Ortsteil Blofeld / Kirche / Glockendiebstahl während des 30 jährigen Krieges: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
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Im Verlaufe des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) hatte Blofeld schwer zu leiden. Die wenigen überlebenden Bewohner wanderten an andere Orte ab. Das Dorf wurde zur Wüstung und die Kirche stand 15 Jahre lang leer.
 
Im Verlaufe des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) hatte Blofeld schwer zu leiden. Die wenigen überlebenden Bewohner wanderten an andere Orte ab. Das Dorf wurde zur Wüstung und die Kirche stand 15 Jahre lang leer.
  
Aber auch in einem leeren Dorf konnte noch Verwertbares gefunden werden. Und Buntmetall war schon damals begehrt und teuer. So waren eines Tages die Glocken aus dem Kirchturm verschwunden, obwohl auf schweren Kirchenraub fast ausnahmslos die Todesstrafe durch Erhängen galt. Es gab sogar einen konkreten Verdacht, wer die Diebe gewesen wären, es wurde auch Klage eingereicht, aber das Verfahren kam zu keinem Abschluss, weil der Zeuge außer Landes gebracht worden war.
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Aber auch in einem leeren Dorf konnte noch Verwertbares gefunden werden. Und Buntmetall war schon damals begehrt und teuer. So waren eines Tages die Glocken aus dem Kirchturm verschwunden, obwohl auf schweren Kirchenraub fast ausnahmslos die Todesstrafe durch Erhängen stand. Es gab sogar einen konkreten Verdacht, wer die Diebe gewesen wären, es wurde auch Klage eingereicht, aber das Verfahren kam zu keinem Abschluss, weil der Zeuge außer Landes gebracht worden war.
  
 
Etwa 18 Jahre später - im Zusammenhang mit den Bingenheimer Hexenprozessen - wurde ein Jude aus Echzell verhört, der seinem Schwager zur Flucht aus dem Gefängnis verholfen hatte. Im Verlaufe der Verhöre plagte diesen sein Gewissen und er gab unter anderem an, dass er mit zwei anderen Juden die beiden Glocken aus der Blofelder Kirche gestohlen habe. Man hätte diese den Turm herabgestürzt, zertrümmert und die Teile in Frankfurt verkauft. Das Geld hätte man sich geteilt.
 
Etwa 18 Jahre später - im Zusammenhang mit den Bingenheimer Hexenprozessen - wurde ein Jude aus Echzell verhört, der seinem Schwager zur Flucht aus dem Gefängnis verholfen hatte. Im Verlaufe der Verhöre plagte diesen sein Gewissen und er gab unter anderem an, dass er mit zwei anderen Juden die beiden Glocken aus der Blofelder Kirche gestohlen habe. Man hätte diese den Turm herabgestürzt, zertrümmert und die Teile in Frankfurt verkauft. Das Geld hätte man sich geteilt.

Version vom 22. März 2023, 17:54 Uhr

Im Verlaufe des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) hatte Blofeld schwer zu leiden. Die wenigen überlebenden Bewohner wanderten an andere Orte ab. Das Dorf wurde zur Wüstung und die Kirche stand 15 Jahre lang leer.

Aber auch in einem leeren Dorf konnte noch Verwertbares gefunden werden. Und Buntmetall war schon damals begehrt und teuer. So waren eines Tages die Glocken aus dem Kirchturm verschwunden, obwohl auf schweren Kirchenraub fast ausnahmslos die Todesstrafe durch Erhängen stand. Es gab sogar einen konkreten Verdacht, wer die Diebe gewesen wären, es wurde auch Klage eingereicht, aber das Verfahren kam zu keinem Abschluss, weil der Zeuge außer Landes gebracht worden war.

Etwa 18 Jahre später - im Zusammenhang mit den Bingenheimer Hexenprozessen - wurde ein Jude aus Echzell verhört, der seinem Schwager zur Flucht aus dem Gefängnis verholfen hatte. Im Verlaufe der Verhöre plagte diesen sein Gewissen und er gab unter anderem an, dass er mit zwei anderen Juden die beiden Glocken aus der Blofelder Kirche gestohlen habe. Man hätte diese den Turm herabgestürzt, zertrümmert und die Teile in Frankfurt verkauft. Das Geld hätte man sich geteilt.

So wurde mehr oder weniger beiläufig, in einem ganz anderen Zusammenhang der Raub der Blofelder Kirchenglocken aufgeklärt.

Die alten Gerichtsakten kamen durch Recherchen des Heimat- und Geschichtsverein Echzell in Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Hexenprozesse wieder zum Vorschein und wurde vom 1. Vorsitzenden Dr. Jochen Degkwitz am 20.März 2023 in einem Vortrag referiert.

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