Artikel der Rubrik "Damals" / Anwesen Bingenheimer Straße 5 um 1911

Für den Stadtkurier 06. Mai 2022
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals":
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de

Bildbeschreibung:

Reichelsheim:

Anwesen Bingenheimer Straße 5

Die älteste uns vorliegende Aufnahme dieses Gebäudes dürfte um 1910/11 entstanden sein, da Ende 1910 das Torhaus im benachbarten Anwesen Steten erbaut wurde und dieses noch nicht verputzt ist. Ein weiteres Merkmal ist, daß an der Haustüre noch die Nummer 29 der Zählung aus dem Brandkataster angebracht ist. Diese wurde entweder kurz vor oder im Verlaufe des ersten Weltkrieges durch die Einführung der Straßen- und zugehörigen Hausnummer, in diesem Fall die Bingenheimer Straße 5 ersetzt.

Das eingerüstete Gebäude gehörte übrigens dem Weißbinder Konrad Becker, dem Vater von Karl Becker, welcher als Verfasser von "Der Hexenmeister von Reichelsheim" Bekanntheit erlangte.

Von Erzählungen her ist überliefert, daß ein Georg Nohl (1794 - 1876) Anfang des 19. Jahrhunderts dieses Haus gekauft und dort mit seiner Frau ein Gasthaus betrieben hat. Von dem Vorbesitzer ist außer dessen Name nichts weiter bekannt. Es ist auch nicht bekannt, ob das Anwesen eventuell schon vorher als Gasthaus genutzt wurde. Im Inneren soll eine großzügige Treppe in das Obergeschoss geführt haben, wo man dann in den Saal (Gastraum) gelangte. Wie man unschwer erkennen kann, hatte das Haus zur Zeit der Aufnahme noch eine von zwei Seiten begehbare Außentreppe und einen recht schicken, repräsentativen Eingang. Beides wurde in den frühen 1930er Jahren beseitigt und der Eingang in den Innenhof verlegt. Trotz einer großen Nachkommenschaft von 11 Kindern fand sich allerdings kein Nachfolger, welcher ein Gasthaus weiterführen wollte.

Der aus Blofeld nach Reichelsheim eingeheiratete Name Nohl ist bei den vielen Nachkommen zu dieser Zeit ein recht häufig vorkommender Nachname gewesen, so hatte man auch der in diesem Hause lebenden Familie einen Beinamen gegeben. Die Familie wurde Streser-Nohl oder einfach Stresemanns genannt.

Die in der letzten Generation Nohl dort wohnende Familie hatte nur ein Kind, eine Tochter und diese heiratete nach Bönstadt. Das Anwesen wurde nach dem Tod der Eltern verkauft.

Von den besagten 11 Kindern gibt es in Reichelsheim noch einige wenige Nachkommen.

Das Foto wurde uns von Annemarie Jung-Göbel, Bönstadt zur Verfügung gestellt..