Ortsteil Reichelsheim / Stadtwappen bis 1959: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
 
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Es heißt: Reichelsheim erhielt durch seinen Landesherrn im Jahre 1665 erneut die Stadtrechte. Seine Einwohner wurden zu freien Bürgern erklärt und es erhielt ein Stadtwappen in den nassauischen Farben Blau/Orange
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Es heißt: Reichelsheim erhielt durch seinen Landesherrn im Jahre 1665 '''erneut''' die Stadtrechte. Seine Einwohner wurden zu freien Bürgern erklärt und es erhielt ein Stadtwappen in den nassauischen Farben Blau/Orange
  
Wappen allgemein werden nach Grundsätze der Heraldik ausgeführt. Die Forderung nach Kontrastreichtum der heraldischen Kennzeichen führte zur Beschränkung des Wappenwesens auf wenige Farben. Die Heraldischen Farben (Tinkturen) sind Schwarz, Rot, Blau, Grün, sowie Gold und Silber (Metalle), für die oft auch Gelb und Weiß angewendet werden. Dies mag der Grund dafür sein, warum das Reichelsheimer Wappen anstatt Blau/Orange in Blau/Gelb oder auch Blau/Silber ausgeführt ist.
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Wappen allgemein werden nach Grundsätze der Heraldik ausgeführt. Die Forderung nach Kontrastreichtum der heraldischen Kennzeichen führte zur Beschränkung des Wappenwesens auf wenige Farben. Die Heraldischen Farben (Tinkturen) sind Schwarz, Rot, Blau, Grün, sowie Gold und Silber (Metalle), für die oft auch Gelb und Weiß angewendet werden. Dies mag der Grund dafür sein, warum das Reichelsheimer Wappen anstatt der nassauischen Farben Blau/Orange in Blau/Gelb oder auch Blau/Silber ausgeführt ist.
  
Das bis 1959 gültige Wappen der Stadt Reichelsheim ist als halbrunder geteilter Schild dargestellt. Im oberen Teil ist das Wappen des Herrschergeschlechts Nassau geführt. Es zeigt einen rot bewehrten goldenen Löwen, auf einem blauen Schild mit goldenen Schindeln. Die Kreuze im unteren Teil bezeugen die Jahrhunderte überdauernde Zugehörigkeit zum Kloster Fulda. Die Bedeutung des Kugelkreuzes ist ungeklärt. Einerseits steht es für das Beherrschen mit königlich/kaiserlicher, von Gott abgeleiteter Macht (Reichsapfel), aber auch die Kirche greift mit dem Kugelkreuz auf eine lange Tradition zurück - ein Symbol der Überwindung und Erlösung von der Sünde.
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Das bis 1959 gültige Wappen der Stadt Reichelsheim ist als halbrunder geteilter Schild dargestellt. Im oberen Teil ist das Wappen des Herrschergeschlechts Nassau geführt. Es zeigt einen rot bewehrten goldenen Löwen, auf einem blauen Schild mit goldenen Schindeln. Die Kreuze im unteren Teil bezeugen die Jahrhunderte überdauernde Zugehörigkeit zum Kloster Fulda [[Fuldische_Mark|(Fuldische Mark)]]. Die Bedeutung des Kugelkreuzes (Reichsapfel) ist ungeklärt. Einerseits stellt es ein königlich/kaiserliches Insignia dar und steht für das Beherrschen des Reichsgutes mit von Gott abgeleiteter Macht. Aber auch die Kirche greift mit dem Kugelkreuz auf eine lange Tradition zurück.
Im 19. Jahrhundert zeigen das Siegel des [http://de.wikipedia.org/wiki/Amt_Reichelsheim Amtes Reichelsheim] als auch Reichelsheimer Ansichtskarten das Kugelkreuz mit den beiden Kreuzen alleine - ohne den Nassauer Löwen.
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Als Nassau nach dem verlorenen Krieg 1866 ein Teil Preußens wurde, wurde der Löwe oft entfernt. Im 19. Jahrhundert zeigen daher das Siegel des [http://de.wikipedia.org/wiki/Amt_Reichelsheim Amtes Reichelsheim] als auch Reichelsheimer Ansichtskarten das Kugelkreuz mit den beiden Kreuzen alleine - ohne den Nassauer Löwen.
 
