Artikel der Rubrik "Damals" / Das Kleinkastell Lochberg: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Reichelsheim
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Das Kleinkastell Lochberg
 
Das Kleinkastell Lochberg
  
Immer wieder wird die Frage gestellt: Ist Reichelsheim eventuell eine römische Siedlung gewesen. Diese Frage wird sich nie mit einem klaren ja beantworten aber auch nicht ausschließen lassen. Der Flecken, wie man solche Ansiedlungen im Mittelalter nannte existiert schon sehr lange und nicht umsonst haben wir vor kurzem in Reichelsheim 1200 Jahre Erstbenennung unseres Ortes gefeiert.
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Immer wieder wird die Frage gestellt: Ist Reichelsheim eventuell eine römische Siedlung gewesen?<br>
Man datiert den Limes in unserer Gegend  in die flavische Zeit (69–96 n. Chr.) Das sind weitere 700 Jahre zurück. In dieser Zeit kann sich eine römische Ansiedlung durchaus zu einem ansehnlichen Flecken entwickeln. Voraussetzung, daß unsere Vorfahren nicht alles zerstört hatten, denn die Lebensweise der Germanen und die der Römer waren ja durchaus verschieden und nicht überall haben die Germanen nach dem Rückzug der Römer deren Bauten in Gebrauch genommen. Der Limes in unserer Gegend soll noch bis in das Jahr 260 in Nutzung gewesen sein. Es ist zu lesen, daß Archäologen allerdings der Meinung sind, daß die nächstgelegenen Kastelle Echzell und Florstadt keinen Limesdurchgang und somit keinen Grenzverkehr zu bewachen hatten, welcher einen Handel mit dem Hinterland zugelassen hätte. Ansiedlungen sind daher auf beiden Seiten des Limes eher unwahrscheinlich.
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Diese Frage wird sich nie mit einem klaren ja beantworten aber auch nicht ausschließen lassen. Der Flecken, wie man solche Ansiedlungen im Mittelalter nannte existiert schon sehr lange und nicht umsonst haben wir vor kurzem in Reichelsheim 1200 Jahre Erstbenennung unseres Ortes gefeiert.
Sicher ist aber, daß auf dem Lochberg ein Kleinkastell existierte, welches eine Fläche von 21,6×19m einnahm - also um die 400 m². Man konnte eine 1,80 m breite Mauer nachweisen, von der noch zwei bis drei Fundamentlagen erhalten waren.
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Man datiert den Limes in unserer Gegend  in die flavische Zeit (69–96 n. Chr.) Das sind weitere 700 Jahre zurück. In dieser Zeit kann sich eine römische Ansiedlung durchaus zu einem ansehnlichen Flecken entwickeln. Voraussetzung, daß unsere Vorfahren nicht alles zerstört hatten, denn die Lebensweise der Germanen und die der Römer waren ja durchaus verschieden und nicht überall haben die Germanen nach dem Rückzug der Römer deren Bauten in Gebrauch genommen. Der Limes in unserer Gegend soll noch bis in das Jahr 260 in Nutzung gewesen sein. Es ist zu lesen, daß Archäologen allerdings der Meinung sind, daß die nächstgelegenen Kastelle Echzell und Florstadt keinen Limesdurchgang und somit keinen Grenzverkehr zu bewachen hatten, welcher einen Handel mit dem Hinterland zugelassen hätte. Ansiedlungen sind daher auf beiden Seiten des Limes eher unwahrscheinlich.<br>
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Sicher ist aber, daß auf dem Lochberg ein Kleinkastell existierte, welches eine Fläche von 21,6×19m einnahm - also um die 400 m². Man konnte eine 1,80 m breite Mauer nachweisen, von der noch zwei bis drei Fundamentlagen erhalten waren.<br>
 
Im Inneren lag ein Gebäude mit einer quadratischen Grundfläche von 5 × 5 m. Heute ist davon nichts mehr zu sehen geschweige denn zu erahnen.
 
