natürlich auch nicht gerade einfach, was die Namensfindung angeht.
Schweizer kann ein Familienname sein. Schweizer ist auch eine alte Berufsbezeichnung (Stallknechte, die sich besonders in der Rindviehzucht verstanden), auch übten Landsknechte der Schweiz schon im Mittelalter Söldnerdienste aus und dienten der Obrigkeit als Leibwächter und Thorhüter. Möglich, daß sich Nassau diesen Dienst für Reichelsheim leistete und "Schweizer" vornehmlich in dieser Gasse wohnten. Eine etwas zweifelhafte aber dennoch mögliche Namensherleitung könnte aus der Zeit der Reformierung stammen. Nassauer Fürsten unterstützen den schweizer Reformator Zwingli und ließen dessen Lehren in ihren Ländereien verbreiten. Allerdings war dieses nur von kurzer Dauer.
Auch wäre noch zu erwähnen, daß der obere Stock des historischen Rathauses (errichtet 1852) im sogenannten "Schweizerhaus-Stil" entstanden ist. Vielleicht ist sogar hier ein Zusammenhang zu finden ... ?

Oft findet man in alten Bau- und Katasterplänen die Schweitzergasse auch mit tz geschrieben. Ob sich da der Fehlerteufel eingeschlichen hat oder ob die Schweitzergasse seinerzeit wirklich mit tz geschrieben wurde ... wer weiß?


Fachwerkstraße

Die Fachwerkstraße ist ursprünglich eine Sackgasse gewesen und hatte auch lange diesen Namen. Man gelangte seinerzeit mit einem Fahrzeug nur von der Hauptstraße aus in die Sackgasse, die am Grundstück mit der Haus-Nr.5 endete. Die Anwesen in der Sackgasse (heute Fachwerkstraße) haben ihre Zufahrt alle linksseitig und sind von 1 bis 6 durchnummeriert. Haus Nr. 5 und Nr. 6 sind laut Brandkatasterbüchern bereits schon Anfang 1800 zusammengelegt gewesen und bilden das Eckgrundstück zur Oberen Haingasse. Die Scheune an dieser Ecke war früher länger und es existierte entlang dieser Scheune nur ein schmaler Durchgang zur Haingasse.



Rossgasse


Neugasse

Die Neugasse - so sagt man - heißt so aufgrund des Neu- und Wiederaufbauens der Straße nach dem großen Brand von 1665:

In der Kirchenchronik steht geschrieben: "Den 28. Juni 1665 ist morgens um 7 Uhr eine gewaltige Feuersbrunst entstanden, welche in 1 ½ Stunden 68 Gebäude in Brand setzte, davon sind 18 Scheunen samt 3 Wohnhäuser ganz in Asche gelegt worden, die anderen Gebäude sind auch beschädigt; aber doch durch Gottes und benachbarter Hülfe gerettet worden."

Wer heute durch den Ortskern geht, muss sich das wie folgt vorstellen: Die Bereiche Neugasse, Florstädter Straße, Untere Haingasse, Sandgasse, Kirchgasse, also fast alle Straßen südlich der Kirche waren betroffen. Ein Straßenzug wurde nach dem Brand völlig erneuert und hat daher den Namen Neugasse.

Konsequenzen aus dem Brand:

Neugasse ist breiter, damit keine Funken auf die andere Straßenseite gelangen sollten. Martinigericht hat im Jahre 1687 verordnet, dass Wohnhäuser nicht länger mit Stroh gedeckt werden dürfen. „Bei Strafe sollten Zukunft nur noch gebrannte Ziegel Verwendung finden.


