Artikel der Rubrik "Damals" / Gedenkeiche von 1913
Für den Stadtkurier 20. Oktober 2023
Rubrik "Damals"
Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals":
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de
Bildbeschreibung:
Die Jahrhunderteiche in Heuchelheim
Auf dem Gelände der alten Schule in Heuchelheim (Vorplatz Feuerwehr) steht eine alte
Eiche.
Sie wurde am 18 Oktober 1913 gepflanzt, um an den großen Sieg der Alliierten
Verbände gegen Napoleons Armee bei Leipzig zu erinnern.
Im Frühling 1812 stellte Napoleon auf dem Höhepunkt seiner Macht ein gewaltiges Heer
auf, um in Rußland einzumarschieren. Zu dieser Zeit war ein beachtlicher Teil des
europäischen Kontinents unter Französischer Herrschaft und all diese Länder hatten ihr
Kontingent an wehrfähigen Männern abzutreten.
Diese sogenannte Grande Armée bestand
vor allem aus Deutschen, Polen, Österreichern, Italienern, Schweizern, Holländern, Spaniern
und Portugiesen. Der kleinste Teil kam aus Frankreich selbst. Ihnen folgten Zehntausende an
Nichtkombattanten wie: Diener, Kutscher, Händler und Marketender, Ehefrauen, Geliebte
und Prostituierte sowie Handwerker aller Art.
Wie dieser Feldzug für Napoleon ausging ist
hinreichend bekannt.
Ende 1812 befand sich die Grande Armée … oder besser gesagt das was von ihr übrig
geblieben war in einem jämmerlich desaströsen Zustand und erreichte nur noch mit wenigen
Tausend Soldaten die Heimat.
Den nachsetzenden Russen schlossen sich die Preußen an und
erklärten Frankreich den Krieg. Später stellten sich auch Österreich, Schweden und
Großbritannien auf die Seite der Preußen und Russen.
Im Frühjahr 1813 schließlich trafen
die Heere der Alliierten in Sachsen, welches die Ostgrenze des mit Frankreich verbündeten
Rheinbundes zeichnete auf Napoleons aufgefrischte Armee. Die ersten Monate konnte
Napoleon einige militärische Siege gegen die Allianz erringen. Der Höhepunkt der Kämpfe
entbrannte vom 16. bis 18. Oktober bei Leipzig. Nahezu ein halbe Million Soldaten trafen
dort aufeinander. Die bis dahin größte Schlacht aller Zeiten.
Die Franzosen unterlagen und
zogen sich zurück. Das war der Anfang des Zusammenbruchs der französischen
Vorherrschaft und der Beginn der Befreiung Europas und der deutschen Länder.
Hundert Jahre später gedachte man dieser Zeit und feierte im nun endlich vereinten Deutschen Reich landauf landab die Befreiung vom französischen Joch und in nahezu jeder Stadt und jeder Gemeinde pflanzte man zum Andenken an diesen Tag einen Baum oder setzte einen Stein.
In Reichelsheim war es eine Linde, in Blofeld ist es ein Stein und in Heuchelheim pflanzte man diese Eiche.
In den 1970er Jahren wurde eine handgeschnitzte hölzerne Tafel aufgestellt, die seither daran erinnert, warum diese Eiche gepflanzt wurde.
Während der Bauarbeiten zum "Neuen Dorftreff" wurde das Schild entfernt.
Nun ist es frisch renoviert wieder an den Standort zurückgekehrt.
Die Aufnahme stammt aus dem Archiv der Stadt Reichelsheim und zeigt den Platz um die Eiche und die Tafel vor den Umbaumaßnamen.