Lange Nacht

Aus Historisches Reichelsheim

Die "Lange Nacht" - die längste Nacht des Jahres - wurde von jeher als das Wiederaufleben der Sonne und das länger werden der Tage gefeiert, da dieser Wechsel seit Menschengedenken für die Saat und Ernte ein überlebenswichtiger "Neubeginn" darstellte.

Im Heidentum, als die Zeitrechnung nach einem Mondjahr bestimmt wurde, feierte man die Wintersonnenwende, den Beginn des Julfestes und der Rauhnächte in aller Regel zu Julmond. Das war der Tag des Vollmondes, welcher in dieser Zeit zu beobachten war.

Diese Zeit kennzeichnete den Beginn des neuen Jahres. Man sah die Rauhnächte zwischen Wintersonnenwende und Neujahr - die Zeit zwischen den Jahren - als eine zwölftägige Ruhe und Friedenszeit, in der die Häuser mit immergrünen Zweigen geschmückt wurden.

Während der Christianisierung erfolgte ein überlagern dieses Brauchtums mit kirchlichen Feierlichkeiten.

Zur Zeit des dritten Reiches gab es in Deutschland Versuche, die christlichen Feste in einer Weise umzugestalten, dass diese den nationalsozialistischen Vorstellungen vom „germanischen Erbe“ entsprachen. Die Wintersonnenwende wurde wieder als Julfest - und das sogar im großen Rahmen mit der typischen Feuer- und Lichtsymbolik der Nationalsozialisten gefeiert.

Seit Einführung des christlichen Kalenders ist die längste Nacht des Jahres vom 21. auf den 22. Dezember datiert.

Hierzulande hat dieses Datum in der heutigen Zeit keine große Bedeutung mehr und wird auch kaum noch gefeiert.


Albert Nohl schreibt in Heft 12:
Damals ging die ledige Jugend noch an den Winterabenden in die Spinnstube. Gesponnen wurde ja eigentlich nicht mehr, dafür aber eifrig gestrickt. Statt Spinnstube brauchte man auch häufig den Namen "Gesellschaft". Also sagte der Bursch oder die Maid: "Eich giehn haut Owend en die Gesellschaft" .... Wenn im Herbst die Nachkirchweihe gehalten war sammelten sich die Mitglieder einer Spinnstube bei einem der Mädchen, die zu dem Kreis gehörte. Abend für Abend verabredete man sich von nun an bei einem der Mädchen. Die Burschen spielten Karten, rauchten oder erzählten und die Mädchen beschäftigten sich mit einer Hausarbeit, d.h. die meisten strickten. So gegen 23:00 Uhr wurde aufgebrochen und dann ging es nach Hause. Natürlich wurden die Mädchen nach Hause gebracht - nicht einzeln - sondern geschlossen. Am 21. Dezember oder besser gesagt in der Nacht vom 21./22. Dezember wurde die "Lange Nacht" gefeiert. Die Mädchen stifteten Kaffee und Kuchen, die Burschen das Bier und dann wurde die ganze Nacht bis zum frühen Morgen gesungen, getrunken, gegessen und getanzt.

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