Ortsteil Reichelsheim / Die Nassauische Herrschaft: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
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== Von 1416 bis 1866 gehörte Reichelsheim (mit einigen Unterbrechungen) zu Nassau. ==
 
== Von 1416 bis 1866 gehörte Reichelsheim (mit einigen Unterbrechungen) zu Nassau. ==
 
   
 
   
=== Geschichte ===
 
  
 
Im Jahr 817 kam die "Burg" Bingenheim nebst etwa 187 dazugehörenden Gütern in der Wettereiba als Schenkung durch Kaiser [https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_der_Fromme Ludwig den Frommen] beziehungsweise im Tausch gegen andere Güter zum [https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Fulda Kloster Fulda]. Darunter auch das seinerzeit sogenannte Richolfesheim. Damit war Richolfesheim eine von 11 Ortschaften in diesem Besitztum, der sogenannten [http://de.wikipedia.org/wiki/Fuldische_Mark "Fuldischen Mark"]<br>  
 
Im Jahr 817 kam die "Burg" Bingenheim nebst etwa 187 dazugehörenden Gütern in der Wettereiba als Schenkung durch Kaiser [https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_der_Fromme Ludwig den Frommen] beziehungsweise im Tausch gegen andere Güter zum [https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Fulda Kloster Fulda]. Darunter auch das seinerzeit sogenannte Richolfesheim. Damit war Richolfesheim eine von 11 Ortschaften in diesem Besitztum, der sogenannten [http://de.wikipedia.org/wiki/Fuldische_Mark "Fuldischen Mark"]<br>  
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Der letzte Falkensteiner vertauschte diese Hälfte 1416 an den Grafen Philipp den ersten von [http://de.wikipedia.org/wiki/Nassau-Weilburg Nassau-Weilburg] (Walramsche Linie).  
 
Der letzte Falkensteiner vertauschte diese Hälfte 1416 an den Grafen Philipp den ersten von [http://de.wikipedia.org/wiki/Nassau-Weilburg Nassau-Weilburg] (Walramsche Linie).  
  
* Eine Hälfte von Reichelsheim wird nassauisches Lehen  
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Eine Hälfte von Reichelsheim wird nassauisches Lehen  
  
 
Philipp I. von Nassau-Saarbrücken-Weilburg (* um 1368 in Weilburg; † 2. Juli 1429 in Wiesbaden) war zu dieser Zeit Graf von Nassau-Weilburg und von Nassau-Saarbrücken.
 
Philipp I. von Nassau-Saarbrücken-Weilburg (* um 1368 in Weilburg; † 2. Juli 1429 in Wiesbaden) war zu dieser Zeit Graf von Nassau-Weilburg und von Nassau-Saarbrücken.
  
* ganz Reichelsheim wird nassauisches Lehen  
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ganz Reichelsheim wird nassauisches Lehen  
  
 
Bereits 1 Jahr später - im Jahre 1417 - übergab die Abtei Fulda auch die noch in ihrem Besitz befindliche andere Hälfte und Vogtei Reichelsheim an den Grafen Philipp I. von Nassau-Saarbrücken-Weilburg zu [[Lehen]].  
 
Bereits 1 Jahr später - im Jahre 1417 - übergab die Abtei Fulda auch die noch in ihrem Besitz befindliche andere Hälfte und Vogtei Reichelsheim an den Grafen Philipp I. von Nassau-Saarbrücken-Weilburg zu [[Lehen]].  
  
* Reichelsheim wird nassauischer Besitz   
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Reichelsheim wird nassauischer Besitz   
  
 
Im Jahr 1423 wurden die klösterlichen Anteile der Fuldischen Mark: Bingenheim, Reichelsheim, Echzell, Dauernheim, Blofeld und Leidhecken – für 26.500 [https://de.wikipedia.org/wiki/Gulden Gulden] an Nassau veräußert.
 
Im Jahr 1423 wurden die klösterlichen Anteile der Fuldischen Mark: Bingenheim, Reichelsheim, Echzell, Dauernheim, Blofeld und Leidhecken – für 26.500 [https://de.wikipedia.org/wiki/Gulden Gulden] an Nassau veräußert.

Version vom 8. Februar 2020, 00:13 Uhr

Von 1416 bis 1866 gehörte Reichelsheim (mit einigen Unterbrechungen) zu Nassau.

Im Jahr 817 kam die "Burg" Bingenheim nebst etwa 187 dazugehörenden Gütern in der Wettereiba als Schenkung durch Kaiser Ludwig den Frommen beziehungsweise im Tausch gegen andere Güter zum Kloster Fulda. Darunter auch das seinerzeit sogenannte Richolfesheim. Damit war Richolfesheim eine von 11 Ortschaften in diesem Besitztum, der sogenannten "Fuldischen Mark"
Die Tausch- bzw. Schenkungsurkunde diente in späteren Jahren unglücklicherweise als Bucheinband und ist nicht mehr vollständig erhalten; siehe Hessisches Landesarchiv

Die "Fuldische Mark" um diese Burg herum, veränderte sich in den folgenden Jahrhunderten durch weitere Schenkungen oder Tausch in ihren Grenzen, wobei die Burg Bingenheim durchweg im Besitz des Klosters Fulda verblieb und die Vogtei] als Lehen an weltliche Herren gegeben wurde. Die Hauptaufgabe dieser Vögte bestand in der Ausübung der Landgerichtsbarkeit im Auftrag der fuldischen Äbte, wofür sie die Hälfte der Ländereien für sich beanspruchen konnten.

