Artikel der Rubrik "Damals" / Friedensstraße um 1960

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 05. Januar 2018
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:

Die Friedensstraße.

Während des letzten Krieges und als Folge dessen wurden in Reichelsheim viele Menschen einquartiert, die entweder in den Städten ausgebombt wurden oder ihre Heimat verließen. Entweder sie mussten flüchten oder sie sind im wahrsten Sinne des Wortes vertrieben worden. 1939 lebten etwa 850 Menschen in Reichelsheim. Knapp 600 Menschen hatten in den Jahren bis 1946 in Reichelsheim ein Quartier erhalten. Viele konnten in der Zeit nach dem Krieg wieder in die Städte zurück oder fanden in einer anderen Gemeinde ein neues zuhause. Manche Familien wurden durch die Wirren des Krieges, der Flucht und der Vertreibung auseinandergerissen und fanden z.B. durch den Suchdienst des DRK wieder zueinander. 1946 jedenfalls betrug die Einwohnerzahl von Reichelsheim laut statistischem Landesamt 1414 Personen. Ein Zuwachs von knapp 565 Menschen, die einen Anspruch auf Wohnraum hatten. Leben auf engstem Raum in irgendwelchen Kammern, in alten heruntergekommenen Häusern - ja auch in Schuppen und Ställen - das war wohl Standard.
Natürlich gab es auch glücklichere Situationen.

Es bildete sich alsbald eine Wohnungsgesellschaft, um in den Besitz von Land zu kommen.
Keiner der ansässigen Landwirte war begeistert davon, in Ortsnähe für geringes Geld wertvolles Ackerland abzugeben. “Am Hayn“ - dort wo die Streuobstwiesen standen - konnte man sich am ehesten einig werden. 1947 wurde angefangen, die ersten Häuser in der heutigen Straße “Am Haingraben“ zu bauen.

Um den alten Ortskern mit dem neuen Baugebiet zu verbinden wurde ein Stück vom Pfarrgarten an der Oberen Haingasse angepachtet. Jahrelang führte hier ein schmaler Fußweg hindurch. Erst nach 1957 wird der Garten zum ergänzenden Stück der Friedensstraße. Sie verläuft nun von der Haingasse bis hin zum Feuergraben.

Die Aufnahme entstand Anfang der 1960er Jahre


Das Foto stammt von Willy Nohl und wurde von Familie Dörfler zur Verfügung gestellt.

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