Lochberg: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
 
(21 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Mundartlich auch Lohberg oder Luhberg bzw Lugberg genannt. Der Name könnte von dem Begriff Loh im Sinne der Lohgewinnung überliefert worden sein. Lohe nannte man die Rinde von jungen Eichen, die darin enthaltenen Gerbstoffe brauchte man zur Erzeugung von Leder. Gerber gab es in Reichelsheim zur genüge.
+
===== Ortsbeschreibung =====
 
+
Der Lochberg ist die Anhöhe, die sich rechter Hand erhebt, wenn man von Reichelsheim kommend in Rtg. Bingenheim bzw. Blofeld fährt. Er liegt in dem Dreieck entlang der L3187 beginnend ab der Kurve an der Bingenheimer Mühle bis hin zum Bingenheimer Kreuz und von da an rechts ab Rtg. Leidecken. Kurz vor der Abbiegung nach Blofeld erreicht man bald seinen höchsten Punkt.
Im städtischen Archiv existiert eine Handskizze des Lochberges ohne Datum mit dem Titel "Handriss über den Reichelsheimer Wingertsberg und Lohe". Weiterhin ist auf einem [[Media:3011-1-2914 H (klein).jpg| Geometrischen Plan des Fleckens Reichelsheim aus dem Jahre 1761]] der heutige Lochberg bezeichnet mit "Der Reichelsheimer-Eigentums-Wingertsberg" und ein Wingert ist eine für den Weinbau landwirtschaftlich genutzte Fläche. In diesem Zusammenhang ist unter anderem auch der Zusammenhang zu den Weinblättern auf dem seit 1972 gültigen Stadtwappen von Reichelsheim zu sehen.
 
  
Der Lochberg ist die Anhöhe, die sich rechter Hand erhebt, wenn man von Reichelsheim kommend in Rtg. Bingenheim bzw. Blofeld fährt. Er liegt in dem Dreieck entlang der L3187 beginnend ab der Kurve an der Bingenheimer Mühle bis hin zum Bingenheimer Kreuz und von da an rechts ab Rtg. Leidecken. Kurz vor der Abbiegung nach Blofeld erreicht man bald seinen höchsten Punkt.
+
Vor langer Zeit hatte der Lochberg bzw. einzelne Güter des Lochbergs möglicherweise zur Reichelsheimer Gemarkung gehört. Heute liegt der Lochberg in der Gemeinde Bingenheim, was verwaltungstechnisch nach Echzell gehört. Reichelsheim besitzt 2 Parzellen auf dieser Anhöhe. Aus den Jahren 1775-1780 sind im Landesarchiv noch Verträge über die Güter auf dem Loh zwischen dem Amt Reichelsheim und dem hessen-darmstädtischen Amt Bingenheim vorhanden. <ref>https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v3056440</ref>
  
In ca 150 m Entfernung von dieser Kreuzung rechter Hand auf dem Hügel befand sich auf dem Lochberg zur Römerzeit  ein Kleinkastell, welches eine Fläche von 21,6×19m einnahm - also um die 400 m². Man konnte eine 1,80 m breite Mauer nachweisen, von der noch zwei bis drei Fundamentlagen erhalten waren.
+
===== Weinanbau =====
Im Inneren lag ein Gebäude mit einer quadratischen Grundfläche von 5 × 5 m.
+
Im städtischen Archiv existiert eine [[:Datei:Rhm Handriss Weinberg .jpg|Handskizze des Lochberges ohne Datum mit dem Titel "Handriss über den Reichelsheimer Wingertsberg und Lohe"]]. Weiterhin ist auf einem [[:Datei:3011-1-2914 H (klein).jpg| Geometrischen Plan des Fleckens Reichelsheim aus dem Jahre 1761]] der heutige Lochberg bezeichnet mit "Der Reichelsheimer-Eigentums-Wingertsberg". <br>
Man datiert den Fund in die flavische Zeit (69–96 n. Chr.)
+
In diesem Zusammenhang sind auch die Weinblätter auf dem seit 1972 gültigen Stadtwappen von Reichelsheim zu sehen.<br>
Es war zwischen den Kastellen Echzell und Ober-Florstadt angelegt, welche das Kleinkastell mit nur wenigen Soldaten besetzt hielten. Nach den beiden großen Kastellen sind es etwas weniger als 4 km. Der Limes soll ca 70m weiter östlich verlaufen sein. http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kastelle_am_Obergermanisch-Raetischen_Limes
+
Was den Weinanbau in der Wetterau angeht gibt es eine unüberschaubare Fülle an Dokumentationen. Allgemein kann man sagen, daß der Wein wohl mit den Römern hier eingeführt wurde und spätestens mit dem Beginn des Christentums an Bedeutung gewonnen hatte. Bis zum 30 jährigen Krieg findet man allerorts Belege für den Weinanbau. In der Wetterau allerdings hatte der 30 jährige Krieg maßgeblich zum Rückgang des Weinanbaus beigetragen. Die als Winterquartier der durchziehenden Heere begehrte Wetterau hatte bekanntlich einiges an Leid ertragen müssen und auch die Weinstöcke der Wingerte dienten dazu, die Lagerfeuer zu unterhalten. Wer wollte sich da die Mühe machen, die verwüsteten Weinberge neu zu bestellen.
  
