Artikel der Rubrik "Damals" / Kaiserliches Postamt um 1900: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
(Die Seite wurde neu angelegt: „Für den Stadtkurier 21. August 2020<br> Rubrik "Damals" Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:<br> Horst Diehl, Vorsitzender des He…“)
 
 
Zeile 14: Zeile 14:
  
 
Die Post in Reichelsheim
 
Die Post in Reichelsheim
 +
 
Angefangen hatte alles im August des Jahres 1844.
 
Angefangen hatte alles im August des Jahres 1844.
Von 3 Bewerbern in Reichelsheim erhielt der aus Blofeld stammende Gastwirt Johannes Conrad
 
die Zusage, eine Postexpedition mitsamt einer Posthalterey zu unterhalten. 
 
Eröffnet wurde diese wohl, man nimmt es an, im späteren “Gasthof zur Post“ in der
 
sogenannten Vorstadt.
 
Johannes Conrad füllte diesen Posten aus, bis er 1856 starb. Nachfolger wurde sein Sohn Franz
 
Conrad, der schon lange als &quot;Gehülfe&quot; in der Posthalterey tätig war.
 
Der &quot;Gasthof zur Post&quot; wird in alten Festschriften noch &quot;Nassauer Hof&quot; genannt. Es ist
 
anzunehmen, daß 1866 mit dem Ende der nassauischen Regierung in Reichelsheim der Gasthof
 
umbenannt wurde. Nassau unterhielt bis dahin ein privates Postwesen der Thurn und Taxis Post.
 
Nach der Besetzung durch Preußen wurde Thurn und Taxis gegen Abfindung zur Abtretung der
 
Posteinrichtungen an den Staat gezwungen. Bereits fünf Jahre später - nach Gründung des
 
Deutschen Reichs in 1871 - gingen alle Postinstitutionen des Landes in der &quot;Reichspost&quot; auf.
 
Im Jahre 1877 legte Franz Conrad das Amt nach 20 jähriger Tätigkeit nieder. Ein Jahr lang
 
wurde das Amt kommissarisch verwaltet. Während dieser Zeit erfolgte in Reichelsheim die
 
Umwandlung der Postexpedition in ein &quot;Kaiserliches Postamt&quot;.
 
Am 31. Mai 1879 wurde Theodor Zinser aus Schotten zum Postverwalter des Kaiserlichen
 
Postamtes nach Reichelsheim i.d.W. bestellt. Theodor Zinser wurde sehr schnell seßhaft in
 
Reichelsheim - heiratete 1880 Marie Conrad, die Tochter seines Amtsvorgängers und hatte
 
mit ihr 6 Kinder. 1886 plante Zinser gegenüber dem Gasthof zur Post sein Wohnhaus mit dem
 
&quot;neuen&quot; Postamt welches aber erst 1893 in Betrieb gegangen sein soll.
 
Bis zum 1. Dezember 1918 übte Th. Zinser sein Amt aus, dann mußte er krankheitsbedingt
 
das Amt aufgeben.
 
  
Die Aufnahme, welche leider nur als Fotokopie vorlag, zeigt Theodor Zinser mit den
+
Von 3 Bewerbern in Reichelsheim erhielt der aus Blofeld stammende Gastwirt Johannes Conrad die Zusage, eine Postexpedition mitsamt einer Posthalterey zu unterhalten. 
Reichelsheimer Postangestellten vor seinem Haus - dem &quot;Kaiserlichen Postamt&quot; in der
+
 
heutigen Bingenheimer Straße 32
+
Eröffnet wurde diese wohl, man nimmt es an, im späteren “Gasthof zur Post“ in der sogenannten Vorstadt.
Im linken Fenster sein Sohn und Amtsnachfolger Karl Zinser, in der Tür der Postbote
+
 
Hermann Emmel – weitere Personen sind leider nicht bekannt.
+
Johannes Conrad füllte diesen Posten aus, bis er 1856 starb. Nachfolger wurde sein Sohn Franz Conrad, der schon lange als &quot;Gehülfe&quot; in der Posthalterey tätig war.
 +
 
 +
Der &quot;Gasthof zur Post&quot; wird in alten Festschriften noch &quot;Nassauer Hof&quot; genannt. Es ist anzunehmen, daß 1866 mit dem Ende der nassauischen Regierung in Reichelsheim der Gasthof umbenannt wurde. Nassau unterhielt bis dahin ein privates Postwesen der Thurn und Taxis Post.
 +
 
 +
Nach der Besetzung durch Preußen wurde Thurn und Taxis gegen Abfindung zur Abtretung der Posteinrichtungen an den Staat gezwungen. Bereits fünf Jahre später - nach Gründung des Deutschen Reichs in 1871 - gingen alle Postinstitutionen des Landes in der &quot;Reichspost&quot; auf. Im Jahre 1877 legte Franz Conrad das Amt nach 20 jähriger Tätigkeit nieder. Ein Jahr lang wurde das Amt kommissarisch verwaltet. Während dieser Zeit erfolgte in Reichelsheim die Umwandlung der Postexpedition in ein &quot;Kaiserliches Postamt&quot;.
 +
 
