Artikel der Rubrik "Damals" / Ein Landpostbrief aus Beyenheim von 1863

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Für den Stadtkurier 10. März 2023 Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals": Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV) Bingenheimer Straße 29 mail-Adresse: h.diehl@web.de


Ein Landpostbrief aus Beyenheim von 1863

Im 18. und besonders im 19. Jahrhundert beförderte die Post in Mitteleuropa nicht nur Briefe und Ähnliches, sondern vor allem auch Personen. Die festgelegten Fahrstrecken der Post wurden dabei als Postkurs bezeichnet. Durch die Einrichtung eines solchen Postkurses wurde auch die Wetterau mit ihren Dörfern an das bestehende Postkursnetz angeschlossen. Der neue Kurs führte von Frankfurt über Vilbel, Assenheim, Dorn-Assenheim, Reichelsheim, Bingenheim, Echzell, Salzhausen, Nidda und Schotten bis nach Lauterbach. In den größeren Orten an der Strecke wurden Postexpeditionen eingerichtet. Eine Expedition mit einer Posthalterei wurdein Reichelsheim am 15. August 1844 in einer Gaststätte eingerichtet, die danach den Namen „Gasthof zur Post“ trug. Postexpeditor wurde Franz Conrad, der im Auftrag der thurn und taxisschen Post und der großherzoglich-hessischen Postverwaltung einen regelmäßigen Postfahrbetrieb zwischen Friedberg und Nidda unterhielt.

Reichelsheim bildete zusammen mit der Gemeinde Dorn-Assenheim ab 1806 das Amt Reichelsheim. Politisch gehörte dieses Amt zum Herzogtum Nassau und lag als Exklave in Mitten der großherzoglich-hessischen Wetterau. Die Thurn und Taxis-Post hat ab 1. Januar 1852 Freimarken eingeführt.

Die seit der hessischen Gebietsreform vor 50 Jahren zur Stadt Reichelsheim gehörenden Ortschaften hatten zur Thurn und Taxiszeit einen Landpostbriefkasten angeschafft, in den die abgehenden Postsendungen eingelegt werden konnten. Dieser Briefkasten hing am Haus der örtlichen Bürgermeisterei. Die Landbriefträger entnahmen bei ihren regelmäßigen Rundgängen die dort eingelegten Postsendungen und führten diese dem Postverkehr zu. Die heutigen Stadtteile Blofeld und Heuchelheim wurden 1844 postalisch von Echzell versorgt. Beienheim und Weckesheim vom Postamt Friedberg.

Der bisher einzige bekannte Beleg mit dem Landpoststempel des Ortes „BEYENHEIM“ stammt aus dem Jahr 1863. Absender ist ein Reisender, der diesen Brief in Maulbach bei Homberg a.d. Ohm am 11. April 1863 an Herrn Seebohm zu Düsseldorf geschrieben hatte. Auf der Weiterreise mit der Extrapost kam die Kutsche des Reisenden durch Beienheim, dort hat der Absender den Brief während einer kurzen Pause am 13. April 1863 in den Landpostbriefkasten eingelegt, um dann weiter zu fahren nach Salzhausen zu Salineninspector Tasche. Der Briefempfänger in Düsseldorf war einer der damals frühen Industriebarone und Geldgeber für die Aplerbecker Hütte.

Der Brief wurde dem Landpostbriefkasten in Beienheim kurz vor dem Halten der Postkutsche, die am späten Nachmittag von Nidda nach Friedberg gefahren ist, dem Briefkasten entnommen. In diesem Briefkasten befand sich, wie in vielen anderen Landorten auch, an einer Kette ein einzeiliger Landpoststempel. Damit wurde der Brief abgestempelt und gelangte nach Friedberg, wo er am 15. 4. 1863 abends gegen sechs Uhr mit den Ring-Nr.-Stempel „110“ und dem Ortsstempel von Friedberg entwertet wurde. Anschließend wurde der Brief mit der Eisenbahn über Frankfurt nach Düsseldorf an den Empfänger befördert. Die rote handschriftliche „9“ zeigt an, dass in Friedberg die zur Beförderung erforderliche Taxierung mit einer aufgeklebten braunen 9-Kreuzer-Marke erfolgt war, daher auch der handschriftliche Vermerk „Franco“.

Abgebildet ist die Vorderseite des Briefes vom 13.4.1863

Bei Landpostbrief Beyenheim 1863.jpg


Weitere Einzelheiten zur spannenden Postgeschichte von Reichelsheim und seinen Stadtteilen können sie am Sonntag, 19. März 2023, bei der Veranstaltung „1250 Jahre Beienheim – Zur Postgeschichte von Reichelsheim“ erfahren.

Beginn des Vortrags um 15.30 Uhr, im Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde Beienheim, Brunnenweg 2 - wir freuen uns auf ihren Besuch. Der Eintritt ist frei - Spenden sind willkommen.

Der Vortrag wird von Heinrich Mimberg gehalten. Er wurde in Echzell geboren und sammelt alles, was mit der Post in den Orten der ehemaligen Fuldischen Mark in der Wetterau zu tun hat.