Artikel der Rubrik "Damals" / Es ist wieder Mäuskuchenzeit

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 24. Dezember 2021
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:

Es ist wieder Mäuskuchenzeit

Bis in die heutige Zeit haben sich zumindest die Herstellung und der Verzehr des in Reichelsheim bekannten Traditionsgebäcks an Neujahr erhalten.
Es ist eine Art Hefeteigkringel, welcher mit einer oder mehr Bratwürsten gefüllt wird. Woher der Brauch stammt, wie alt dieser Brauch ist und welchen Hintergrund er hat, ist leider nicht überliefert.
Die "Älteren" erzählten: Der Mäuskuchen sollte Glück bringen … "damit im neuen Jahr das Geld nicht aus geht"

Nun ja, es gibt eine Menge traditioneller Gerichte zu Neujahr, die von jeher mit der Hoffnung auf Wohlstand für das kommende Jahr einhergehen: Linsen, Erbsen, Sauerkraut und Würstchen und noch einiges mehr. Mit Hefeteig und dem Reichelsheimer Mäuskuchen hat das allerdings wenig zu tun.

Einen anderen Anhaltspunkt findet man bei einem Gebäck, welches zum Anlass "Heilige-Drei-Könige" hergestellt wird. Hier wird vielerorts ein Hefegebäck mit regional unterschiedlichen Rezepturen zubereitet. Gemeinsam ist allen Dreikönigskuchen, dass ein kleiner Gegenstand eingebacken wird. Entweder eine getrocknete Bohne, eine Mandel, eine Münze oder eine kleine Figur.

Das besitzt zumindest ansatzweise Ähnlichkeit mit dem Mäusekuchen, welcher bei uns zu Silvester bzw. Neujahr verspeist wird.

Silvester, Neujahr und Heilige Drei Könige haben übrigens eine Gemeinsamkeit. Denn bis zur Kalenderreform durch Papst Gregor XIII. im 16. Jahrhundert war der Beginn des neuen Jahres in weiten Teilen Europas der heutige 6. Januar - also am Dreikönigstag. Das Jahresende wurde dagegen traditionell am 24. Dezember begangen, so dass die Zeit bis zum Beginn des nächsten Jahres „zwischen den Jahren“ lag.

Erst mit einer der vielen weiteren Kalenderreformen wurde hierzulande der 1. Januar als Jahresbeginn festgelegt und zum Gedenken an den Heiligen Silvester dessen Todestag (31.12.) zum letzten Tag im Jahr erklärt.

Der Mäuskuche könnte also in seinem Ursprung ein Heilige-Drei-Königs-Kuchen gewesen sein und ist aufgrund einer Kalenderreform, mit der Verschiebung von Neujahr, somit zum traditionellen Silvestergebäck geworden.

All das sind jedoch reine Mutmaßungen und keine Überlieferungen.

Wer etwas mehr Fleisch als Teig mag … Mäuskuchen XXL mit “Xtra viel Worscht“ (Bild: Alexander Hitz)


Mauskuchen mit 4 Wurst.jpg


Wer den Mäuskuchen noch nie gebacken hat und sich schon immer mal daran versuchen wollte,
findet unter https://www.alexanderhitz.de/reichelsheim_maeusekuchen.html eine ausführliche Anleitung.