 +
===== Limes =====
 +
[[Lochberg / Kleinkastell Lochberg| In ca 150 m Entfernung von dieser Kreuzung rechter Hand auf dem Hügel befand sich auf dem Lochberg zur Römerzeit ein Kleinkastell]]
  
Im 3. Reich hatten die Reichelsheimer Nationalsozialisten auf dem Lochberg ein [[Ehrenmal zum Gedenken "Den Toten der Bewegung von 1933"]] erstellt. Diese Kultstätte hatte man 1945 vor dem Eintreffen der Alliierten niedergerissen.
+
===== Lochberg oder Lohberg =====
 +
Der Name Lochberg findet sich auf vielen Kartenwerken und hat sich in die heutige Zeit etabliert. Die Kuppe dieser Anhöhe ist von einer großen Mulde geprägt, so daß sich im Laufe der Jahre der Name Lochberg durchgesetzt hat.
  
 +
Mundartlich wird diese Erhöhung auch Lohberg oder Luhberg bzw Lugberg genannt. Der Name Lohberg könnte von dem Begriff Loh im Sinne der Lohgewinnung überliefert worden sein. Lohe nannte man die Rinde von jungen Eichen, die darin enthaltenen Gerbstoffe brauchte man zur Erzeugung von Leder. Gerber gab es in Reichelsheim zur genüge. Von unsern Vorfahren wurde der Eichenniederwald auch ganz einfach „Luh" genannt. Orts- und Flurnamen erinnern auch in anderen Gemarkungen an diese Beschäftigung unserer Ahnen (z. B. Luhberg, Luhheck, usw.) Auch Familiennamen wie Lohscheider, Lohmann usw. deuten auf diese Tätigkeit hin.
  
 
Loh steht für:
 
Loh steht für:
Zeile 25: Zeile 28:
  
  
Von unsern Vorfahren wurde der Eichenniederwald auch ganz einfach „Luh" genannt.
+
===== Das Denkmal auf dem Lochberg =====
Viele Orts- und Flurnamen erinnern heute noch an diese Beschäftigung, z. B. Luhberg, Luhheck, usw. Auch die Familiennamen Lohscheider, Lohmann usw. deuten darauf hin.
 
 
   
 
   
 +
Im 3. Reich hatten die Reichelsheimer Nationalsozialisten auf der gemeindeeigenen Parzelle auf dem Lochberg ein [[Ehrenmal zum Gedenken "Den Toten der Bewegung von 1933"]] erstellt. Diese Kultstätte hatte man 1945 vor dem Eintreffen der Alliierten niedergerissen.
  
  
 +
===== Hinweise =====
  
{{ArtikelOrtsteilReichelsheim}}
+
<references />
 +
  
  
  
 
[[Kategorie:Ortsteil Reichelsheim|Lochberg]]
 
[[Kategorie:Ortsteil Reichelsheim|Lochberg]]

Aktuelle Version vom 21. Dezember 2023, 17:00 Uhr

Ortsbeschreibung

Der Lochberg ist die Anhöhe, die sich rechter Hand erhebt, wenn man von Reichelsheim kommend in Rtg. Bingenheim bzw. Blofeld fährt. Er liegt in dem Dreieck entlang der L3187 beginnend ab der Kurve an der Bingenheimer Mühle bis hin zum Bingenheimer Kreuz und von da an rechts ab Rtg. Leidecken. Kurz vor der Abbiegung nach Blofeld erreicht man bald seinen höchsten Punkt.

