Artikel der Rubrik "Damals" / Der Molkerei-Schornstein wird gesprengt

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 10. März 2017 Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl
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Reichelsheim


Vor 30 Jahren - am Samstag, den 14.03.1987 wurde in Reichelsheim der ehemalige Molkerei-Schornstein gesprengt.

Anfang der 1940er Jahre wurde von der ehemaligen Molkerei ein neuer Schornstein von 30 Metern Höhe, mit einem Höchstdurchmesser von 2,40m und einem halben Meter dicken Außenmantel errichtet. Zwischen dem außen- und dem innenliegenden Kühlmantel befand sich ein Luftspalt von 12 Zentimetern. Gegen Ende des letzten Krieges, schlug ein über Friedberg manövrierunfähig geschossener amerikanischer Bomber mit einer Tragfläche gegen den Kamin und bewirkte dadurch eine Schiefstellung von 30 Zentimetern in den letzten sechs Metern des Schornsteins. Seither gab es also auch in Reichelsheim einen schiefen Turm.

Dieses 45 Jahre währende Wahrzeichen gehört nun aber der Vergangenheit an.

Bereits am 28. Februar 1987 schlug das THW mit einem Presslufthammer Öffnungen für die Sprengladung etwa 2 Meter über der Erdoberfläche in den Kamin. Unter Berücksichtigung des sich nach oben verjüngenden Mauerwerks wurden in der Zwischenzeit sieben Sprenglöcher in das Mauerwerk gebohrt, um den Kamin in einer vorberechneten Fallrichtung einstürzen zu lassen. Jedes Sprengloch wurde mit 80 Gramm Ammon-Gelit 3 und zwei elektrischen Zündern geladen. Der Kühlmantel des Schornsteins wurde mit fünf innen angelegten Sprengstoffladungen von 230 bis 490 Gramm durchschlagen.

Zur Verhütung einer bei der Sprengung zu erwartenden Streuwirkung wurden Strohballen und Maschendraht für wegschleudernde Steintrümmer angeordnet. Etwa 50 Männer des THW (Technischen Hilfswerkes) und die Freiwilligen Feuerwehren aus Reichelsheim und Weckesheim sperrten das Gebiet großräumig ab. Die Sprengung selbst nahm der 'Sprengtrupp' des Bergungszuges vor, der auf Speziallehrgängen und bei wiederholten praktischen Sprengungen auf diese Tätigkeit vorbereitet worden war.

Um 14.30 Uhr erschütterte schließlich die Detonation das Gelände der Raiffeisengesellschaft, Strohballen und Steinbrocken flogen durch die Wucht der Sprengladung in die Luft. Unmittelbar danach neigte sich der Kamin in die vorausberechnete Schräglage, zerfiel in drei Teile und sank in sich zusammen. Nach der Präzisionsarbeit bot sich den vielen Schaulustigen nur noch ein Berg von Klinkern. (Textauszug: Stadtkurier, 18. Jg., Nr. 14, vom 3.04.1987)

Weitere Informationen unter: http://alexanderhitz.de/geschichte_genossenschaft_schornstein.html


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