Ortsteil Reichelsheim / Kirche

Aus Historisches Reichelsheim

kurzer Abriss zur Geschichte der Reichelsheimer Kirche

Die Kirche zu Reichelsheim wurde vermutlich im Spätsommer des Jahres 1485 eingeweiht. Urkunden oder sonstige Schriften sind nicht überliefert. Die einzigen Indizien darüber sind die in einem Eckstein an der Nord-Ostseite der Kirche eingeschlagenen Zeichen MCCCCLXXXV für 1485 und das Fest der Kirchweih, welches alle Jahre von je her am zweiten Oktoberwochenende begangen wird. Gewidmet wurde sie dem hl. Laurentius, dessen Gedenktag in der römisch-Kath. Kirche ist der 10. August.

Die Kirche ist gotischen Baustils und war zur Zeit der Erbauung eine katholische Kirche. Martin Luther war zu dieser Zeit schon auf der Welt und gerade einmal 23 Monate alt. Wenige Jahre später war dieser junge Mann schon sehr populär, indem er die Gepflogenheiten der kath. Kirche anprangerte und eine Reformation (Erneuerung) der christl. Lehre herbeiführen wollte. Philipp III von Nassau bekannte sich früh zur Lehre Luthers, fünf Jahre, nachdem der Kaiser die Reichsacht über Luther und seine Anhänger verhängte, konvertierte Philipp und beginnt sogleich mit der Einführung der Reformation in seiner Grafschaft. Im Jahre 1532 dann berief Philipp den ersten lutherischen Pfarrer nach Reichelsheim.

Nach dem Reichsdeputationshauptschluss wurden durch die nachnapoleonische Neuordnung der deutschen Territorien im Jahre 1806 Nassau-Dillenburg und Nassau-Weilburg (sowie weitere kleine Gebiete) zum Herzogtum Nassau zusammengeführt, dessen Einwohnerschaft nun neben einem beträchtlichen katholischen Anteil zu etwa gleichen Teilen aus lutherischen und reformierten Protestanten (Calvin und Zwingli) bestand. Die Geburtsstunde der evangelischen Landeskirche Nassau. Die Kirche in Reichelsheim blieb vorerst lutherisch.

Im Jahre 1817 kam man in Nassau überein, zumindest die beiden evangelischen Konfessionen zu einer gemeinsamen evangelisch christl. Kirche zu vereinen. Per Edikt wurde am 11. August 1817 die unierte Kirche in Nassau eingeführt. Die größte Hürde dabei bestand wohl in dem Verständnis zum Abendmahl. Die Reformatoren Ulrich Zwingli und Martin Luther konnten sich nicht auf eine gemeinsame Abendmahlauffassung einigen. Johannes Calvin hatte damit wohl kein Problem. Wie auch immer ... über Jahrhunderte schien eine Einigung jedenfalls unmöglich.
Pfarrer Christian Friedrich Ludwig Fuckel schrieb am 3. Nov 1817 in das Reichelsheimer Pfarrbuch:

Am 31. Oktober, dem Tage des 3. Säcularfestes der Reformation (Dreihundertjahrfeier) und des Vereinigungsfestes der beiden großen protestantischen Kirchen des Herzogtums Nassau wurde die Consecration (Weihehandlung zum Abendmahl) nach Vorschrift der kurpfälzischen Kirchenordnung von mir verrichtet.

Seitdem ist die Kirche in Reichelsheim eine "unierte Kirche"

Die Kirchenglocken

Auszug aus der Festschrift "500 Jahre Kirche Reichelsheim" Herausgegeben vom Festausschuß des ev. Kirchenvorstandes Rhm/Wett

