Artikel der Rubrik "Damals" / Das NS-Ehrenmal auf dem Lugberg

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 23. November 2018
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:


Reichelsheim

Das NS-Ehrenmal auf dem Lugberg

1932, vor 86 Jahren - nach der Wiederwahl Hindenburgs - gab dieser dem Drängen der Länder nach und unterzeichnete „Zur Sicherung der Staatsautorität“ die Notverordnung:
Sämtliche militärähnlichen Organisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, insbesondere die Sturmabteilung (SA) und die Schutzstaffel (SS), mit allen dazugehörigen Stäben und sonstigen Einrichtungen wurden verboten. Noch einmal leistete die Republik von Weimar Widerstand gegen die stetig wachsende Gefahr von Rechts. Doch schon zwei Monate später erfolgte die Aufhebung des Verbots, die Demokratie hatte verloren.
Am 14. Juni 1932 verkündete der neue Reichsinnenminister über den Rundfunk:
„Alle alten Bestimmungen sind aufgehoben. Nunmehr können auch die SS- und die SA-Verbände der nationalsozialistischen Bewegung wieder aufleben. Die Auswirkungen waren sofort zu spüren. Bis zu den Reichstagswahlen im Juli 1932 - also einen Monat später - forderten die Zusammenstöße zwischen der SA und dem Rotfrontkämpferbund der KPD allein in Preußen 99 Tote und über 1000 Verletzte. Die Anhängerschaft der Nationalsozialisten war groß. Die Zahl der Mitglieder stieg stetig an. Allein die SA verfügte bis Anfang 1933 nahezu über eine halbe Millionen Parteisoldaten.
Auch in Reichelsheim wurde bereits 1931 ein SA-Sturm gegründet. Die Zahl seiner Mitglieder war zunächst klein, verzeichnete in 1932 aber einen erheblichen Zuwachs.
Nach dem Umbau gepachteter Räume in der „Bingenheimer Mühle“ zu einer „Herberge und Schulungsstätte der neuen deutschen Jugend“, benannt nach Peter Gemeinder, dem verstorbenen NS-Gauleiter von Hessen-Nassau keimte im März 1933 der Gedanke an ein „NS-Ehrenmal“ auf dem Lug- bzw. Lochberg. Ein Ehrenmal für die Männer und Frauen, die ihr Leben gelassen haben für die Partei, den Wegbereitern des neuen Deutschlands.
Es soll kein "Prunkmal" werden, nein! Ein einfaches und schlichtes Ehrenmal, zu dem alt und jung der umliegenden Dörfer hinaufschauen könnte und sich aufrichten und stärken könnte im Hinblick auf dieses Heldenopfer. (Originaltext aus dem Heimatbuch Reichelsheim)
Mitinitiator und Gestalter dieses „Mahnmals“, war der Reichelsheimer Lehrer Keller, welcher nach Aussagen von Zeitzeugen nahezu jeden Tag dabei beobachtet werden konnte, wie er mit dem NS-Jungvolk und/oder der Hitler-Jugend an der „Baustelle“ wirkte. Das Ehrenmal bestand aus einem siebeneinhalb Meter hohen und 40cm dicken Lärchenholzkreuz auf einem basaltenen Unterbau. Dieser trägt zwei hölzerne Platten mit der Inschrift "DEN TOTEN" "DER BEWEGUNG" und dazwischen ein hölzernes 90cm großes Hakenkreuz. Rechts und links an den Stirnseiten die Jahreszahl 1933.
Die feierliche Einweihung des Ehrenmals wurde am 19.11.1933 begangen. Es waren mehrere hundert Gäste und laut Zeitungsbericht an die 6000 Zuschauer vor Ort.
Im Peter-Gemeinder-Heim und am Lugberg-Denkmal fanden regelmäßig Kreisweite Jugendlager für BDM und HJ statt. Zeitweilig waren bis zu 800 junge Leute dort im Zeltlager.

Kurz vor dem Eintreffen der Alliierten hatte man es 1945 abgebrochen.


Das Foto stammt aus dem Heimatbuch Reichelsheim von Lehrer Heinrich Keller.


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