Artikel der Rubrik "Damals" / 1963 war Glockenläuten noch Muskelarbeit

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 12. April 2024
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals":
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
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Bildbeschreibung:

Reichelsheim

Glockenläuten war nicht nur Männersache

Bis Ende 1963, möglicherweise auch noch Anfang 1964 mußten die Glocken der Reichelsheimer Kirche per Hand mit dem Glockenseil zum Läuten gebracht werden.
Diese Aufgabe hatte man einem Glöckner oder auch dem Küster übertragen.

Im Reichelsheimer Stadtarchiv finden sich vereinzelt Unterlagen zu Bestallungen (Verpflichtungen) eines Glöckners als auch der Regelung des Läutens.

In der Festschrift zur 500 Jahr Feier der Laurentiuskirche ist auszugweise eine Übersetzungder Glöcknervorschrift aus dem Jahr 1572 nachzulesen.

Eines der letzten Glockenläuten per Hand hat Willy Nohl für uns im Bild festgehalten. Karl Meub mit Sohn Gerhard, seine Frau Toni als auch die Mutter (Meube Käthe) sind hier kräftig abwechselnd am Läuten. Daneben der junge Erwin Bönsel, welcher auf einem anderen Bild auch das Glockenseil schwingt.

Wenn man sich die Fotos betrachtet, fragt man sich schon, wie in früheren Zeiten ein einzelner Glöckner die drei Seile koordinierte, damit es vernünftig läutete.

In 1963 beschlossen die Stadtväter die Anschaffung eines elektrischen Geläutes sowie einer "Mutteruhr" zur Steuerung der Kirchturmuhr. Seitdem ist diese mühselige Arbeitet weitestgehend automatisiert. Sogar die Zifferblätter der Turmuhr hatten in diesem Zusammenhang eine zeitgemäße Beleuchtung erhalten.

Die Turmuhr hat zwei Zifferblätter. Eines nach Norden und eines nach Süden. Die sogenannte Mutteruhr hat die Aufgabe die "Nebenuhren " zu synchronisieren bzw. zu steuern. Auch die Uhr der Läutemaschine wird von der Mutteruhr gesteuert, damit Glockenschlag und Uhrzeit zueinander paßt. Dabei kamen anfangs aufwendige mechanische Uhren zum Einsatz, welche die Glocken über Motoren zum Schwingen brachten. Diese Läutemaschinen wurden immer weiterentwickelt.
So sind es heute moderne Motoren, welche über eine Funkuhr gesteuert werden. Damit gehen die Uhren auf die Minute genau und der jeweils erste Glockenschlag erfolgt auf die Sekunde zur vollen und halben Stunde.

Quellen: Stadtarchiv, Festschrift 500 Jahre Laurentiuskirche sowie www.alexanderhitz.de/reichelsheim_kirche_glocken.html

Das Foto wurde uns von Familie Dörfler, Reichelsheim zur Verfügung gestellt.

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