Reichelsheim muß von jeher 3 Glocken gehabt haben. Dies geht aus der Glöcknervorschrift aus dem Jahre 1572 hervor. Danach besaß also auch die Vorgängerin unserer heutigen Kirche, eine Parochialkirche,[1] bereits 3 Glocken. Diese wurden dann auch in der neuen Kirche 1485 aufgehängt. Als im Jahr 1645 die große Glocke gesprungen war, haben die Bürger eine freiwillige Leistung zur neuen Glocke versprochen. Sie wurde vom Meister Schornbein aus Marburg im Haingraben gegossen. Am 17. Juli 1645 wurde sie aufgehängt. Sie wog 20 Zentner. Am 1. Advent desselben Jahres zersprang sie wieder. Daraufhin wurden am 15. Juli 1653 die alten 3 Glocken zusammengegossen und 3 andere auf musikalischen Ton daraus gegossen. Sie erklangen in den Tönen f“, as' und b' und haben diesen 3-Klang bis zum heutigen Tag behalten. Der Meister, der sie gegossen hatte, war M. Antonius Paris. Die Gemeinde verpflichtete sich, dafür dem Meister auf seine eigene Kost 85 Reichstaler auf 3 Ziel in 2 Jahren zu bezahlen. Hierzu hat die Kirche auf jedes Ziel 3 Reichstaler zugeben versprochen. Von den 3 Glocken blieben 170 Pfund Speise übrig, welche für 32 Reichstaler verkauft wurden. Von dem Erlös wurden 1654 drei neue Glockenklöppel gekauft, sowie ein Kelch für 22 Reichstaler. 1764 wurde eine neue kleine Glocke von dem Meister Johann Peter Bach aus Windecken geliefert und 1786 eine neue mittlere Glocke von dem Glockengießer Otto aus Gießen. Als diese 1899 beim Läuten gesprungen war, schaffte die bürgerliche Gemeinde eine neue ungefähr vom gleichen Gewicht und gleicher Größe an. Sie kam aus der Glockengießerei Ulrich Apolda aus Gießen. Die Glockeninschrift lautete: ,.0 Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“. Diese Glocke wurde zusammen mit dem Schulglöckchen am 25. Juli 1917 abgeliefert und für die Herstellung von Kriegsgerät eingeschmolzen. Am 15. Juli 1921 wurde eine neue Glocke eingeholt, die am 17. Juli 1921 geweiht wurde. Auch im zweiten Weltkrieg blieben die Glocken nicht verschont. Zwei Glocken, die mittlere und kleine, mußten diesmal abgeliefert werden. Die mittlere wurde, widersinnig zu ihrer Aufgabe, für einen sinnlosen Zweck eingeschmolzen, der kleinen blieb zum Glück dieses Schicksal erspart. Sie stand auf einem Sammelplatz in Hamburg und wurde nach Kriegsende wieder zurückgeholt. Am 18. November 1954 wurde von der Stadt Reichelsheim der Auftrag zur Herstellung einer neuen mittleren Glocke an die Glockengießerei Gebrüder Rincker in Sinn erteilt. Sie wurde am 5. April 1955 aufgehängt. Nach einem Vorschlag vom damaligen ersten Beigeordneten und langjährigen späteren Bürgermeister Otto Nohl, trägt sie den Spruch: „O Land, Land, höre des Herrn Wort, allgewaltig meine Stimme und mahnend ewig für den Frieden. “ Wurden bisher die Glocken von Hand geläutet, so wurde von der Stadt das Läuten wie auch das Uhrwerk am Kirchturm auf elektrischen Antrieb mittels einer Läutemaschine umgestellt. So möge der Ruf der Glocken auch in Zukunft weit hinausschallen in unsere Heimat, überall gehört werden und Eingang finden in unsere Herzen. Er soll heute mehr denn je mit dazu beitragen, die Menschheit vor Krieg zu bewahren und ihr ein Leben in Frieden und Freiheit zu sichern.

siehe auch --> https://www.alexanderhitz.de/reichelsheim_kirche_glocken.html

Die ehemalige Pfarrscheune

Kirchenbücher

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Link zum offiziellen Webauftritt der Ev.Kirchengemeinde Reichelsheim/Wetterau

--> https://reichelsheim-heuchelheim.ekhn.de/startseite/ueber-uns/unsere-kirchen.html

1985 feierte Reichelsheim "500 Jahre Kirche Reichelsheim"

Die zu diesem Anlass vom Festausschuss des evang. Kirchenvorstandes, unter Mitarbeit von W. Coburger erstellte Festschrift enthält viele interessante Informationen und Bilder.
Die Festschrift zum 500jährigen Jubiläum ist als PDF auf calameo.com zum Lesen verlinkt

weitere Links mit Inhalten zur Reichelsheimer Kirche

  • Webtipp!!:
Zur Reichelsheimer Laurentiuskirche hat Alexander Hitz einen sehr schönen und ausführlichen Artikel auf seiner Webseite.
... zu finden unter http://www.alexanderhitz.de/reichelsheim_kirche.html
  • In "Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen von Dr. Rudolf Adamy" aus dem Jahre 1895 beschreibt Adamy seine Eindrücke über unsere Kirche auf den Buchseiten 249 bis 253 (Blatt 297 bis 300 in der Webansicht) - als eines der wenigen Kunstdenkmäler von Reichelsheim. (zur Info: Die Inhaltsangabe dieses Buches befindet sich am Ende auf den Seiten 308/309)

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Begriffserklärung

  1. Eine Pfarrkirche oder Parochialkirche ist im Christentum die Hauptkirche einer Kirchengemeinde