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Im Hessischen Wappenbuch wird das bis 1959 geführte Wappen wie folgt beschrieben:
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Im Hessischen Wappenbuch wird das bis 1959 geführte Wappen wie folgt beschrieben: ''In geteiltem Schild oben im blau-gold beschindeltem <ref>Schindelung: Ist die Anzahl der Schindeln in der Blasonierung (heraldisch korrekte Beschreibung des Wappens) nicht genannt, dienen diese lediglich der Füllung freier Flächen und kann variieren. Jeder Aufriß eines bestimmten Stadt- oder Gemeindewappens ist, wenn die die Vorgaben der Blasonierung korrekt erfüllt sind damit als korrekt anzusehen, solange er in Übereinstimmung mit der Blasonierung steht. Was in der Blasonierung nicht mit hinreichender Präzision definiert ist, darf vom Künstler im Rahmen der heraldischen Gepflogenheiten mit künstlerischer Freiheit dargestellt werden.</ref> Felde ein schreitender goldener Löwe mit roter Bewehrung<ref>Mit Bewehrung beschreibt man bei Wappentieren als gemeine Figur vorkommende Körperteile wie Krallen, Hörner, Zähne, Schnäbel etc. Alle gesondert gefärbten Teile sind in der Wappenbeschreibung (Blasonierung) zu melden, besonders dann, wenn sie unterschiedliche Farben haben, nennt man die zusätzlich zur Bewehrung zu färbenden Körperteile auch einzeln: z.B. Rot gezungt, (alles andere wird in der Grundfarbe dargestellt). Der Löwe im Reichelsheimer Wappen ist neben der roten Bewehrung auch rot gezungt, was demnach in der Blasonierung wohl auch so beschrieben sein sollte.</ref>; unten in silber ein goldbeschlagener blauer Reichsapfel zwischen zwei schwebenden blauen Kreuzen.'' Weiter heißt es in der Beschreibung: ''Dieses Schild zeigt das Sigil der Stadt Reichelsheimb 1622, die bis 1866 zu Nassau gehörte, dessen Wappen im oberen Schilde steht, während der Reichsapfel vielleicht redend gemeint ist.''
''In geteiltem Schild oben im blau-gold beschindeltem Felde ein schreitender goldener Löwe mit roter Bewehrung; unten in silber ein goldbeschlagener blauer Reichsapfel zwischen zwei schwebenden blauen Kreuzen.'' <br>
 
Weiter heißt es in der Beschreibung:
 
''Dieses Schild zeigt das Sigil der Stadt Reichelsheimb 1622, die bis 1866 zu Nassau gehörte, dessen Wappen im oberen Schilde steht, während der Reichsapfel vielleicht redend gemeint ist.''
 
  
 
Redend bedeutet in der Heraldik, daß man vom Bild auf den Namen schließen kann (gutes Beispiel Wolfsburg; mit dem Wolf auf der Burg). Denkbar wäre: Reichsapfel --> Reich --> Reichelsheim (sehr phantasievolle Überleitung)
 
Redend bedeutet in der Heraldik, daß man vom Bild auf den Namen schließen kann (gutes Beispiel Wolfsburg; mit dem Wolf auf der Burg). Denkbar wäre: Reichsapfel --> Reich --> Reichelsheim (sehr phantasievolle Überleitung)
  
Das seitherige Wappen wurde 1959 von der Aufsichtsbehörde verworfen, weil es nicht den seinerzeitigen heraldischen Grundsätzen entsprach. Die Kugel mit dem Kreuz sei z.B. nicht eindeutig definiert.  
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Das seitherige Wappen wurde 1959 von der Aufsichtsbehörde verworfen, weil es nicht den seinerzeitigen heraldischen Grundsätzen entsprach. Die Kugel mit dem Kreuz sei z.B. nicht eindeutig definiert. Es könne sich auch um einen Faßreifen handeln, welcher auf den bedeutsamen Weinanbau in Reichelsheim zurückzuführen sei.
  
Am 11. Februar 1960 erteilte das Innenministerium der "Gemeinde Reichelsheim" die Genehmigung, das heute aktuelle Wappen - nun abgeändert - mit den beiden Weinstockblättern zu führen. Diese Genehmigung wurde nach der Gebietsreform und der Zusammenlegung von 6 Ortschaften zur Gesamtstadt Reichelsheim am 25. Mai 1973 für die "Stadt Reichelsheim" erneuert.
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Am 11. Februar 1960 erteilte das Innenministerium der "Gemeinde Reichelsheim" die Genehmigung, [[Ortsteil Reichelsheim / Stadtwappen seit 1960|das heute aktuelle Wappen]] - nun abgeändert - mit den beiden Weinstockblättern zu führen. Diese Genehmigung wurde nach der [[Zusammenschluss zur Stadtgemeinde Reichelsheim in 1971/72|Gebietsreform]] und der Zusammenlegung von 6 Ortschaften zur Gesamtstadt Reichelsheim am 25. Mai 1973 für die "Stadt Reichelsheim" erneuert.
  
 
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  Rhm Lhitografie 1.jpg|Lhitografie Ansichtskarte um 1900
 
  Rhm Lhitografie 1.jpg|Lhitografie Ansichtskarte um 1900
  Rhm Untersetzer Saengerfest 1930.jpg|Untersetzer vom Sängerfest 1930
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  Rhm Untersetzer Saengerfest 1930.jpg|Untersetzer vom Sänger-Bundesfest in Reichelsheim 1930
 
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== Erläuterung ==
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[[Kategorie:Ortsteil Reichelsheim|Stadtwappen]]
 
[[Kategorie:Ortsteil Reichelsheim|Stadtwappen]]

Aktuelle Version vom 22. September 2022, 12:56 Uhr

Wappen von Rhm bis 1959

Es heißt: Reichelsheim erhielt durch seinen Landesherrn im Jahre 1665 erneut die Stadtrechte. Seine Einwohner wurden zu freien Bürgern erklärt und es erhielt ein Stadtwappen in den nassauischen Farben Blau/Orange

Wappen allgemein werden nach Grundsätze der Heraldik ausgeführt. Die Forderung nach Kontrastreichtum der heraldischen Kennzeichen führte zur Beschränkung des Wappenwesens auf wenige Farben. Die Heraldischen Farben (Tinkturen) sind Schwarz, Rot, Blau, Grün, sowie Gold und Silber (Metalle), für die oft auch Gelb und Weiß angewendet werden. Dies mag der Grund dafür sein, warum das Reichelsheimer Wappen anstatt der nassauischen Farben Blau/Orange in Blau/Gelb oder auch Blau/Silber ausgeführt ist.