Turmgasse

Die Turmgasse hat ihren Namen aufgrund des alten Wehrturmes (auch Hexenturm genannt), welcher von beiden Seiten der Gasse aus zu sehen ist. Sie beginnt am "Obertor" mit der Nr 1 - dem Hof Nohl (ehemals Faist) auf der rechten Seite und endet am früheren Zimmerplatz - die Kreuzung zur Bachgasse und Neugasse mit dem Haus Nr 26, dem in 2015 fertiggestellten Neubau an der denkmalgeschützten Scheune (ehemals Eimer Erwin) Aus alten Ansichtskarten, Bau- und Situationsplänen, Fotos und vom Hörensagen sind auch andere Namen und Namensvarianten bekannt:

- Thurmgasse - Thurmstraße

Zwischen den Grundstücken Turmgasse 11 und Turmgasse 13 führte hier bis 1856 ein ca 3,5m breiter Weg hoch zur Obergasse (heute Bingenheimer Str.) - die "Hollergass". Hollergasse wahrscheinlich deswegen, weil dort früher besonders viele Holunderbüsche standen; Holler=Holunder. Holunder - von manchem als widerspendstiges Unkraut angesehen ist aber in früheren Zeiten eine wichtige essbare Strauchfrucht mit Heilkrautcharakter gewesen. Die Hollergasse war zur Enstehungszeit von Reichelsheim ein notwendiger Entwässerungsweg für das Oberflächenwasser in Richtung Horloff. Seit der Kanalisierung ist die Funktion der Hollergasse unwichtig geworden - auch hat man sie als Gasse nicht wirklich gebraucht und so ist sie in 1856 an die privaten Anlieger verkauft und in die entsprechenden Grundstücke eingegliedert worden (siehe X Abt 2 Konv 8 Fasz 4). Obergassenseitig war seinerzeit am Eingang zur Hollergasse ein Löschbrunnen (Weet).


Römerberg

Über den Römerberg gibt es viele Mutmaßungen, wie diese Straße zu ihrem Namen gekommen sein könnte. Immer wieder gerne bringt man damit in Verbindung, daß sehr viel früher die Römer diese Gegend besiedelten. Es war auch schon zu lesen, daß dies die Straße sei, die hoch zum "Römer" - also zum Rathaus führt. Die Bezeichnung "Römer" in Verbindung mit Rathaus ist aber vom "Frankfurter Römer" hergeleitet und dieser hat seinen Namen von einer gleichnamigen Familie, die dem Haus ihren Namen gab. Eine weitere Vermutung stammt aus der Zeit der Reformation. Als die Bewohner Reichelsheims auf Geheiß ihres Fürsten konvertieren mussten, wäre es durchaus denkbar gewesen, daß das römisch-katholische denken und fühlen der Bürger zur Namensgebung dieser Straße beigetragen haben könnte. (Ein ähnlicher Gedanke kam auch bei der Schweizergasse im Zusammenhang mit dem Schweizer Reformator Zwingli auf)


Enggasse

Die Engasse ist eine schmale Verbindungsgasse zwischen der Neugasse und dem Römerberg. Bis auf wenige ausgebesserte Stellen ist das Pflaster - handgehauenes großformatiges Kopfsteinpflaster (sogenannte Katzeköpp) - wohl noch aus der Entstehungszeit und dementsprechend uneben. Dass diese Gasse in der Vergangenheit häufig auch mit Fuhrwerken befahren wurde, bezeugt die tiefe Fahrrinne. Von der Enggasse aus gibt es keinen Zugang zu irgend einem der Grundstücke. Neugasseseitig ist die Enggasse von einem Haus überbaut. Der Durchgang sieht deswegen aus wie ein Torhaus. Früher war in der Neugasse auf dem Platz vor dem Eingang zur Enggasse einer der Löschwasserbrunnen (Weet).


