Artikel der Rubrik "Damals" / Die Flutbach und ihre Unannehmlichkeiten
Für den Stadtkurier 22. November 2024
Rubrik "Damals"
Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals":
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de
Bildbeschreibung:
Der Horloff-Flutgraben und seine Auswirkungen auf Blofeld
Der Horloff-Flutgraben wurde "zur Entwässerung entstandener Versumpfungen des oberhalb der Bingenheimer Mühle und weiter aufwärts gelegenen Wiesengrundes" Anfang des 19. Jahrhunderts von der Großherzoglich Hessischen Staatsregierung beschlossen und ausgeführt.
In den 1830er Jahren hatte man den Streckenabschnitt vom Bereich der Bingenheimer
Mühle bis zur Einmündung in die Horloff bei Florstadt fertiggestellt.
Blofeld hatte dazu über 20 Morgen Gelände im Wert von ca. 4000 Gulden abtreten
müssen, ohne dafür eine Entschädigung zu bekommen.
Durch den zusätzlichen Wasserzuflusses des Kanals bekamen nun leider die tiefer liegenden Wiesen in der
Blofelder Gemarkung viel früher und deutlich mehr Stauwasser ab. Zu alledem wurde
den Blofeldern der Zugang zu ihren Wiesen zwischen Flutbach und der damaligen
Nassauischen Gemarkungsgrenze abgeschnitten.
Um diesen schmalen langen
Wiesenstreifen erreichen zu können, mußten unnötige Wege in Kauf genommen werden.
Erst, durch den Bau der Brücke an der Bingenheimer Mühle, im Zuge der Herstellung
neuer Provincialstraßen im Jahre 1840, wurde dieser Umstand verbessert.
Übrigens musste Blofeld auch hier wieder unentgeltlich Gelände zur Verfügung stellen.
Durch den Abgeordneten Wolff wurde in den Jahren 1834 und 1842 jeweils ein Antrag
auf Entschädigung bei den entsprechenden Gremien erfolglos gestellt.
Zitat: "... und daß, weil durch den Kanal ein langer Streifen dieser Wiesen nach der
Gemarkung Reichelsheim abgeschnitten wurde, die vorhinige freie Communication
unterbrochen ist und, in Ermangelung einer näheren Brücke, so wie durch Aufhebung
eines älteren Weges, nur auf einem sehr bedeutenden Umwege bis an Bingenheim heran
auf jenen abgerissenen Theil der Wiesen gelangt werden kann."
Positiv war, daß in dem Abschnitt der Flutbach innerhalb der Blofelder Gemarkung das
Fischereirecht verpachtet werden und damit Einnahmen erzielt werden konnte. Pächter
waren zum größten Teil Reichelsheimer Bürger.
Des weiteren wurde das Heu- und Grummetgras an der Böschung verkauft.
Im Gegenzug mußte die Flutbach gefegt (entschlammt) werden. Dies wiederum ging zu
Lasten der Gemeinde Blofeld.
Das Foto zeigt die Brücke bei Bingenheim in den 1940er Jahren - Personen sind nicht
bekannt.
Bild und Recherche: Friedel Schmidt, Blofeld