Artikel der Rubrik "Damals" / Kirchgasse 13 - Haus "Hanne"

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 15. März 2019
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:


Reichelsheim


Kirchgasse 13 - Haus "Hanne"


Oft wird der Friedhofsturm von der Kirchgasse aus fotografiert und immer mit auf dem Bild ist das Haus Kirchgasse 13. Dabei fällt auf, wie sehr sich dieses Anwesen in den letzten Jahren verändert hat. Auf den ältesten Fotos ist der Hofraum durch ein in Sandsteinpfosten gefasstes mannshohes Holztor und einem Bretterzaun abgeschlossen. Einige Jahre später wurde der hölzerne Zaun durch eine massive Steinmauer ersetzt. In den 1950er Jahren ist der Hofeingangsbereich mit einem Torhaus überbaut und in den 1970er Jahren wurde das Torhaus komplett in das Wohnhaus zu Wohnraum integriert. Dieser Umstand hat dazu geführt, daß das Haus nach wie vor die Adresse Kirchgasse 13 hat obwohl der Hauszugang heute auf der Seite der Haingasse liegt. Das Baujahr des Gebäudes lässt sich z.Z. nicht feststellen. Im Brandkataster, welches seit dem Jahre 1806 existiert, wurde das Anwesen mit der Nummer 115 geführt. Diese Nummer mußte, wie heute die Hausnummer, am Gebäude gut sichtbar angebracht werden.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme gehörte das Anwesen der Familie Adolf Stephan, sowie es schon einigen Generationen davor der Familie Stephan gehörte. Der Berufsstand hatte sich in dem Haus nicht weitervererbt. Adolf Stepahn war bei der Post, sein Vater war Schreiner, sein Großvater Metzger und dessen Vater Schuhmacher. Und nebenher war jeder in seinem Berufstand zusätzlich auch Landwirt – zumindest die älteren Generationen.
Der Hausname, den wir Reichelsheimer kennen ist “Hanne“. Der Erzählung nach stammt dieser Name aus der Zeit, wo eine Johanna Barbara (Hanne) Stephan um 1820 bis etwa 1860 einen kleinen Krämerladen hatte - einen Raum nicht größer als eine Speisekammer - aber sie verkaufte Dinge, die nicht jeder hatte, die man fast täglich in der Küche brauchte und sonst nur in einem Kolonialwarengeschäft bekam. (Essig, Öle und Gewürze). Da die Häuser seinerzeit außer der Brandkatasternummer keine Adresse hatten, sagte man eben: „Ich geh mal zur Hanne und hol Essig“, dann wusste jeder wer und welches Haus gemeint war.


Das Foto aus der Zeit um 1960 stammt wieder einmal von Willy Nohl und wurde uns von Familie Dörfler zur Verfügung gestellt.


Rhm Kirchgasse 13 1960er Jahre.jpg