Ortsteil Blofeld / Adelshof

Aus Historisches Reichelsheim

Der sogenannte „Adels Hof“

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Personen, v. l.: Bgm. Reinhold Schäfer, seine Ehefrau Katharina geb. Lauster
Gebäude rechts:  Wohnhaus (Umbau 1964)
davor:  Pavillon (abgebrannt 1979)
links:  Wirtschaftsgebäude
hinten: Scheune (am 15.12.1978 durch Brandstiftung bis auf die Grundmauern abgebrannt)


Der sogenannte „Adels Hof“ der Herren von „B l a f e l d“ erscheint in Urkundenbüchern des Klosters Arnsburg bereits im Jahre 1294. Johannes de Butzbach - genannt nach seinem Wohnsitz „von Blafeld„ - hat möglicherweise das vermutlich damals schon vorhandene freie, adelige Hofgut Blafeld in seinem Besitz gehabt. Von den Herren von Blafeld scheinen die Herren von Stockheim das Gut in Blafeld erworben zu haben.

Nach dem dreißigjährigen Krieg wird Jost Wilhelm von Geismar, Hofmeister des Landgrafen Wilhelm Christoph von Hessen-Homburg-Bingenheim (1648 – 1681), als Besitzer eines adeligen Hauses in der Lindengasse zu Echzell, genannt. Das Wappen dieses Hauses in Echzell ist identisch mit dem Wappen am Adels Hof in Blofeld. Der Sohn des Hofmeisters Jost Wilhelm von Geismar, Wilhelm Ernst von Geismar, war in Blofeld begütert und Besitzer jenes Adelshofes. Der Erwerb dieses Blofelder Gutes fällt wahrscheinlich in das Jahr 1701. Später kam das Gut an eine Familie von Freudenberg, wurde aber danach aufgeteilt und in andere Hände überführt.

Der ältere engbrüstige Bau wurde durch Brand beschädigt und beim Wiederaufbau erheblich erweitert. Nach Osten hin hat man nämlich einen 5 m breiten Anbau an den älteren Bau angelehnt. Der eigenartige, behäbige Charakter des Wohnhauses ist eine Folge dieser nachträglichen Erweiterung. Als Dach wählte man ein wuchtiges Krüppelwalmdach. Dieser Umbau 1964 hat dem Haus seinen eigentümlichen Charakter genommen.

Die feine Barocktreppe im Inneren mit gedrehten Geländer Stäben deutet in die Zeit vor 1800. Am Geländer der äußeren Freitreppe ist eine schlichte Hausmarke mit den Buchstaben „W E „und der Jahreszahl 1708 eingemeißelt. Es kann vermutet werden, dass es sich hier um die Hausmarke des oben erwähnten Wilhelm Ernst von Geismar handelt. Wilhelm Ernst von Geismar wird im Jahre 1708 als Gutsherr in Blofeld erwähnt. Die Gräber der Herren von Geismar sollen sich laut Kirchenchronik unter dem Altar der Kirche befinden.

Das Alter des ursprünglichen Holzhauses ist schwer zu bestimmen, da es vollkommen verputzt ist. Es handelt sich um ein sehr stattliches, zweistöckiges Fachwerkhaus von 7,5 m Breite. Am südlichen Giebel befindet sich ein ganz hervorragend schönes Fachwerk, welches im Obergeschoss durch einen wundervollen „Fränkischen Erker“ bereichert ist. Reich geschnitzte Füllhölzer sowie reizvolle Schmuckmotive an der Geschossnaht und an den Pfosten des „Fränkischen Erkers“ scheinen den Bau in die Zeit vor 1700 zu weisen. Der „Fränkische Erker“ ist ursprünglich offenbar breiter gewesen. Dies ist zu schließen aus konstruktiven Änderungen am Holzverband, vor allem aber auch aus einer ins Gebälk eingeschnittenen Inschrift, die verstümmelt zu sein scheint. Sie lautet:

                             DER M. JOHA. HENRICH ALMARE
                             DER VON OBERNHOFEN’ „WO DER
                             HER NICHT DAS HAUS BAUT. SO
                             ARBEITE UMSONST.“

Es handelt sich hierbei um den bei Hausinschriften sehr häufig gewählten Bibelspruch: Psalm 127, Vers 1. Zu diesem Bau gehörte offenbar ein Wappenstein, welcher später im Stall eingemauert war und von dem derzeitigen Eigentümer, Herrn Gerd Bischoff, bis heute noch verwahrt wird. Das Wappen lässt einen springenden Bock (das Wappen der Familie von Geismar) und einen Widderkopf erkennen. Eine Jahreszahl ist nicht vorhanden.

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Erwähnenswert ist noch das Stallgebäude mit großem gewölbten Keller und der Jahreszahl 1838 im Kratzputz des Fachwerks.

Über den Erbauer des Geismarschen Hauses konnte folgendes in Erfahrung gebracht werden: In Trais-Münzenberg, Wölfersheim, Weckesheim usw. stehen ebenfalls Häuser dieses bemerkenswerten Meisters. Sie alle sind an dem schönen Erker zu erkennen. An einem Haus in Schwalheim, Hauptstraße 12, ist an einem Balken die Inschrift erhalten: „Werkm. Johann Henrich Almäraeder 1691“. Aus dieser Zeit stammen auch die anderen Häuser, und damit ist auch der Blofelder Adels Hof ungefähr datiert. Die Familie Almenröder ist in Obornhofen alteingesessen. Sie wird 1595 in Obornhofen erwähnt (Heinrich Almrot d Ä.). In der Schwalheimer Inschrift wurde das Wort „Werkm.“, das heißt „Werkmeister“ für Zimmermann, gebraucht. Die Bezeichnung „Werkmeister erscheint schon im 15. Jahrhundert und im 16. Jahrhundert als Berufsbezeichnung für ausführende Meister. Es handelt sich dabei nicht um Architekten, sondern um ausführende Meister wie Zimmermeister und andere mehr. Der erwähnte „Werkmeister Almenröder“ war also ein befähigter Zimmermeister, der von wohlhabenden Bauherren der Wetterau „gedingt“ wurde und kostbare Werke der Holzkunst schuf.

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