Ortsteil Blofeld / Evangelische Christuskirche / Sturz der ehemaligen nördlichen Kirchentür

Aus Historisches Reichelsheim

Inschrift über der Tür der Sakristei in der Christuskirche in Blofeld

Deutung und Übersetzung von Gustav Ullrich im Januar 2018


                                         17 49

HOC * TEMPL * REPAR * SVB * PAST * J * H * DIETZII


Der Text ist gekürzt. Dies geschieht häufig, um Platz und Kosten zu sparen. Die Wortstämme sind aber gut erkennbar. Deshalb lassen sich die fehlenden Endungen aus dem Zusammenhang mit einiger Sicherheit ergänzen:


HOC TEMPL(UM) REPAR(ATUM EST) 1749 SUB PAST(ORE) J H DIETZII


Übersetzung: Diese Kirche wurde 1749 wiederhergestellt unter Pfarrer J. H. Dietz.

TEMPLUM, ursprünglich die Bezeichnung für heidnische Heiligtümer, wird häufig auf christliche Kirchen übertragen.

REPARATUM – repariert und PASTOR – Pfarrer kennen wir auch als deutsche Wörter.

Der Sandsteinbalken, der die Inschrift trägt, hat die Maße 127 cm x 17 cm x 17 cm. Er ist für die Sakristeitür viel zu lang. Da die Inschrift auf der Sakristeiseite angebracht ist, wird sie nur von deren Nutzern wahrgenommen. Eine Bauinschrift soll aber von vielen gesehen werden.

Peter Nieß bemerkt dazu in seinem Bericht über „Die Bau-und Kunstdenkmäler des Landkreises Büdingen“ (Heimatblätter für den Kreis Büdingen, 17. Jahrgang, Nrn. 11 und 12, 1954) Seite7: „Im Rahmen des allgemeinen Umbaus der Dorfkirchen im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde auch die Blofelder Kirche in wesentlichen Teilen umgestaltet. . . . Die Eingangstüre ist auf der Nordseite vermauert erhalten geblieben. In der maßvoll gegliederten rechteckigen Umrahmung befindet sich folgende Inschrift“.

Demnach befand sich diese Inschrift über der damaligen, vermutlich zweiflügeligen Eingangstür. Sie begrüßte jeden Gottesdienstbesucher so, wie uns heute die Inschrift „Erbaut im Jahre Christi 1902 Allein Gott in der Höh sei Ehr“ im Rundbogen über dem Haupteingang der Kirche willkommen heißt.

Schwierigkeiten bereitet das „II“ hinter dem Namen „Dietz“. Es könnte ein Schreibfehler vorliegen. Das kommt in barocken lateinischen Inschriften häufig vor, weil die Steinmetze in der Regel kein Latein konnten.

Es könnte auch der Genitiv eines latinisierten Namens DIETZIUS sein, der aber grammatisch nicht in den Zusammenhang passt.

Für wahrscheinlicher halte ich es, dass das „II“ das Zeichen für die römische 2 ist. Entweder hat es zwei Pfarrer dieses Namens gegeben, oder aber der Name Dietz kam im Dorf mehrfach vor. Dann wurden die Familiennamen in den verschiedenen Häusern einfach durchnummeriert. Straßennamen und Hausnummern gab es damals noch nicht. Es liegt dann nahe, in einer lateinischen Inschrift das römische Zahlzeichen „II“ zu verwenden.