Artikel der Rubrik "Damals" / Landhandel Wilhelm Richter (Fritze Grus)

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Für den Stadtkurier 21. Juni 2019
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:


Reichelsheim

Landhandel Fritze Grus

Wilhelm Richter (Willi, Fritze Grus) 1902 – 1958

Rhm Fritze Grus .jpg

Wilhelm (Willi) lebte in Reichelsheim, damals Dorn-Assenheimer Straße 10, heute Florstädter-Straße 10. Er wuchs mit noch drei Geschwistern, deren Vater früh verstorben war in einem Bauernhaus auf.

1950 gründete er einen Landesproduktenhandel in seinem Elternhaus. Er verkaufte Futtermittel aller Art, und kaufte ganze Kartoffelernten vom Acker auf und vermarktete sie auf dem Großhandel in Frankfurt. Dazu benötigte er einen LKW, zu dieser Zeit das zweite Fahrzeug dieser Art in Reichelsheim. Telefon gehörte auch dazu. Selbst die Nachbarn wussten es zu schätzen.

Lieferant vieler seiner Produkte war die Walzenmühle in Assenheim. Wenn meine Schwester und ich das mitbekamen, das eine solche Tour anstand, beknieten wir den Onkel Willi so, bis er einwilligte und uns mitnahm. Das war ein Erlebnis im LKW vorne sitzen zu dürfen, über Dorn-Assenheim die halb fertige Straße nach Assenheim zu fahren.

In der Mühle angekommen wurden wir in der Anmeldung von einer freundlichen Angestellten immer mit Bonbons und anderen Süßigkeiten versorgt. Wer hatte das schon.

Weiter fuhr Willi auch auf das Motorradrennen am Schottenring und mit seinen Kunden auf den Kalten Markt nach Ortenberg. Die Ladefläche seines LKWs wurde mit Stühlen aus dem Saal von Frieda und Adam Diehl bestückt, und wenn mein Vater mitfuhr und noch Platz war, durfte ich auch mit, aber vorne im Fahrerhaus.

Seine Kunden, überwiegend Landwirte aus Reichelsheim, Heuchelheim und Weckesheim kamen mit dem Fahrrad zum Sammelpunkt. Interessant war der große Tiermarkt und die neuste Technik, sowie die Vorführungen der Fa. Schieferstein, die in Reichelsheim eine Niederlassung betrieb. Es ging ja wieder langsam bergauf und so wurde vom Pferdegespann auf Traktoren mit allerlei Ackergeräten umgestellt.

Die Getreideernte war immer schon ein Kraftakt. Aber noch viel schwieriger war es Arbeiter für die Dreschmaschine zu bekommen. Das war über viele Jahre ein Thema , das auch Willi beschäftigte. Kurzer Hand kaufte er einen Mähdrescher, den zweiten im Ort und mähte im Lohndrusch das Getreide auf den Äckern seiner Kunden, sodass nur noch die Körner und das Stroh eingefahren werden musste. Aller Staub blieb auf dem Acker und es wurden viele Arbeitsgänge gespart.


Nach zwei Mähdrescherperioden verstarb Willi 1956.


Dieser Bericht wurde von Gertrud Krack, Reichelsheim erstellt.