Artikel der Rubrik "Damals" / 1949 - Kriegsheimkehrer nach der Gefangenschaft
Für den Stadtkurier 09. Mai 2025
Rubrik "Damals"
Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals":
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de
Bildbeschreibung:
Reichelsheim
Walter Ludwig wurde 1944 als 18jähriger zur Wehrmacht eingezogen.
Im Juli 1949 kehrte er mit 23 Jahren - nach über 4jähriger Gefangenschaft in Rußland - nach
Hause zurück, wo er von der Nachbarschaft und vor allem von seiner Familie freudig
begrüßt wird. Kein Einzelfall in Reichelsheim!
Die Aufnahme wurde uns von Ute Stelz, Reichelsheim zur Verfügung gestellt.
Vor 80 Jahren, am 08. Mai 1945 akzeptiert Deutschland die bedingungslose Kapitulation.
Damit endete eine 12jährige nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland
und - zumindest in Europa - der zweite Weltkrieg.
Für die Millionen deutscher Soldaten, die in Gefangenschaft geraten waren und Tausende verschleppter Zivilisten war das allerdings nicht unbedingt ein Grund zur Freude.
Zigtausende haben die Zeit der Gefangenschaft nicht überlebt und weitere Zigtausende
mußten noch Jahre harren, bis daß sie - sofern sie noch eine Heimat hatten - in diese
zurückkehren konnten.
Regulär erklärten die Siegermächte in 1950, daß es keine deutschen
Kriegsgefangenen mehr gäbe - nur noch verurteilte Kriegsverbrecher.
In Deutschland wurden aber weiterhin hunderttausende Soldaten und Zivilgefangene
vermißt, deren Angehörige immer noch auf eine Rückkehr hofften.
Im Juni 1955 - 10 Jahre nach Kriegsende - erhält Bundeskanzler Konrad Adenauer eine
Einladung aus Moskau zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen.
Adenauer erklärt, daß es bei dieser Begegnung für ihn das wichtigste sei, die Heimkehr von mindestens 9000
Gefangenen und Internierten zu verhandeln.
Chruschtschow zeigte sich großzügig:
Im Herbst 1955 trafen die ersten "Spätheimkehrer" im Grenzdurchgangslager Friedland ein.
Die "Rückkehr der Zehntausend" dauerte bis in den Januar des Jahres 1956. Ebenfalls
kommen auch 20.000 Zivilisten frei, die von der Roten Armee verschleppt worden waren.
Zurück zum 08. Mai.
Bundespräsident Richard von Weizsäcker beschreibt 1985, in seiner Rede zum 40. Jahrestag
des Kriegsendes in Deutschland, den 08. Mai als "Tag der Befreiung".
Seitdem gilt dieser Tag in einigen Bundesländern als offizieller Gedenktag.
Anläßlich des 80. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus und dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa wird der 8. Mai 2025 einmalig zum gesetzlichen Feiertag erklärt … allerdings nicht in allen Bundesländern.