Artikel der Rubrik "Damals" / 350 Jahre Stadtrechte 350 Jahre Neugasse

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 26. Juni 2015

Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:

Horst Diehl
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Reichelsheim im Jahre 1665


Vor 350 Jahren - wenige Jahre nach dem 30 jährigen Krieg - wandten sich die mehrfach geplünderten und gebrandschatzten Einwohner des Fleckens Reichelsheim in der Wetterau an den derzeitigen Besitzer des Städtchens, "Graf Friedrich zu Nassau, Saarbrücken und Saarwerden, Herr zu Lahr, Wiesbaden und Idstein", mit der Bitte, ihnen die Große Gnade zu erweisen und sie ihrer Bürden gnädig zu entheben und gegen Hinterlegung einer Summe Geldes bei ihren hergebrachten uralten Privilegien, Freiheiten und Stadtrechte zu lassen. Nun ja … ganz so einfach wird es nicht gewesen sein, aus der Leibeigenschaft herauszukommen … doch Graf Friedrich erkennt es an und die nachgesuchte Freiheit wird „gnädig“ erteilt. Gegen „Erlegung zweyer Tausend Gulden – sollen alle Frucht, Fuhr-, Dienst und Leibeigenschaft zu ewigen Tagen und Zeiten verschwinden“. Den originalen Freiheitsbrief gibt es nicht mehr, wohl aber eine beglaubigte Abschrift durch Graf Karl August Fürst zu Nassau-Weilburg aus dem Jahre 1724. Der Zahn der Zeit hatte an dieser Urkunde seine Spuren hinterlassen. Seiten waren eingerissen, der Einband zerschlissen - an manchen Stellen war die Tinte ausgeblasst. 2005 wurde die Restaurierung dieses Historischen Dokumentes in Auftrag gegeben. Bereits Im Januar 2006 erstrahlte das Dokument in neuem Glanz. (Bild von Ines Dauernheim)

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Kurz nach diesem Ereignis – und zwar exakt vor 350 Jahren, am Sonntag den 28. Juni 1665 wurde das junge Städtchen Reichelsheim abermals von einem furchtbaren Unglück heimgesucht.

Aus der Kirchenchronik: „Den 28. Juni 1665 ist morgens um 7 Uhr eine gewaltige Feuersbrunst entstanden, welche in 1 ½ Stunden 68 Gebäude in Brand setzte, davon sind 18 Scheunen samt 3 Wohnhäuser ganz in Asche gelegt worden, die anderen Gebäude sind auch beschädigt; aber doch durch Gottes und benachbarter Hülfe gerettet worden.“ Wer heute durch den Ortskern geht, muss sich das wie folgt vorstellen: Die Bereiche Neugasse, Florstädter Straße, Untere Haingasse, Sandgasse, Kirchgasse, also fast alle Straßen südlich der Kirche waren betroffen. Ein Straßenzug wurde nach dem Brand gänzlich umstrukturiert und völlig erneuert und hat daher den Namen Neugasse. Man hat dort die Grundstücksgrenzen nach dem Brand in Rtg Stadtmauern verlagert, um die neue Gasse breiter bauen zu können.