Haspelgasse

Die Haspelgasse verbindet die Bingenheimer Straße vom Denkmal her mit der Neugasse. Es gibt dort die Hausnummern 1, 2 und 4
Wie diese Gasse zu ihrem Namen gekommen ist und was dieser Name letztendlich bedeuten sollte ist ungeklärt: Der Begriff des Hebens scheint für vieles, was mit einer Haspel in Verbindung gebracht wird der Grundbegriff zu sein (eine Winde). So ist eine Haspel die Bezeichnung für eine Vorrichtung aus dem Bergbau, eine Vorrichtung allgemein zum Aufwickeln. Auch ist Haspel ein Arbeitsgefäß speziell für Gerbereien, eine Mispelfrucht, und letztendlich hierzulande die Bezeichnung für ein Fleischgericht. Metaphorisch gesehen, könnte - weil die Haspelgasse recht stramm ansteigt der Begriff Haspel in diesem Fall auch bedeuten: Die sich anhebende Straße. Auf der Webseite https://www.manufactum.de/mispel-p1398069/?a=78098 (abgerufen im Dezember 2018) fand ich: Die Mispel gehört zur Familie der Rosengewächse und ist auch bekannt als Haspel oder Wispelte. Sie stammt aus dem Vorderen Orient, von wo aus sie sich vor über 2000 Jahren nach Süd- und Westeuropa verbreitete. Die Römer brachten diese Frucht nach Germanien und pflanzten diese hier an. Im Mittelalter war sie ein beliebter Obstbaum (meist strauchartig wachsender strauchartiger Baum, mit einer Frucht, die man sogar als Heilpflanze nutzte). Da diese Gasse ein Stück weit an Grab und Grasgärten vorbeiführte ist es möglich das dort Mispelsträuche standen und diese der Gasse ihren Namen verlieh. Nun wird diese Gasse im Ort auch als Käsgass bezeichnet - dazu allerdings fällt einem aber auch recht wenig ein. Woher rührt Käsgasse ... oder wovon leitet sich dieser Name ab?


Es bleibt dabei ... woher und warum die Haspelgasse nun ihren Namen hat, kann man nur mutmaßen.


[Nähere Information zu Mispel als Heilpflanze: https://heilkraeuter.de/lexikon/mispel.htm]



Bachgasse

Die Bachgasse beginnt wie alle Seitenstraßen an der Hauptstraße - in dem Fall die Bingenheimer Straße - und stößt auf den Zimmerplatz (heute zur Neugasse gehörend). Haus Nr.1 ist wie in Reichelsheim üblich auf der rechten Seite. Man muß allerdings die ganze Gasse hinuntergehen, bis man an die Hausnummer 1, das Haus der Familie Baumann kommt. Haus Nr. 2 ist genau gegenüber, auch erst am Ende der Bachgasse zu finden (heute Neidert). Das Eckhaus mit dem Eingang von der Bachgasse her gehört vom Grundstück her zur Turmgasse. Der Haupteingang dieses Anwesens war seinerzeit, in der Zeit als die Häuser durchnummeriert wurden, von der Seite der Turmgasse her zu erreichen.



Hollergasse

Holler ist im Dialekt der Name für Holunder. Erzählungen nach sollen hier recht viele Holundersträuche gestanden haben. Der Weg verlief ein gutes Stück entlang der Grabgärten (gelbumrandet in der Karte) und der Grasgärten (grünumrandet in der Karte) in diesem Gebiet (Flur 1 Abteilung C im Katasterplan von Reichelsheim).

Zwischen den heutigen Grundstücken Bingenheimer Str. 13 und Bingenheimer Str. 15 führte die "Hollergass" - ein ca 3,5m breiter Weg - hinunter zur Turmgasse. Als man den Ort Reichelsheim plante war hier evtl. die nördliche Bebauungsgrenze des Ortes. Nach der Ausdehnung des größer werdenden Reichelsheims, war dieser Weg sicherlich weiterhin notwendig, um anfallendes Oberflächenwasser zur Horloff hin abzuführen, denn eine Kanalisation war zu dieser Zeit noch nicht vorhanden und Regenwasser, Tauwasser und auch Abwässer wurde teilweise noch bis Ende des 19ten Jahrhunderts oberirdisch abgeleitet. 1856 wurde dieser Weg an die Anlieger verkauft und in die angrenzenden Grundstücke eingepflegt. Anzunehmen, daß zu dieser Zeit mit der Kanalisierung begonnen wurde.



