Ortsteil Beienheim / Schulwesen

Aus Historisches Reichelsheim

Über das Schulwesen von Beienheim

(von Ottmar Hachenburger)

Die Freiherren von und zu Holzhausen, die Dorfherren von Beienheim, hatten mehrere Jahrhunderte das Patronatsrecht über die Pfarrei und Schule von Beienheim. Seit 1558 waren sie die Dorfherren von Beienheim und hatten bis 1860 auch das Recht der Lehrerwahl.
Ab dieser Zeit ging die Unterhaltung der Schule an die Gemeinde Beienheim und die Institutionen des Großherzogtums Hessen, später des deutschen Reiches und dessen Nachfolgern über.

Die alte Beienheimer Schule hatte sich auf dem Gelände des ehemaligen von Rau`schen Hofgutes befunden. Nachdem das Patronatsrecht derer von Rau beendet war und die alte Schule nicht mehr genutzt werden konnte, musste sich die Gemeinde Beienheim nach über 200 Jahren um ein anderes Schulgebäude bemühen. Das alte Schulgebäude, welches von 1661 bis 1872 als solches genutzt wurde, muss sich in einem sehr schlechten Zustand befunden haben. Es wurde wie folgt beschrieben: "Man denke sich ein kleines, unansehnliches, baufälliges Häuschen mit einem niedrigen Schulzimmerchen und einem Wohnzimmer des Lehrers, das ohne eigentliches Fundament gleich einer Scheunentenne auf dem bloßen Erdboden ruhte ". Ein passendes Gebäude fand die Gemeinde Beienheim in der heutigen Pfählergasse, damals Hausnummer 97. Es war im Besitz des ehemaligen Bürgermeisters Georg Muth. Dieser hatte finanzielle Probleme, und er verkaufte die Hofreite mit dazugehörigem Garten für 6000 Gulden an die Gemeinde Beienheim. In diesem Haus wurden die Schule und der Wohnraum für den Lehrer untergebracht. Dieses Gebäude wurde von1872 bis 1909 als Schulgebäude genutzt. Anfang des 20 Jahrhunderts wurden, bedingt durch die angestiegenen Schülerzahlen, die Räumlichkeiten zu klein. Im Garten wurde eine neue Schule gebaut. Diese wurde 1909 in Betrieb genommen. Im Jahre 1958 wurde die Schule baulich verändert, der Eingang wurde neu gestaltet. Nach Abriss des "grauen Hauses" wurde auch eine neue Toilettenanlage errichtet.

Die Dorfschullehrer im 18. und Anfang des 19. Jahrhundert

Die Dorfschullehrer wurden zur damaligen Zeit nicht etwa vom Bürgermeister oder dem Gemeindevorstand ausgewählt - nein, von dem adeligen Grundherrn und dem Dorfpfarrer. Die allerwenigsten hatten eine entsprechende Ausbildung, in den Städten war die Situation aber etwas besser. Die Dorf-/Grundherren wollten zwar einen gewissen Bildungsstand, aber mit möglichst wenig Kosten. Der Dorfpfarrer hatte bei der Lehrerauswahl auch ein Wörtchen mitzureden, da ein Lehrer auch den Kirchendienst mitzuerledigen hatte. Ein Dorfschullehrer war zu dieser Zeit Lehrer, Kirchendiener und Gemeindemitarbeiter und das ohne Beamtenstatus. Bei dem ehemaligen Beienheimer Schullehrer Philipp Daniel Forster der wegen „Unvermögens“ entlassen wurde, sieht man, in welcher schlechten sozialen Situation sich diese damals befanden. Die Dorfschullehrer bekamen ihren Lohn häufig in Form von Naturalien, oft wurde ihnen auch ein Stück Land zur Nutzung überlassen. Erst ab den 1830er Jahren erfolgte eine geldliche Entlohnung. Der Dorheimer Pfarrer Engel schreibt am 31 Jan. 1831: „ Wenn der Lehrer, seine Frau oder Magd fast täglich im Dorf herumwandert, oft von einem Haus zum anderen herumgeschickt wird, um ein Laib Brot zu fordern, so ist dies nichts weniger als eine wahre Bettelei und mit der Würde eines Lehrers unvereinbar.“ So wird es vielen Dorfsschullehrern gegangen sein! Vom Nachbardorf Rödgen wird berichtet: „Die Gemeinde müsse dem Schullehrer billigermaßen so viel Wießwuchs (Grünland) und Ackerland geben, daß er sein nöthiges Gemüse ziehen und eine Kuh ernähren könne“.

Die Schullehrer von Beienheim

Eine Schule bestand seit 1661, der erste nachweisbare Lehrer war von 1681 bis 1721 Johannes Steuber. Es folgten ab 1721 Adolf Moraius, ab 01.07.1761 bis 25.10.1772 Philipp Daniel Forster. Er wurde wegen "Unvermögens" entlassen.
Ab 1772 Georg Friedrich Bambey, ihm folgte ab 1783 Johann Hartmann Reinhardt und danach dessen Sohn Jacob Reinhardt. Dieser wanderte 1833 nach Amerika aus. Es folgten die Schulverwalter Schneider und Blum und ab 1837 Wilhelm Becker. Ab 1852 waren die Schulvikare Schwarz und Walter und ab1862 der Lehramtskanditat Schindel aus Maibach als Lehrkräfte in Beienheim tätig. Am 01.10.1870 wurde der Beienheimer Heinrich Steitz als Lehrer eingeführt. Er übte dieses Amt 35 Jahre lang aus und wurde am 01.11.1905 pensioniert.

Ab dem Jahr 1907 gab es für die Beienheimer Schule eine zweite Lehrerstelle.

Die Lehrer in Beienheim von 1906 an:

   1906: Eimer, Philipp Heinrich 
ab 1907: Korrel, Walter                 Herr Göbel
         Kiesling, Rudolf               Herr Fischer
         Mayer, Leonard                 Herr Zinser
         Muth, Werner                   Krantz, Wilhelm
         Herr Zimmermann                Mengel, Helma
         Becker, Walter                 Heinze, Liesel
         Herr Rippert                   Kobow, Heinz
         Herr Knaus                     Vogel, Emil
         Trüller, Heinrich              Kuntsch, Erich
         Jung, Erich                    Repp, Helmut
         Seibert, Ilse                  Dorn, Norbert
         Mitrakev, Isolde               Steinl, Gerhard
         Roik, Karl


Von 1963 an gingen die Beienheimer Schüler ab der vierten Klasse in die Mittelpunktschule nach Dorheim. Die ersten drei Klassen wurden noch für ein paar Jahre in Beienheim unterrichtet.