 +
Am 31. Mai 1879 wurde Theodor Zinser aus Schotten zum Postverwalter des Kaiserlichen Postamtes nach Reichelsheim i.d.W. bestellt. Theodor Zinser wurde sehr schnell seßhaft in Reichelsheim - heiratete 1880 Marie Conrad, die Tochter seines Amtsvorgängers und hatte mit ihr 6 Kinder. 1886 plante Zinser gegenüber dem Gasthof zur Post sein Wohnhaus mit dem &quot;neuen&quot; Postamt welches aber erst 1893 in Betrieb gegangen sein soll.
 +
 
 +
Bis zum 1. Dezember 1918 übte Th. Zinser sein Amt aus, dann mußte er krankheitsbedingt das Amt aufgeben.
 +
 
 +
Die Aufnahme, welche leider nur als Fotokopie vorlag, zeigt Theodor Zinser mit den Reichelsheimer Postangestellten vor seinem Haus - dem &quot;Kaiserlichen Postamt&quot; in der heutigen Bingenheimer Straße 32
 +
 
 +
Im linken Fenster sein Sohn und Amtsnachfolger Karl Zinser, in der Tür der Postbote Hermann Emmel – weitere Personen sind leider nicht bekannt.
 
 
 
 
 +
 
Die Fotokopie wurde von Dieter Schäfer, Assenheim zur Verfügung gestellt.
 
Die Fotokopie wurde von Dieter Schäfer, Assenheim zur Verfügung gestellt.
 +
  
 
[[Datei:Rhm Kaiserl Postamt Zinser.jpg|510px]]
 
[[Datei:Rhm Kaiserl Postamt Zinser.jpg|510px]]

Aktuelle Version vom 21. August 2020, 17:17 Uhr

Für den Stadtkurier 21. August 2020
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:


Reichelsheim:

Die Post in Reichelsheim

Angefangen hatte alles im August des Jahres 1844.

Von 3 Bewerbern in Reichelsheim erhielt der aus Blofeld stammende Gastwirt Johannes Conrad die Zusage, eine Postexpedition mitsamt einer Posthalterey zu unterhalten. 

Eröffnet wurde diese wohl, man nimmt es an, im späteren “Gasthof zur Post“ in der sogenannten Vorstadt.

Johannes Conrad füllte diesen Posten aus, bis er 1856 starb. Nachfolger wurde sein Sohn Franz Conrad, der schon lange als "Gehülfe" in der Posthalterey tätig war.

Der "Gasthof zur Post" wird in alten Festschriften noch "Nassauer Hof" genannt. Es ist anzunehmen, daß 1866 mit dem Ende der nassauischen Regierung in Reichelsheim der Gasthof umbenannt wurde. Nassau unterhielt bis dahin ein privates Postwesen der Thurn und Taxis Post.

Nach der Besetzung durch Preußen wurde Thurn und Taxis gegen Abfindung zur Abtretung der Posteinrichtungen an den Staat gezwungen. Bereits fünf Jahre später - nach Gründung des Deutschen Reichs in 1871 - gingen alle Postinstitutionen des Landes in der "Reichspost" auf. Im Jahre 1877 legte Franz Conrad das Amt nach 20 jähriger Tätigkeit nieder. Ein Jahr lang wurde das Amt kommissarisch verwaltet. Während dieser Zeit erfolgte in Reichelsheim die Umwandlung der Postexpedition in ein "Kaiserliches Postamt".

Am 31. Mai 1879 wurde Theodor Zinser aus Schotten zum Postverwalter des Kaiserlichen Postamtes nach Reichelsheim i.d.W. bestellt. Theodor Zinser wurde sehr schnell seßhaft in Reichelsheim - heiratete 1880 Marie Conrad, die Tochter seines Amtsvorgängers und hatte mit ihr 6 Kinder. 1886 plante Zinser gegenüber dem Gasthof zur Post sein Wohnhaus mit dem "neuen" Postamt welches aber erst 1893 in Betrieb gegangen sein soll.

Bis zum 1. Dezember 1918 übte Th. Zinser sein Amt aus, dann mußte er krankheitsbedingt das Amt aufgeben.

Die Aufnahme, welche leider nur als Fotokopie vorlag, zeigt Theodor Zinser mit den Reichelsheimer Postangestellten vor seinem Haus - dem "Kaiserlichen Postamt" in der heutigen Bingenheimer Straße 32

Im linken Fenster sein Sohn und Amtsnachfolger Karl Zinser, in der Tür der Postbote Hermann Emmel – weitere Personen sind leider nicht bekannt.  

Die Fotokopie wurde von Dieter Schäfer, Assenheim zur Verfügung gestellt.


Rhm Kaiserl Postamt Zinser.jpg