Bad Nauheimer Straße

Die Bad Nauheimer Straße erhielt ihren Namen mit der Zusammenlegung der Ortsteile zur Gesamtstadt Reichelsheim im Jahre 1972. Die Bebauung an der vormals genannten Weckesheimer Straße begann nach der Erschließung der Vorstadt zum Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Gehöft des Louis Schiel im Jahre 1885 - die spätere Höhere Bürgerschule (Haus Nr 1). 1887 baute Wilhelm Vogt VIII eine große Scheune auf der gegenüberliegenden Straßenseite. 1893 folgte die Molkereigenossenschaft, 1901 entstand dort gegenüber Haus und Laden des Uhrmachers Heinrich Sauer (Haus Nr 8), 1902 entstand einige hundert Meter außerhalb Richtung Weckesheim die Backsteinbrennerei von Heinrich Kötter und direkt an der Bahnlinie baute der Schlosser und Dreschmaschinenbesitzer Adolph Nohl sein zweites Wohnhaus mit Scheune und Werkstatt (Nr 17). 1911 baute der Postassistent Heinrich Wilhelm Wolf (Haus Nr 12). Im gleichen Jahr erweiterte Adolph Nohl seinen Besitz um eine Maschinenhalle auf der anderen Seite der Straße entlang der Bahnlinie (Nr 20) und 1903 erbaute Wilhelm Vogt VIII (neben seiner Scheune von 1887) sein neues Wohnhaus mit Wirtschaftsbetrieb und Metzgerei (Haus Nr 2). Danach endete für viele Jahre die Bauaktivität an dieser Straße.

Aus alten Ansichtskarten, Bau- und Situationsplänen, Fotos und vom Hörensagen sind auch andere Namen und Namensvarianten bekannt:

  • Kreisstraße
  • Weckesheimer Straße
  • Straße nach Heuchelheim
  • Straße von Weckesheim
  • Horst-Wessel-Straße (im 3. Reich)



Im alten Dorf

Die Straße erhielt ihren Namen durch das Flurstück, durch das diese Straße führt. Ehemals ein unbefestigter Feldweg, welcher hinter den Gehöften der Vorstadt angelegt wurde und über einen Fußpfad am Waschbachgraben oder über die Bingenheimer Straße von der alten Mühle her zu erreichen war. Der Waschbachgraben war der Teil des Reichelsheim umgebenden Wassergrabens, welcher vom Obertor (Kreuzungsbereich Bingenheimer/Bad Nauheimer Str.) zur Horloff führte. Waschbachgraben daher, weil dieser Teil des Grabens dort in die Bach überging, an der zu damaliger Zeit die Wäsche in der Horloff gewaschen und gebleicht wurde. Auch die Schafe wurden hier in der Horloff gewaschen, bevor man sie geschert hatte. Die Gräben rund um Reichelsheim hatte man Ende des 19. Jahrhundert zugeschüttet und damit die anliegenden Pfade verbreitert (auch Haingraben erinnert daran). Lange Jahre behielt dieses Stück Weg den Namen Waschbachgraben. Seit der Bebauung der einstigen Grabgärten mit Beginn der 1960er Jahre, ist er ein Teil der Straße "Im Alten Dorf". (siehe auch den Artikel zum Wäschbachgraben)



Vorstadt

Vorstadt nannte man ehemals den Teil von Reichelsheim, welcher sich vor dem Obertor erstreckte - vom Zwinger (Torbereich der alten Stadtmauer) bis hin zur Jahrhunderte alten Mühle. Hier wurden die ersten Höfe und Häuser außerhalb der ehemaligen Stadtmauern errichtet.

In "Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen von Dr. Rudolf Adamy" aus dem Jahre 1895 beschreibt Adamy die ersten beiden Höfe auf Seite 252 (Blatt 301 in der Webansicht) wie folgt: "Vor dem Oberthore sind noch Reste zweier größerer Hausanlagen. Eine Thorfahrt nach Art der oft erwähnten Wetterauer Holzthore, jedoch in Stein ausgeführt, trägt über dem Thor für Fussgänger die Jahreszahl der Erbauung und ein Monogramm dazwischen; 17 IPG 25. Die Pfeiler der Thorfahrt haben vertiefte Spiegel, der Bogen flache Reliefornamente, der Schlussstein eine Maske. Der Hauptbogen ist überdacht. Die steinernen Pfannen für die Thürflügel sind noch vorhanden. Oestlich von dieser Anlage, an der anderen Seite vor dem Thore, ist noch ein aus Ziegelsteinen erbautes Haus mit einer noch kenntlichen ehemaligen Thorfahrt vorhanden. Dieses Haus soll ein Saalbau gewesen sein. Das anstossende aus Fachwerk erbaute Haus ist über einem Keller errichtet dessen rundbogiger Eingang die Jahreszahl 1730 trägt. Dieses Haus soll dem Fürsten Heinrich von Schwarzburg-Sondershausen gehört haben, der im Jahre 1758 starb und in der Sakristei der Kirche begraben liegt."

