Artikel der Rubrik "Damals" / Die grüne "Wohnbaracke" am "Hottegarte" 1966

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 21. Mai 2021
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:

Beienheim:

Erinnerung an alte grüne „Wohnbaracke“ am „Hottegarte“

Vielen Beienheimern ist die alte, grüne Wohnbaracke im Hottegarten am späteren, und jetzigen Karl-Kempf-Platz in Erinnerung. Durch das Bild, welches ich in einer Ausgabe der Wetterauer Zeitung von 1966 sah, wurde ich zu dieser Recherche inspiriert.

Das beschriebene „Bauwerk“ stand in den Kriegsjahren auf dem Hofgut Reif und beherbergte die dort als Feldarbeiter eingesetzten Kriegsgefangenen. Später wurde diese Unterkunft der Gemeinde Beienheim geschenkt. Über diese Überlassung war man froh, denn die Räume gaben doch, wenn auch unzulänglich, einer Vielzahl von Familien eine Wohnung in den harten Nachkriegsjahren.

Diese Bretterhütte wurde dann 1947 auf einen massiven, kellerartigen Unterbau an der beschriebenen Stelle neu aufgebaut.

Nahezu 20 Jahre stand sie dort. Damals, in der Notlage mit Kusshand erhalten wurde sie nun zu einem Missstand! Der damalige Bürgermeister Karl Kempf mit seinen Gemeindevertretern war froh, als es gelang, durch das Notstandsprogramm des Landes Hessen, die Baugenehmigung für ein gemeindeeigenes Sechs-Familienhaus zu erhalten. Dieses Gebäude wurde genau gegenüber erbaut und war Ende 1966 bezugsfertig. Alle Anlieger und ganz besonders die Bewohner der Baracke atmeten auf - sie konnten umziehen und der unfreundliche Gesamteindruck verschwand ebenso!

Die Aufgabe der hölzernen Wohnstatt war erfüllt und der Abriss erfolgte 1966/67.

Der Platz wurde eingeebnet und in den folgenden Jahren mehrmals unterschiedlich genutzt. Interessant waren die Ideen des Gemeindeoberhauptes in das dann harmonisch hergerichtete und ausgebaute Gelände. Es sollten u.a. ein neues Feuerwehrhaus, ein neues Rathaus sowie ein großer Kinderspielplatz und sonstige kulturelle Einrichtungen entstehen. Es blieben Visionen - er schied im November 1968 aus Altersgründen aus und übergab seinem Nachfolger Robert Freitag die Amtsgeschäfte.

Überraschend starb Karl Kempf im Dezember 1969 und ein Jahr später trug der von ihm hergestellte Festplatz (Roter Platz) seinen Namen - „Karl-Kempf-Platz“

Beitrag und Recherche Rainer Rosenbecker
HGV Reichelsheim e.V. Ortsteil Beienheim
Bild: K. Reutzel, Wetterauer Zeitung vom Nov. 1966 - bearbeitet durch Rainer Rosenbecker

Bei Wohnbaracke 1966.jpg