Vor langer Zeit hatte der Lochberg bzw. einzelne Güter des Lochbergs möglicherweise zur Reichelsheimer Gemarkung gehört. Heute liegt der Lochberg in der Gemeinde Bingenheim, was verwaltungstechnisch nach Echzell gehört. Reichelsheim besitzt 2 Parzellen auf dieser Anhöhe. Aus den Jahren 1775-1780 sind im Landesarchiv noch Verträge über die Güter auf dem Loh zwischen dem Amt Reichelsheim und dem hessen-darmstädtischen Amt Bingenheim vorhanden. [1]

Weinanbau

Im städtischen Archiv existiert eine Handskizze des Lochberges ohne Datum mit dem Titel "Handriss über den Reichelsheimer Wingertsberg und Lohe". Weiterhin ist auf einem Geometrischen Plan des Fleckens Reichelsheim aus dem Jahre 1761 der heutige Lochberg bezeichnet mit "Der Reichelsheimer-Eigentums-Wingertsberg".
In diesem Zusammenhang sind auch die Weinblätter auf dem seit 1972 gültigen Stadtwappen von Reichelsheim zu sehen.
Was den Weinanbau in der Wetterau angeht gibt es eine unüberschaubare Fülle an Dokumentationen. Allgemein kann man sagen, daß der Wein wohl mit den Römern hier eingeführt wurde und spätestens mit dem Beginn des Christentums an Bedeutung gewonnen hatte. Bis zum 30 jährigen Krieg findet man allerorts Belege für den Weinanbau. In der Wetterau allerdings hatte der 30 jährige Krieg maßgeblich zum Rückgang des Weinanbaus beigetragen. Die als Winterquartier der durchziehenden Heere begehrte Wetterau hatte bekanntlich einiges an Leid ertragen müssen und auch die Weinstöcke der Wingerte dienten dazu, die Lagerfeuer zu unterhalten. Wer wollte sich da die Mühe machen, die verwüsteten Weinberge neu zu bestellen.

Limes

In ca 150 m Entfernung von dieser Kreuzung rechter Hand auf dem Hügel befand sich auf dem Lochberg zur Römerzeit ein Kleinkastell

Lochberg oder Lohberg

Der Name Lochberg findet sich auf vielen Kartenwerken und hat sich in die heutige Zeit etabliert. Die Kuppe dieser Anhöhe ist von einer großen Mulde geprägt, so daß sich im Laufe der Jahre der Name Lochberg durchgesetzt hat.

Mundartlich wird diese Erhöhung auch Lohberg oder Luhberg bzw Lugberg genannt. Der Name Lohberg könnte von dem Begriff Loh im Sinne der Lohgewinnung überliefert worden sein. Lohe nannte man die Rinde von jungen Eichen, die darin enthaltenen Gerbstoffe brauchte man zur Erzeugung von Leder. Gerber gab es in Reichelsheim zur genüge. Von unsern Vorfahren wurde der Eichenniederwald auch ganz einfach „Luh" genannt. Orts- und Flurnamen erinnern auch in anderen Gemarkungen an diese Beschäftigung unserer Ahnen (z. B. Luhberg, Luhheck, usw.) Auch Familiennamen wie Lohscheider, Lohmann usw. deuten auf diese Tätigkeit hin.

Loh steht für:

  • die frühere Bezeichnung von hochliegendem, weithin sichtbarem Gehölz.
  • Für die Germanen waren Lohe heilige Haine und Opferstätten
  • Das althochdeutsche lo bzw. loh hatte mehrere Bedeutungen, die die Deutung darauf aufbauender Flurnamen erschweren. Häufige Grundbezeichnung ist "lichter Wald" bzw. "Hain" aber auch genauso schlicht und einfach nur "Loch".
  • Lo (oder „Lohe“) wurde auch die in hainartigen Wäldern gewonnene Eichenrinde genannt. Lohe enthält den Gerbstoff Tannin und kann deshalb zum Gerben von Leder verwendet werden.
  • Das mittelhochdeutsche Wort lo bedeutet abreißen, schälen oder löchern. In der Regel handelte es sich dabei um Rinde, Blätter oder Holz von Eichen (Eichenlohe) und Fichten, die sehr gerbstoffreich sind und in zerkleinerter Form benutzt wurden. Die zur Gewinnung genutzten Wälder wurden auch als Lohwälder bezeichnet.
  • Lohe war früher immer ein wichtiger Rohstoff für Gerbereien.

Für das Lohschälen kamen junge Eichenstämmchen in Frage. Die Niederwaldwirtschaft war für die Lohgewinnung die rechte Voraussetzung.


Das Denkmal auf dem Lochberg

Im 3. Reich hatten die Reichelsheimer Nationalsozialisten auf der gemeindeeigenen Parzelle auf dem Lochberg ein Ehrenmal zum Gedenken "Den Toten der Bewegung von 1933" erstellt. Diese Kultstätte hatte man 1945 vor dem Eintreffen der Alliierten niedergerissen.


Hinweise