Aus dem Jahre 1388 wird berichtet, daß die Herren von Falkenstein (in Erbfolge der Herren von Münzenberg) die Hälfte des Dorfes Reichelsheim zum Lehen von Fulda erhielten.
Der letzte Falkensteiner vertauschte diese Hälfte 1416 an den Grafen Philipp den ersten von Nassau-Weilburg (Walramsche Linie).

Eine Hälfte von Reichelsheim wird nassauisches Lehen 

Philipp I. von Nassau-Saarbrücken-Weilburg (* um 1368 in Weilburg; † 2. Juli 1429 in Wiesbaden) war zu dieser Zeit Graf von Nassau-Weilburg und von Nassau-Saarbrücken.

ganz Reichelsheim wird nassauisches Lehen 

Bereits 1 Jahr später - im Jahre 1417 - übergab die Abtei Fulda auch die noch in ihrem Besitz befindliche andere Hälfte und Vogtei Reichelsheim an den Grafen Philipp I. von Nassau-Saarbrücken-Weilburg zu Lehen.

Reichelsheim wird nassauischer Besitz  

Im Jahr 1423 wurden die klösterlichen Anteile der Fuldischen Mark: Bingenheim, Reichelsheim, Echzell, Dauernheim, Blofeld und Leidhecken – für 26.500 Gulden an Nassau veräußert.

Die zweite Ehefrau von Philipp I. - Elisabeth von Lothringen - hatte nach dessen Tod zunächst die Regentschaft übernommen. Nachdem der älteste gemeinsame Sohnes Philipp II in 1438 Mündigkeit erlangte schloss die Mutter mit ihren Söhnen einen Vertrag über ihre zukünftige standesgemäße Lebensweise. Bis zur Mündigkeit des jüngeren Sohnes Johann in 1442 behielt sie die Landesverwaltung. Danach schlossen die Brüder einen Teilungsvertrag bei dem Johann die Grafschaft Saarbrücken und Philipp die rechtsrheinischen Besitzungen von Nassau-Weilburg erhielt. So kam es zur Entstehung der Linien Nassau-Weilburg und Nassau-Saarbrücken.

Philipp II. von Nassau-Weilburg (* 12. März 1418; † 10. März 1492 in Mainz) war von 1442 bis 1492 Graf von Nassau-Weilburg.

Unter nassauischer Regierung wurde Reichelsheim im 15. Jahrhundert mit einer Befestigungsanlage umgeben: Mauern, Wallgräben und Wehrtürme sollten die Bürger vor äußeren Angriffen schützen. Reste der Stadtmauer, das westliche Stadttor und vier der ursprünglich sieben Wehrtürme sind heute noch erhalten.

Im Jahr 1470 übertrug seinem Sohn Johann die Mitherrschaft. Dessen früher Tod in 1480 zwang ihn erneut zur Übernahme der gesamten Regierung. Philipp II. übernahm alsdann die Vormundschaft über seinen Enkel Ludwig, dem er 1492 in der Erbfolge die Herrschaft über Nassau-Weilburg übergab.

Ludwig I. von Nassau-Weilburg (* um 1473; † 28. Mai 1523) war von 1492 bis 1523 Graf von Nassau-Weilburg.

In 1567 wurde das Amt Reichelsheim errichtet. Bis dahin gehörte Reichelsheim dem Amt Bingenheim an.

Im Jahre 1570 verkauften die Brüder Albrecht und Philipp IV. von Nassau, mit Genehmigung des Fuldaer Abts Balthasar, ihren Teil der Fuldischen Mark für 121.000 Gulden an Landgraf [https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_IV._(Hessen-Marburg) Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Dabei handelte es sich um Schloss und Haus Bingenheim, Echzell, Berstadt, Dauernheim, Blofeld, Leidhecken und Gettenau. Ausgenommen blieb Reichelsheim, das als fuldisches Lehen bei Nassau-Weilburg-Saarbrücken blieb.

Reichelsheim war von nun an in seinen Grenzen von hessischem Land umgeben. Damit ist der Flecken Reichelsheim eigenständiges Amt der Grafschaft Nassau-Weilburg, zu dem aufgrund seiner geografischen Lage keine weiteren Orte angehören als Reichelsheim selbst. Im gleichen Jahr wurde mit dem Bau des heutigen "historischen Rathauses" begonnen.

1618 beginnt der 30-jährige Krieg. Nach der Niederlage des protestantischen Bündnisses in der Schlacht bei Nördlingen weigerten sich die Nassauer Grafen im Jahr 1635, den Prager Frieden zu unterzeichnen. In dessen Folge entzog ihnen Kaiser Ferdinand II. ihre Länder. Die Nassauer Grafen wurden durch das Reichskammergericht all ihrer Besitzungen für verlustigt erklärt. Während dieser Zeit kam es kriegsbedingt zu Besitzveränderungen. Reichelsheim musste einer neuen Herrschaft den Untertaneneid schwören und wurde vorübergehend Hessisch.

1635 - 1640 wurde es im 30-jährigen Krieg von den Weimarschen Truppen mehrmals geplündert und gebrandschatzt.

Im Westfälischen Frieden 1648 hatte man die Nassauer rehabilitiert und ihnen ihre Besitztümer wieder zurückgegeben.