Artikel der Rubrik "Damals" / Kohleseilbahn bei Dorn-Assenheim
Für den Stadtkurier 22. Januar 2021
Rubrik "Damals"
Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de
Bildbeschreibung:
Wir haben hier einen alten vergilbten Zeitungsausschnitt ohne Datum und ohne einen Hinweis aus welcher Zeitung er stammt. Wenn sie diesen Artikel kennen oder eine Zeit zuordnen können, wären wir für jeden Hinweis dankbar.
Dorn Assenheim:
Den bäuerlichen Charakter hat Dorn-Assenheim nicht verloren, obwohl schon viele seiner Bewohner das Ackergerät mit der Werkbank vertauscht haben. So ist es in den winterlichen Tagen zwar etwas ruhiger geworden, aber deshalb ruhen die Bauernhände nicht. Mit Sorgfalt bereitet man sich schon jetzt auf die Frühjahrsbestellung vor. Die zu stattlichen Haufen angewachsenen Düngergruben warten darauf, auf den Feldern verteilt zu werden und die reparaturbedürftigen Maschinen benötigen wieder eine sachkundige Überholung.
Durin- oder Dorn-Assenheim, das 1318 als Massenheim erwähnt ist, bedeutet das „dürre“ wasserlose Massenheim. Das Dorf gehörte einst, wie so viele Wetterauer Dörfer, zur Fuldischen Mark. Ein Masso, der hier um 500 bis 800 seine Wohnstätte baute, soll der Gründer gewesen sein. Noch öfter im Laufe seiner Geschichte wechselte Dura-Massenheim, wie der Ort 1402 genannt wurde, seinen Besitzer. Nach Auflösung des alten Deutschen Reiches fiel Dorn-Assenheim 1803 an das Herzogtum Nassau und schließlich 1866 an das Großherzogtum Hessen.
Fehlt es auch an Wasser, so ist die Gemeinde reich an Kohle. Schon vor über 100 Jahren wurde hier Braunkohle abgebaut. Die alten Leute wissen noch aus Erzählungen ihrer Eltern, daß es einmal eine Grube „Wilhelmshoffnung“ gegeben hat, die dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stillgelegt wurde. Vor einigen Jahren entstand in der Nähe von Dorn-Assenheim wieder ein neuer Braunkohlenschacht, der zur Grube Weckesheim' gehört. Eine schon vor mehr als 100 Jahren begonnene Bergmannsarbeit hat damit ihre Fortsetzung gefunden.
Dorn-Assenheim hat keine Bahnstation. Keine bewegte Hauptstraße stört den winterlichen Frieden. Abseits von der Straße, neben dem alten Gottesacker, steht die schlichte katholische Kirche aus dem Jahre 1714. Ihre Altäre und die Chorschränke stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Vom fortschrittlichen Sinn der katholischen Gemeinde zeugt das neuerbaute Schwesternhaus, in dem auch ein Kindergarten untergebracht ist. In seiner sachlichen und doch schönen Einfachheit verkörpert das Gebäude neben dem altehrwürdigen Kirchenbau den Ausdruck unserer neuen Zeit.
Mittelpunkt allen dörflichen Lebens mag einmal der schöne, alte Ziehbrunnen gewesen sein; heute steht er kaum beachtet inmitten des Dorfes.
Wenn die Wintersonne durch das trübe Wolkengrau dringt, dann wird es in den Gassen auf einmal lebendig. Die Kinder haben ihre Schlitten geholt und einen abschüssigen Weg schnell zur Rodelbahn gemacht. Auf Schlittschuhen versuchen die Älteren von ihnen einen Bogen um den alten Brunnen zu laufen. Von den Dächern fegt der Ostwind den Pulverschnee über das Winterparadies der Kinder, jedoch ohne Erfolg, denn die Begeisterung der Kleinen läßt sich durch den unfreundlichen Gesellen nicht hemmen.
Bild: Mit der Seilbahn wird heute die Kohle transportiert