Artikel der Rubrik "Damals" / Der Molkerei-Eisteich in Reichelsheim

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 06. Oktober 2023
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals":
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:

Der Molkerei-Eisteich in Reichelsheim

Nach der großen Feldbereinigung und der Begradigung der Horloff um 1900 hatte die Molkereigenossenschaft Reichelsheim von der Feldbereinigungsgesellschaft ein Teilstück des ehemaligen Wehrgrabengeländes (Wehr im Sinne von Wasserwehr zur Regulierung des Wasserstandes für den Betrieb des Mühlrades) in unmittelbarer Nähe der Horloffbrücke an der Straße nach Bingenheim erworben.

Nach Planierung des ehemaligen Grabens war das Gelände dort 50cm tiefer als der durchschnittliche Wasserspiegel der Horloff und eignete sich hervorragend zur Anlage eines Eisteiches zur Deckung des Bedarfs an Kühleis für den Molkereibetrieb.

Der abgebildete Lageplan ist ein Ausschnitt aus dem im Oktober 1903 gestellten Gesuches der Molkereigenossenschaft auf Anlage eines Eisteiches und der damit verbundenen Wasserentnahme aus der Horloff.
Ein entsprechendes Abkommen mit dem Müller Louis Bopp als Inhaber des Wasserrechtes sei bereits erfolgt.

Zur Eisgewinnung wurde die im Sommer als Weideland genutzte Fläche im Herbst geflutet und überschüssiges Wasser über ein Tonrohr - wie im Plan angezeigt - wieder der Horloff zugeführt.
Das in diesem Teich gewonnene Eis wurde zu Blöcken verarbeitet und im Eishaus der Molkerei aufgesetzt so, dass es bis zum nächsten Winter zur Kühlung der Vorräte reichen sollte.
Das Eishaus dürfte ein Volumen von um die 135 Kubik gehabt haben.

Die allwinterliche Beschickung des Eishauses könnte sich einige Jahre später erübrigt haben, als mit dem Einzug des elektrischen Stromes auch die ersten Kältemaschienen industriell interessant wurden. Darüber gibt es bislang aber keinerlei Erkenntnisse.
Schon alleine aus Kostengründen wird der Eisteich noch sehr lange in Betrieb gewesen sein.


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