Ortsteil Blofeld / Feuergefecht am 29.03.1945 in Blofeld: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
Zeile 6: Zeile 6:
  
 
''Ebenso fand mein Schulfreund Edgar Böckmann, 14-jährig den Tod.''
 
''Ebenso fand mein Schulfreund Edgar Böckmann, 14-jährig den Tod.''
 +
 +
[https://reichelsheim-wetterau-wiki.de/index.php?title=Ortsteil_Blofeld_/_Denkmal_und_Ehrentafeln#Kriegsgr.C3.A4ber| Die Verstorbenen sind in Blofeld beigesetzt]
  
  

Version vom 20. November 2020, 15:12 Uhr

Zeitzeugenaussage zum 29.03.1945:

Gegen Morgen durchfuhr eine deutsche Einheit den Ort. Am Ortsausgang (Lindenplatz) wurde die Kolonne von den Amerikanern intensiv unter Feuer genommen. Der ganze Ort stand voller deutscher Militärfahrzeuge. Die am Ortsausgang abgestellten Karusellfahrzeuge der Familie Köhler aus Butzbach brannten, der Lindenbaum dort brannte ebenfalls und in der Scheune der Hofreite Schultheis befanden sich verwundete Deutsche, die noch am gleichen Tag starben.

Es waren ein Leutnant sowie die Frau eines Unteroffiziers und deren 6-jähriger Sohn. Ein weiterer 2-jähriger Sohn dieses Unteroffiziers kam zu einer kinderlosen Familie im Ort in Pflege.

Ebenso fand mein Schulfreund Edgar Böckmann, 14-jährig den Tod.

Die Verstorbenen sind in Blofeld beigesetzt


Recherchehinweise:

Es haben sich schon viele Personen mit den Geschehnissen der letzten Kriegstage in unserer Region beschäftigt. So ist bekannt, daß Ende März 1945 die 4. US-Panzerdivision in unserer Gegend vorstieß, während sich auf deutscher Seite die 11. Panzerdivision – neben vielen Splitterverbänden zurückzog. Die Spitzen der 4. US PD waren zu dieser Zeit sogar schon bis Alsfeld vorgedrungen (Stand 29.3.45). Gefechte zwischen 11. und 4. PD sind beschrieben, so ist bekannt, dass bereits am 28.3.45 der Stab der 11. PD in Blofeld fast in Gefangenschaft geraten wäre. Details gibt es keine. Es heißt: Die deutsche Einheit hatte die herannahenden US Streitkräfte rechtzeitig entdeckt und sich in dem naheliegendem Wald verstecken können, während sie die amerikanischen Panzer und Halbkettenfahrzeuge vorbeifahren ließen.

Bei den in Blofeld beschossenen Truppenteilen handelte es sich in der Hauptsache um einen Werferzug sogenannter Nebelwerfer. Dieser motorisierte Verband nutzte die Nacht für seinen Marsch und erreichte den Ort Blofeld in den Morgenstunden des 29. März 1945. In Unwissenheit, daß sich amerikanische Truppen bereits am Waldrand Rtg. Dauernheim aufhielten, durchfuhr der Verband den Ort und wurde am Ortsausgang von den Amerikanern entdeckt und direkt unter Beschuss genommen.
Man vermutete, daß es sich bei dem Werferzug um Teile der 6. SS-Gebirgsdivision "Nord" gehandelt habe. Dieses wurde allerdings von Hobbyhistorikern, die sich intensiv mit den Abwehrkämpfen in Taunus und Wetterau beschäftigen, angezweifelt. Die Reste dieser SS-Division hätten erst ein-zwei Tage später den östlichen Vortaunusraum nach Abwehrkämpfen verlassen und sind daraufhin durch die Wetterau nach Südosten vorgestoßen, um sich mit den bei Gelnhausen vermuteten deutschen Einheiten zu vereinigen. Von Stammheim liegen Berichte vor, daß dort die nach Osten abrückende 6. SS-Gebirgsjäger-Division mit den Amerikanern in ein Feuergefecht geriet. Im Raum Gedern/Hirzenhain (Waldensberg/Leisenwald) sind die verbliebenen Teile der "Nord" am 3. April 1945 eingekesselt und endgültig aufgerieben worden.

Da es keine Fotos von den Fahrzeugen gibt und auch sonst weiter keine genaueren Informationen vorliegen, ist bis heute nicht zu klären, um welchen Truppenteil es sich gehandelt hat.

Robert Stede, Blofeld stellte diesbezüglich in 2020 eine Anfrage an das Bundesarchiv:

Zur Frage der Truppenzugehörigen des in Blofeld gefallenen Leutnants Egon Reibe konnte das Bundesarchiv (PA) keine klärende Auskunft erteilen. Aus den übersandten Unterlagen dieser Aufklärungsdienststelle geht hervor, dass Reibe zunächst der Kriegsmarine angehörte, am 15.7.44 zum Leutnant befördert wurde und am 1.1.45 dem Heer überwiesen wurde. Bereits am 3.2.56 wurde auf eine Anfrage in Blofeld hin vermerkt, dass Reibe am 29.3.45 um 5.oo Uhr (Sterberegister Nr. 4/45 (Rinik ?) verstorben sei. Weitere Angaben liegen nicht vor.


Literatur:

  • Ghost Division: The 11th "Gespenster" Panzer Division and the German Armored Force in World War II von A. Harding Ganz
  • In Final Defense of the Reich - The Destruction of the 6th SS Mountain Divison "Nord" von Stephen Rusiecki
  • Letzte Schlacht im Taunus: März / April 1945 - Der Untergang der 6. SS-Gebirgsdivision „Nord“ von Dr. Roland Krebs
  • Das Kriegsende im Taunus von Helmut Hujer