Artikel der Rubrik "Damals" / Jugendwehr um 1915

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 16. März 2018
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:

Reichelsheim

Es dürfte Anfang 1915 gewesen sein, als diese Aufnahme entstand.
Auf der Rückseite des Fotos steht A. Ochsenhirt, Uhrmacher Reichelsheim. Albert Ochsenhirt war nicht nur Uhrmacher, er war auch Fotograf. Auf vielen Bildern findet sich sein Stempel auf der Rückseite. Er wohnte in der Bingenheimer Str. 28 und hatte dort auch sein Geschäft.

Diese jungen Männer zwischen 14 und 19 Jahren gehörten der Reichelsheimer Jugendwehr an. Diese aufgestellten Jugendkompanien - mal kleiner mal größer - waren während des Ersten Weltkrieges freiwillige Einrichtungen, die zum Zwecke der vormilitärischen Ausbildung meist Sonntags mit dem Holzgewehr und musikalisch von Trommel und Pfeife begleitet ausrückten und im Gelände paramilitärische Übungen absolvierten. In diesem Fall war das Übungsgelände der große Garten des Gasthof zur Post.

Für den „Ehrendienst“ als Übungsleiter stellten sich vlnr: Theodor Ulrich, Rudolph Walther und Lehrer Adam Schäfer (möglicherweise war es auch Heinr. Gondolf - die Ähnlichkeit war recht groß) zur Verfügung.
Die Jugendwehr setzte sich zusammen aus:
Stehend vlnr: Wilhelm Rech *1895, Karl Gerlach *1900, Karl Bopp *1897, Karl Wilhelm Vogt *1898, Werner Zinser *1898, Karl Sprengel *1898, Hugo Schäfer *1899, Hermann Meub *1900, ?, ?
Kniend vlnr: Albert Richter *1896, Karl Nohl *1895, Karl Kowalsky, Wilhelm Stelz *1896, ?, ?, ?, ?, Otto Fich *1900, ?

Für einige der jungen Männer wurde es sehr bald bitterer Ernst und von den hier genannten blieben die beiden links im Bild im Alter von 21 Jahren auf dem Feld der Ehre zurück.

Das Foto habe ich von meiner Großmutter Frieda Diehl geb. Richter. Sie hatte mir oft erzählt, daß sie ihren Bruder Albert vermisse, der ihr in seinem letzten Brief schrieb, daß er liebend gerne “stiften“ gegangen wäre. Immer mehr Ältere wären desertiert, wären lieber in Gefangenschaft geraten als diesen Irrsin durchzustehen. Aber er getraue sich nicht.
Ende September 1918 kam die Nachricht, daß er für das Vaterland gefallen sei.


Rhm Jugendwehr 1915.jpg