Ortsteil Blofeld / Feuergefecht am 29.03.1945 in Blofeld: Unterschied zwischen den Versionen

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Es haben sich schon viele Personen mit den Geschehnissen der letzten Kriegstage in unserer Region beschäftigt. So ist bekannt, daß Ende März 1945 die 4. US-Panzerdivision in unserer Gegend vorstieß, während sich auf deutscher Seite die 11. Panzerdivision – neben vielen Splitterverbänden zurückzog. Die Spitzen der 4. US PD waren zwar schon bis Alsfeld vorgedrungen (Stand 29.3.45), aber das Hauptkontingent sollte zu dieser Zeit noch in unserer Gegend gelegen haben. Gefechte zwischen 11. und 4. PD sind beschrieben, so ist bekannt, dass bereits am 28.3.45 der Stab der 11. PD in Blofeld fast in Gefangenschaft geraten wäre. Details gibt es keine. Es heißt: Die deutsche Einheit hatte die herannahenden US Streitkräfte rechtzeitig entdeckt und sich in dem naheliegendem Wald verstecken können, während sie die amerikanischen Panzer und Halbkettenfahrzeuge vorbeifahren ließen.
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Es haben sich schon viele Personen mit den Geschehnissen der letzten Kriegstage in unserer Region beschäftigt. So ist bekannt, daß Ende März 1945 die 4. US-Panzerdivision in unserer Gegend vorstieß, während sich auf deutscher Seite die 11. Panzerdivision – neben vielen Splitterverbänden zurückzog. Die Spitzen der 4. US PD waren zu dieser Zeit schon bis Alsfeld vorgedrungen (Stand 29.3.45). Gefechte zwischen 11. und 4. PD sind beschrieben, so ist bekannt, dass bereits am 28.3.45 der Stab der 11. PD in Blofeld fast in Gefangenschaft geraten wäre. Details gibt es keine. Es heißt: Die deutsche Einheit hatte die herannahenden US Streitkräfte rechtzeitig entdeckt und sich in dem naheliegendem Wald verstecken können, während sie die amerikanischen Panzer und Halbkettenfahrzeuge vorbeifahren ließen.
  
Im Falle des Feuergefechts am folgenden Tag konnten folgende Informationen zusammengetragen werden:
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Im Falle des besagten Feuergefechts konnten folgende Informationen zusammengetragen werden:
  
Vermutet wurde, daß es sich bei dem in Blofeld aufgeriebenen Truppenteil um Teile der 6. SS-Gebirgsdivision gehandelt habe. Dieses wurde allerdings von Ulf Wachsmuth aus Rosbach, der sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt, angezweifelt. Die Reste dieser SS-Division hätten erst ein-zwei Tage später den östlichen Vortaunusraum nach Abwehrkämpfen verlassen und sind daraufhin durch die Wetterau nach Südosten vorgestoßen, um sich mit den bei Gelnhausen vermuteten deutschen Einheiten zu vereinigen. Hier sind sie bekanntermaßen im Raum Gedern/Hirzenhain (Waldensberg/Leisenwald) endgültig aufgerieben worden.
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Vermutet wurde, daß es sich bei dem in Blofeld aufgeriebenen Truppenteil um Teile der 6. SS-Gebirgsdivision gehandelt habe. Dieses wurde allerdings von Hobbyhistorikern, die sich intensiv mit dieser Einheit beschäftigen, angezweifelt. Die Reste dieser SS-Division hätten erst ein-zwei Tage später den östlichen Vortaunusraum nach Abwehrkämpfen verlassen und sind daraufhin durch die Wetterau nach Südosten vorgestoßen, um sich mit den bei Gelnhausen vermuteten deutschen Einheiten zu vereinigen. Hier sind sie bekanntermaßen im Raum Gedern/Hirzenhain (Waldensberg/Leisenwald) endgültig aufgerieben worden.
 
   
 
   
Der zunächst in Südhessen, dann im Taunus in Abwehrkämpfen befindlichen 6. SS-Gebirgs-Division wurden andere, z.T. auch versprengte Truppenteile des Heeres angegliedert, so dass auch Reiber als Leutnant und nicht in einem entsprechenden SS-Rang zur Waffen-SS gelangt sein könnte und diesen Offiziersrang auch beibehalten hat.  
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Bei den in Blofeld beschossenen Truppenteilen handelte es sich in der Hauptsache um einen Werferzug sogenannter Nebelwerfer. Dieser motorisierte Verband nutzte die Nacht für seinen Vormarsch und erreichte den Ort Blofeld in den Morgenstunden des 29. März 1945. In Unwissenheit, daß sich amerikanische Truppen bereits am Waldrand Rtg. Dauernheim aufhielten durchfuhr der Werferzug den Ort und wurde am Ortsausgang von den Amerikanern entdeckt und direkt unter Beschuss genommen.
  
Es wäre also durchaus möglich gewesen, dass ein Heeres-Leutnant mit der Führung eines SS-Werferzugs, den man nicht zu den kampfnotwendigen und -tauglichen Truppenteilen rechnete, betraute und vorweg in Richtung Osten in Marsch setzte. Dieser motorisierte Verband nutzte die Nacht für seinen Vormarsch Richtung Blofeld und kam dort in den Morgenstunden des 29.3.45 an. In Unwissenheit, daß sich amerikanische Truppen bereits am Waldrand Rtg. Dauernheim aufhielten durchfuhr der Werferzug den Ort Blofeld und wurde am Ortsausgang von den Amerikanern entdeckt und direkt unter Beschuss genommen.
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Da es keine Fotos von den Fahrzeugen gibt und auch sonst weiter keine genaueren Informationen vorliegen, ist bis heute nicht zu klären, um welchen Truppenteil es sich gehandelt hat.
  
