Artikel der Rubrik "Damals" / Gaststätte "Zum Schützenhof"

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 02. August 2024
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals":
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:

Blofeld - Die Gaststätte „Zum Schützenhof“

Die Gaststäte „Zum Schützenhof“ existierte in den Jahren von 1915 bis 1968

10 Jahre zuvor - in 1905 - hatte der Spezereienhändler Karl Schäfer bei der Gemeindeverwaltung Blofeld den Antrag auf „Verkauf über die Straße“ von Branntwein und Bier beantragt.
Dieses wurde ihm, auf Grund eines Einspruches wegen „Gefährdung der männlichen Jugend durch Förderung der Völlerei“ untersagt.

1908 beantragte er eine Conzession zum Betrieb einer Schankwirtschaft.
Aufgrund einer Verfügung des Kreisamtes Büdingen vom 26. Februar 1908 wurde ihm das Bedürfnis zur Errichtung einer Schankwirtschaft diesmal zugestanden.
Die Genehmigung zur Eröffnung der Gaststätte wurde ihm allerdings erst im Herbst 1908 zugesagt, da er schon seit Jahren das Bier und den Branntwein in Flaschen billiger verkaufen würde als die hiesigen Gastwirte und sich damit natürlich keinen Zuspruch bei diesen Herren einholen konnte.
Drei Wirte, welche zwar Mitglied des Gemeinderaths waren, aber an der Abstimmung wegen Befangenheit nicht beteiligt waren, hatte man von dem Beschluß in Kenntnis gesetzt.

Ende 1908 eröffnete Karl Schäfer eine kleine Gaststube an der Hauptstraße im 1. Stock eines Nebengebäudes.
Seinem 1909 gestellten Antrag auf Eröffnung einer Kegelbahn mit Gartenwirtschaft auf seinem Grasstück wurde ihm gewährt, da im vergangenen Sommer nicht viel Gäste sein Wirtslocal besucht hätten.

1914 wurde dann auf seinem am Eichelbergweg gelegenen Grasgrundstück eine Gastwirtschaft errichtet.
Die Genehmigung zum Betreiben seiner neuen Gastwirtschaft wurde ihm zugesagt, unter der Auflage, die seitherige Wirtschaft aufzugeben.

Am 27 Januar 1915 wurde die Gaststäte „Zum Schützenhof“ eröffnet.
Namensgeber der Gaststätte war der Kleinkaliber Schützenverein von Blofeld.
Dieser errichtete, mit Genehmigung der Gemeinde, auf Gemeindegrund am Eichelbergweg einen Schießstand, welcher dann natürlich auch durch die Gaststätte "Zum Schützenhof " bewirtschaftet wurde.

Des weiteren hatte Schäfer eine Kolonialwarenhandlung in diesem Gebäude betrieben.

Am 16. Dezember 1941 wurde Gaststätte und Kolonialwarenladen von Tochter Anna Roth geb.Schäfer übernommen.

1958 hatte man auf das Gebäude einen 2. Stock aufgesetzt und die ehemalige Kegelbahn zu Stallungen umgebaut.

Zum Tanz an Himmelfahrt wurde der mitten im Hof befindliche Dunghaufen mit einer Segeltuchplane abgedeckt. Darauf wurde ein Tanzboden aufgebaut und um den nun zum Tanzboden umgewidmeten Misthaufen herum wurden die Festgarnituren aufgebaut.
Es wurden sehr schöne und lange Feiern in diesem Hof gefeiert.

Nachdem die Inhaberin 1964 verstarb, bestand der Kolonialladen noch bis zum 30. Juni 1966. Die Gaststätte hatte man am 15.02.1968 geschlossen.


Da in Blofeld keine Kneipe überlebt hat, wollen wir zur Erinnerung an die ehemaligen Gaststätten in unseren Ort am Samstag, dem 03. August 2024, bei einen "Kneipenrundgang" frühere Gasthäuser besuchen und uns der Wirtsleute erinnern.

Interessierte sind herzlich eingeladen an diesem Rundgang teilzunehmen.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Es gibt Apfelwein und Apfelsaft solange der Vorrat reicht.
Die Veranstaltung ist kostenlos.
Über eine Spende für den Heimat- und Geschichtsverein würden wir uns sehr freuen.

Beginn um 19.00 Uhr an der Bushaltestelle im Schützenweg.

Auf halber Strecke verweilen wir beim ehemaligen "Kaminstübchen" mit der Möglichkeit auf der noch existenten Kegelbahn die eine oder andere ruhige Kugel zu schieben.

Zum Abschluß findet in den Räumen der ehemaligen Gaststäte „Zur Tränke“ ein Fotovortrag statt.

Text und Bild: Friedel Schmidt, Blofeld


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