Das bis 1959 gültige Wappen der Stadt Reichelsheim ist als halbrunder geteilter Schild dargestellt. Im oberen Teil ist das Wappen des Herrschergeschlechts Nassau geführt. Es zeigt einen rot bewehrten goldenen Löwen, auf einem blauen Schild mit goldenen Schindeln. Die Kreuze im unteren Teil bezeugen die Jahrhunderte überdauernde Zugehörigkeit zum Kloster Fulda (Fuldische Mark). Die Bedeutung des Kugelkreuzes (Reichsapfel) ist ungeklärt. Einerseits stellt es ein königlich/kaiserliches Insignia dar und steht für das Beherrschen des Reichsgutes mit von Gott abgeleiteter Macht. Aber auch die Kirche greift mit dem Kugelkreuz auf eine lange Tradition zurück.

Als Nassau nach dem verlorenen Krieg 1866 ein Teil Preußens wurde, wurde der Löwe oft entfernt. Im 19. Jahrhundert zeigen daher das Siegel des Amtes Reichelsheim als auch Reichelsheimer Ansichtskarten das Kugelkreuz mit den beiden Kreuzen alleine - ohne den Nassauer Löwen. (siehe weiter unten unter Media)

Im Hessischen Wappenbuch wird das bis 1959 geführte Wappen wie folgt beschrieben: In geteiltem Schild oben im blau-gold beschindeltem [1] Felde ein schreitender goldener Löwe mit roter Bewehrung[2]; unten in silber ein goldbeschlagener blauer Reichsapfel zwischen zwei schwebenden blauen Kreuzen. Weiter heißt es in der Beschreibung: Dieses Schild zeigt das Sigil der Stadt Reichelsheimb 1622, die bis 1866 zu Nassau gehörte, dessen Wappen im oberen Schilde steht, während der Reichsapfel vielleicht redend gemeint ist.

Redend bedeutet in der Heraldik, daß man vom Bild auf den Namen schließen kann (gutes Beispiel Wolfsburg; mit dem Wolf auf der Burg). Denkbar wäre: Reichsapfel --> Reich --> Reichelsheim (sehr phantasievolle Überleitung)

Das seitherige Wappen wurde 1959 von der Aufsichtsbehörde verworfen, weil es nicht den seinerzeitigen heraldischen Grundsätzen entsprach. Die Kugel mit dem Kreuz sei z.B. nicht eindeutig definiert. Es könne sich auch um einen Faßreifen handeln, welcher auf den bedeutsamen Weinanbau in Reichelsheim zurückzuführen sei.

Am 11. Februar 1960 erteilte das Innenministerium der "Gemeinde Reichelsheim" die Genehmigung, das heute aktuelle Wappen - nun abgeändert - mit den beiden Weinstockblättern zu führen. Diese Genehmigung wurde nach der Gebietsreform und der Zusammenlegung von 6 Ortschaften zur Gesamtstadt Reichelsheim am 25. Mai 1973 für die "Stadt Reichelsheim" erneuert.

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Wappen von Reichelsheim ohne den nassauischen Löwen

Erläuterung

  1. Schindelung: Ist die Anzahl der Schindeln in der Blasonierung (heraldisch korrekte Beschreibung des Wappens) nicht genannt, dienen diese lediglich der Füllung freier Flächen und kann variieren. Jeder Aufriß eines bestimmten Stadt- oder Gemeindewappens ist, wenn die die Vorgaben der Blasonierung korrekt erfüllt sind damit als korrekt anzusehen, solange er in Übereinstimmung mit der Blasonierung steht. Was in der Blasonierung nicht mit hinreichender Präzision definiert ist, darf vom Künstler im Rahmen der heraldischen Gepflogenheiten mit künstlerischer Freiheit dargestellt werden.
  2. Mit Bewehrung beschreibt man bei Wappentieren als gemeine Figur vorkommende Körperteile wie Krallen, Hörner, Zähne, Schnäbel etc. Alle gesondert gefärbten Teile sind in der Wappenbeschreibung (Blasonierung) zu melden, besonders dann, wenn sie unterschiedliche Farben haben, nennt man die zusätzlich zur Bewehrung zu färbenden Körperteile auch einzeln: z.B. Rot gezungt, (alles andere wird in der Grundfarbe dargestellt). Der Löwe im Reichelsheimer Wappen ist neben der roten Bewehrung auch rot gezungt, was demnach in der Blasonierung wohl auch so beschrieben sein sollte.