Artikel der Rubrik "Damals" / Trauerzug Hermann Sprengel in 1920
Für den Stadtkurier 21. Mai 2021
Rubrik "Damals"
Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de
Bildbeschreibung:
Reichelsheim:
Trauerzug Hermann Sprengel.
Die Familie Sprengel lässt sich in den Kirchenbüchern von Reichelsheim bis Anfang des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen.
Die ersten Eintragungen in Reichelsheimer Kirchenbüchern erfolgten nach dem Jahr 1632,
mit der Amtseinführung des ersten reformierten Pfarrers Jakob Stein. So ist zu lesen, daß der
Sohn des Andreas Sprengel - Johannes Sprengel - im Juni 1656 eine Catharine - die Witwe
des Conrad Waß copuliert (geheiratet) hatte. Es ist nur ihr Vorname bekannt.
Da kein Eintrag über die Herkunft der Copulierenden (verehelichten) und auch nicht des
Vaters vorgenommen wurde, kann davon ausgegangen werden, daß es sich um Einwohner
von Reichelsheim handelte. Die Sprengels gab es demnach wohl schon etwas länger im Ort.
Fünf Generationen später - am 20.01.1847 - kommt Hermann Sprengel als fünftes von insgesamt sieben Kindern zur Welt. Hermann Sprengel lernt Schlosser und heiratet 1870 in die Schlosserfamilie Waas in der Sackgasse ein. Wenige Wochen später ruft ihn sein Großherzog zu den Waffen. Seine junge, schwangere Frau muß H. Sprengel alleine lassen und zieht in den Krieg. Knapp ein Jahr später kommt H. Sprengel wieder nach Hause und bekommt in den nächsten Jahren von seiner Frau noch vier Kinder geschenkt. Schon bald darauf soll Hermann Sprengel die erste Dampfdreschmaschine in Reichelsheim in Betrieb genommen und für die Bauern gedroschen haben.
1887 wird von den Erben des verstorbenen Ziegelbrennes Johann Georg Schutt der ehemalige “Adelshof vor dem Tore“ erworben und auf Hermann Sprengel überschrieben. Die Familien Waas und Sprengel ziehen um, verkaufen ihr altes Anwesen in der Sackgasse und können nun bei deutlich großzügigeren Platzverhältnissen ihren Betrieb erweitern.
Der älteste Sohn Adolf heiratet in die Familie Mühlig in der damaligen Untergasse, wird Landwirt und übernimmt die Lohndrescherei seines Vaters. Gustav Sprengel wird Schlosser und verbleibt im Elternhaus in der heutigen Bingenheimer Straße 25 und der jüngste Sohn Otto heiratet in die Familie Cassebeer auf der Obergasse und übernimmt dort den landwirtschaftlichen Betrieb.
Am 21.05.1920 stirbt Hermann Sprengel. Wie es damals üblich war, wird er zu Hause
aufgebahrt und zwei Tage später, am 23 Mai in einem ehrenvollen Trauerzug zu Grabe
getragen.
Von diesem Ereignis gibt es eine Aufnahme, die sich im Besitz der Familie Hahn befand
und uns vor einiger Zeit von Lina Hahn zur Verfügung gestellt wurde.
Allen voran schreitet eine Ehrenabteilung des Krieger- und Veteranenvereins - dahinter Kranzträger, dann Pfarrer Vogel, die Söhne des Verstorbenen und die Sargträger. Ein junger Mann steht in einer Gruppe von älteren Herren mit Frack und Zylinder vor dem Anwesen. Er hält ein Kissen mit den verliehenen Orden und Abzeichen. Frauen sind auf der Aufnahme nicht zu sehen.