Das nächst ältere Gebäude ist der Gasthof zur Post, dessen Baujahr jedoch nicht bekannt ist. Die Bebauung entlang dieser Straße begann wahrscheinlich mit dem Haus des Schneidermeisters Baumann - dessen Baujahr aufgrund der Eintragung ins Brandkataster auf das Jahr 1868 vermuten lässt. 9 Jahre später beginnt in 1877 Wilhelm Horack "auszusiedeln". 1886 folgte das Wohn- und Postgebäude von Theodor Zinser und 1899 entsteht der Hof des Friedrich Binding. 1900 erweiterte Wilhelm Sprengel den Gasthof zur Post mit dem Jugendstilanbau und einem Schlachthaus. 1901 wurde das Wohnhaus zum Hof des Hermann Vogt erbaut. Nach und nach wächst die "Vorstadt"

Heuchelheimer Hohl

Heuchelheimer Hohl nannte man den alten Pfad zwischen Reichelsheim und Heuchelheim. (siehe Kartenausschnitt von 1761)
Nach dem Ausbau der heutigen L3187 (ehemals Weckesheimer Weg) und der heutigen K180 verlor dieser Hohlweg an Bedeutung und wurde in der Zeit nach 1860 zugeschüttet. 1869 wurden die den Pfad betreffenden Parzellen den Anliegern zum Kauf angeboten.
Ende 2010 wurde das Baugebiet "Heuchelheimer Hohl" ausgewiesen. Das Landesamt für Denkmalpflege hat dem Bebauungsplan vorerst keine Zustimmung erteilt und im Vorgriff auf der Fläche archäologische Grabungen durchführen lassen. Bei diesen Ausgrabungen ist - was völlige Nebensache war - dieser alte Weg von Reichelsheim nach Heuchelheim wieder ausgegraben worden. Einige der zum Vorschein gekommenen Basaltsteine wurden im Rahmen des Programms "Dorfentwicklung Heuchelheim" nach Heuchelheim verbracht und in unmittelbarer Nähe zur Gedenkeiche am Gemeindehaus (alte Schule) in Form einer Gabione ausgestellt.

Ein ausführlicher Bericht dazu auf http://www.alexanderhitz.de/geschichte_grabungen_hohl.html
siehe auch --> https://ios-hybrid.giessener-allgemeine.de/regional/wetteraukreis/reichelsheim/art568,73078


Zimmerplatz

Der "alte" Zimmerplatz befand sich im Bereich vor der Horloffbrücke und dem Scheitelpunkt, an dem sich Neugasse, Bachgasse und Turmgasse kreuzen.

Die zum Hausbau benötigten Bäume hatte man in der Regel vor dem Winter gefällt und grob zugeschnitten. Die nach geraumer Lagerzeit halbwegs trockenen Holzstämme brachte man danach zum Zimmerplatz, wo die „Zimmersleut“ das Holz endgültig bearbeiteten. Das alte Straßenschild "Zimmerplatz" ist heute nicht mehr vorhanden. Im Rahmen der Gebietsreform und im Zuge des Ausbaues zum Sport- und Spielgelände, dem Bau der Mehrzweckhalle etc. entstand in Verlängerung der Neugasse die Willy Nohl Straße.
Die Spielstraße entlang des Kindergartens und des Spielplatzes an der ehemaligen Bleiche erhielt zur Erinnerung daran den Namen "Am Zimmerplatz.


Zu erwähnen sei noch das Grundstück Im alten Dorf 44
Reichelsheims letzter Zimmermeister - Werner Kratz hatte hier den zu seinem Betrieb gehörenden "Zimmerplatz"