Da es keine Fotos von den Fahrzeugen gibt und auch sonst weiter keine genaueren Informationen vorliegen, wird die Frage der Truppenzugehörigkeit weiterhin ungeklärt bleiben.
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Robert Stede, Blofeld stellte diesbezüglich in 2020 eine Anfrage an das Bundesarchiv:
 
 
Robert Stede, Blofeld stellte diesbezüglich eine Anfrage an das Bundesarchiv:
 
  
 
Zur Frage der Truppenzugehörigen des in Blofeld gefallenen Leutnants Egon Reibe konnte das Bundesarchiv (PA) keine klärende Auskunft erteilen.  
 
Zur Frage der Truppenzugehörigen des in Blofeld gefallenen Leutnants Egon Reibe konnte das Bundesarchiv (PA) keine klärende Auskunft erteilen.  

Version vom 20. November 2020, 09:38 Uhr

Zeitzeugenaussage zum 29.03.1945:

Gegen Morgen durchfuhr eine deutsche Einheit den Ort. Am Ortsausgang (Lindenplatz) wurde die Kolonne von den Amerikanern intensiv unter Feuer genommen. Der ganze Ort stand voller deutscher Militärfahrzeuge. Die am Ortsausgang abgestellten Karusellfahrzeuge der Familie Köhler aus Butzbach brannten, der Lindenbaum dort brannte ebenfalls und in der Scheune der Hofreite Schultheis befanden sich verwundete Deutsche, die noch am gleichen Tag starben.

Es waren ein Leutnant sowie die Frau eines Unteroffiziers und deren 6-jähriger Sohn. Ein weiterer 2-jähriger Sohn dieses Unteroffiziers kam zu einer kinderlosen Familie im Ort in Pflege.

Ebenso fand mein Schulfreund Edgar Böckmann, 14-jährig den Tod.


Recherchehinweise:

Es haben sich schon viele Personen mit den Geschehnissen der letzten Kriegstage in unserer Region beschäftigt. So ist bekannt, daß Ende März 1945 die 4. US-Panzerdivision in unserer Gegend vorstieß, während sich auf deutscher Seite die 11. Panzerdivision – neben vielen Splitterverbänden zurückzog. Die Spitzen der 4. US PD waren zu dieser Zeit schon bis Alsfeld vorgedrungen (Stand 29.3.45). Gefechte zwischen 11. und 4. PD sind beschrieben, so ist bekannt, dass bereits am 28.3.45 der Stab der 11. PD in Blofeld fast in Gefangenschaft geraten wäre. Details gibt es keine. Es heißt: Die deutsche Einheit hatte die herannahenden US Streitkräfte rechtzeitig entdeckt und sich in dem naheliegendem Wald verstecken können, während sie die amerikanischen Panzer und Halbkettenfahrzeuge vorbeifahren ließen.

Im Falle des besagten Feuergefechts konnten folgende Informationen zusammengetragen werden:

Vermutet wurde, daß es sich bei dem in Blofeld aufgeriebenen Truppenteil um Teile der 6. SS-Gebirgsdivision gehandelt habe. Dieses wurde allerdings von Hobbyhistorikern, die sich intensiv mit dieser Einheit beschäftigen, angezweifelt. Die Reste dieser SS-Division hätten erst ein-zwei Tage später den östlichen Vortaunusraum nach Abwehrkämpfen verlassen und sind daraufhin durch die Wetterau nach Südosten vorgestoßen, um sich mit den bei Gelnhausen vermuteten deutschen Einheiten zu vereinigen. Hier sind sie bekanntermaßen im Raum Gedern/Hirzenhain (Waldensberg/Leisenwald) endgültig aufgerieben worden.

Bei den in Blofeld beschossenen Truppenteilen handelte es sich in der Hauptsache um einen Werferzug sogenannter Nebelwerfer. Dieser motorisierte Verband nutzte die Nacht für seinen Vormarsch und erreichte den Ort Blofeld in den Morgenstunden des 29. März 1945. In Unwissenheit, daß sich amerikanische Truppen bereits am Waldrand Rtg. Dauernheim aufhielten durchfuhr der Werferzug den Ort und wurde am Ortsausgang von den Amerikanern entdeckt und direkt unter Beschuss genommen.

Da es keine Fotos von den Fahrzeugen gibt und auch sonst weiter keine genaueren Informationen vorliegen, ist bis heute nicht zu klären, um welchen Truppenteil es sich gehandelt hat.

Robert Stede, Blofeld stellte diesbezüglich in 2020 eine Anfrage an das Bundesarchiv:

Zur Frage der Truppenzugehörigen des in Blofeld gefallenen Leutnants Egon Reibe konnte das Bundesarchiv (PA) keine klärende Auskunft erteilen. Aus den übersandten Unterlagen dieser Aufklärungsdienststelle geht hervor, dass Reibe zunächst der Kriegsmarine angehörte, am 15.7.44 zum Leutnant befördert wurde und am 1.1.45 dem Heer überwiesen wurde. Bereits am 3.2.56 wurde auf eine Anfrage in Blofeld hin vermerkt, dass Reibe am 29.3.45 um 5.oo Uhr (Sterberegister Nr. 4/45 (Rinik ?) verstorben sei. Weitere Angaben liegen nicht vor.


Literatur:

  • Ghost Division: The 11th "Gespenster" Panzer Division and the German Armored Force in World War II von A. Harding Ganz
  • In Final Defense of the Reich - The Destruction of the 6th SS Mountain Divison "Nord" von Stephen Rusiecki
  • Letzte Schlacht im Taunus: März / April 1945 - Der Untergang der 6. SS-Gebirgsdivision „Nord“ von Dr. Roland Krebs
  • Das Kriegsende im Taunus von Helmut Hujer