Artikel der Rubrik "Damals" / Erinnerung an die Fa. Schieferstein: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
 
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Die Wetterau war seit jeher für die Licher Landmaschinen-Handlung Georg Schieferstein KG ein wichtiger Absatzmarkt. Für die Bauern war es im Falle einer Reparatur jedoch recht
 
Die Wetterau war seit jeher für die Licher Landmaschinen-Handlung Georg Schieferstein KG ein wichtiger Absatzmarkt. Für die Bauern war es im Falle einer Reparatur jedoch recht

Aktuelle Version vom 24. Mai 2019, 12:53 Uhr

Für den Stadtkurier 31. Oktober 2014 Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:

Reichelsheim


Mit diesem Foto soll an die Firma Schieferstein (Lich) erinnert werden, die in Reichelsheim von 1958 bis 1970 einen Zweigbetrieb unterhielt.

Heute steht an dieser Stelle das Filialgebäude der Sparkasse Oberhessen.

Rei Fa Schieferstein.jpg

Die Wetterau war seit jeher für die Licher Landmaschinen-Handlung Georg Schieferstein KG ein wichtiger Absatzmarkt. Für die Bauern war es im Falle einer Reparatur jedoch recht umständlich die dortige Werkstatt aufzusuchen, bzw. hatten die Werksmonteure lange Anfahrtswege, wenn es galt Defekte vor Ort zu beheben. Als man von der Schliessung der Firma Sprengel in Reichelsheim erfuhr, erkannte der Gebietsvertreter Erwin Keller sofort die strategisch günstige Gelegenheit und bedrängte seinen Chef und Finanzvorstand Karl Schieferstein den Betrieb aufzukaufen und zu einem Stützpunkt vor Ort auszubauen. Eine Investition, die sich lohnen sollte, zumal man die Stammkundschaft der Fa. Sprengel mitübernehmen konnte. Mit einem 4-Seitigen Artikel in der WZ vom 08.05.1958 präsentierte sich die Schieferstein KG der hiesigen Wetterauer Bevölkerung und verkündete die Eröffnung einer Filialstelle in Reichelsheim.

Im letzten Absatz ist zu lesen: Bürgermeister Nohl und die Gemeindeväter, aber auch die übrige Einwohnerschaft, begrüßen lebhaft den Entschluß der angesehenen Licher Maschinenfabrik Schieferstein, in bester Ortslage einen Zweigbetrieb zu eröffnen. Allein schon aus gewerbesteuerlichen Erwägungen. Nicht nur, daß man sich von dem Unternehmen selbst eine willkommene Aufbesserung der Gemeindefinanzen verspricht, wird dieser Betrieb im Zeichen der ständig fortschreitenden Technisierung auf dem landwirtschaftlichen Sektor auch viele Interessenten aus den Nachbarorten anlocken, deren Besuch wiederum dem ortsansässigen und leistungsfähigen Gewerbe zugute kommen dürfte. Sollte dann auch noch in diesem Zweigbetrieb des, Licher Werkes die Produktion landwirtschaftlicher' Maschinen und Gerätschaften aufgenommen werden, dann ist - und diese Hoffnung hegt nicht nur Bürgermeister Nohl - auch mit der Schaffung neuer und krisenfester Arbeitsplätze in diesem allem Fortschritt aufgeschlossenen Gemeinwesen zu rechnen.

Für die Bauern in der Wetterau war die nachbarschaftliche Präsenz durchaus willkommen. Die Werkstatt war i.d.R. gut ausgelastet. Ging die Auftragslage in den Wintermonaten zurück, verlegte man sich auf die Produktion von Eggen, Tragrahmen für die Schlepper-Hydraulik und ähnlichen Gerätschaften oder unterstützte die Licher Entwicklungsabteilung. So entstand 1959 z.B. in Reichelsheim ein LKW-Salzstreuer-Anhänger für den kommunalen Winterdienst auf Basis eines Düngerstreuers, den man einfach auf ein straßentaugliches Fahrgestell montierte. Für die Lackierung gab es eigens ein Tauchlackbecken in einem Anbau hinter der Werkhalle. Die Reichelsheimer Umsätze im Handel mit Landmaschinen ließen sich sehen, nicht zuletzt wegen der guten Lage inmitten der intensiv landwirtschaftlich genutzten Gegend. Angesichts der eigenen guten Umsatzzahlen war man dann am 25. März 1970 in Reichelsheim ziemlich überrascht, als vom Vergleichsantrag die Rede war. Da jedoch die Reichelsheimer Filiale handelsrechtlich der Licher Schieferstein KG unterstand, war sie trotz guter Bilanzen ebenso betroffen. So ging die Liegenschaft Ende 1970 in der Konkursmasse unter und wechselte seinen Besitzer. Viele Jahre lang sah man auf der Nordseite des Verwaltungsgebäudes das Bild des „Sensenmannes“. Als 1992 ein Teil des Anwesens an die "Sparkasse Oberhessen" verkauft wurde war klar, daß beim Umbau dieses Gebäudes der Sensenmann verschwinden würde. Die Sparkasse plante das ehemalige Verwaltungsgebäude durch einen Anbau zu erweitern und eine eigene Filiale dort einzurichten. Ein Reichelsheimer Bürger fand es Schade, daß der Sensenmann aus Reichelsheim verschwinden sollte und gab ihm in der Neugasse ein neues Zuhause. Ein pensionierter Maler skizzierte kurzerhand den Sensenmann ab und malte ihn in Originalgröße auf die Hauswand des Anwesens der Familie Hitz.

In Erinnerung an die über 100-jährige Firmen- und Familiengeschichte lädt der Heimatkundliche Arbeitskreis Lich am Freitag, den 7.11.2014 um 19 Uhr im Stadtverordneten-Saal des Rathauses Lich zu einem Vortrag über die ehemalige Landmaschinenfabrik "Georg Schieferstein KG" ein, zeitweilig Lichs größtem Arbeitgeber mit Niederlassung in Reichelsheim.

Den Vortrag hält Fritz Struckmann – der Besuch ist kostenfrei.