Im Inneren lag ein Gebäude mit einer quadratischen Grundfläche von 5 × 5 m. Heute ist davon nichts mehr zu sehen geschweige denn zu erahnen.
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Im Internet bin ich auf einen Artikel gestoßen, in dem man behauptet, auf der nordwestlichen Seite der Kuppe des Lochbergs existieren noch Mauerreste von diesem Kastell. Diese  Mauerreste stammen aber von dem NS-Denkmal welches 1933 dort errichtet und 1945 wieder niedergerissen wurde. Beide Standorte liegen auch zu weit voneinander weg als daß man einen Zusammenhang vermuten dürfte. Es gibt also nichts mehr zu entdecken.
 
Im Internet bin ich auf einen Artikel gestoßen, in dem man behauptet, auf der nordwestlichen Seite der Kuppe des Lochbergs existieren noch Mauerreste von diesem Kastell. Diese  Mauerreste stammen aber von dem NS-Denkmal welches 1933 dort errichtet und 1945 wieder niedergerissen wurde. Beide Standorte liegen auch zu weit voneinander weg als daß man einen Zusammenhang vermuten dürfte. Es gibt also nichts mehr zu entdecken.
Auf diesem Ausschnitt von Googlemaps ist mittig der Lochberg zu sehen. Oben links verläuft die L3187 vorbei an der Bingenheimer Mühle in Richtung Bingenheimer Kreuz. Senkrecht verläuft die L3188 (Raunstraße) von Bingenheim nach Leidhecken. Mittig sieht man die Abbiegung rechts nach Blofeld.
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Auf diesem Ausschnitt von Googlemaps ist mittig der Lochberg zu sehen. Oben links verläuft die L3187 vorbei an der Bingenheimer Mühle in Richtung Bingenheimer Kreuz. Senkrecht verläuft die L3188 (Raunstraße) von Bingenheim nach Leidhecken. Mittig sieht man die Abbiegung rechts nach Blofeld.<br>
 
Auf der Karte rechts im Bild ist der Lageplan des Kleinkastells auf dem Lochberg (Wachtposten Nr. 89) zu sehen wie er im nachgewiesenen Verlauf des Limes gelegen hatte. Die Wege dieser Karte sind zur Orientierung in dem Googlemaps-Ausschnitt rot eingezeichnet - der Standort des Kleinkastells (Wachtposten 89) ist mit dem orangenen Punkt gekennzeichnet.
 
Auf der Karte rechts im Bild ist der Lageplan des Kleinkastells auf dem Lochberg (Wachtposten Nr. 89) zu sehen wie er im nachgewiesenen Verlauf des Limes gelegen hatte. Die Wege dieser Karte sind zur Orientierung in dem Googlemaps-Ausschnitt rot eingezeichnet - der Standort des Kleinkastells (Wachtposten 89) ist mit dem orangenen Punkt gekennzeichnet.
 
   
 
   

Version vom 22. Februar 2019, 15:08 Uhr

Für den Stadtkurier 15. Februar 2019
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:


Das Kleinkastell Lochberg

Immer wieder wird die Frage gestellt: Ist Reichelsheim eventuell eine römische Siedlung gewesen?
Diese Frage wird sich nie mit einem klaren ja beantworten aber auch nicht ausschließen lassen. Der Flecken, wie man solche Ansiedlungen im Mittelalter nannte existiert schon sehr lange und nicht umsonst haben wir vor kurzem in Reichelsheim 1200 Jahre Erstbenennung unseres Ortes gefeiert.

Man datiert den Limes in unserer Gegend in die flavische Zeit (69–96 n. Chr.) Das sind weitere 700 Jahre zurück. In dieser Zeit kann sich eine römische Ansiedlung durchaus zu einem ansehnlichen Flecken entwickeln. Voraussetzung, daß unsere Vorfahren nicht alles zerstört hatten, denn die Lebensweise der Germanen und die der Römer waren ja durchaus verschieden und nicht überall haben die Germanen nach dem Rückzug der Römer deren Bauten in Gebrauch genommen. Der Limes in unserer Gegend soll noch bis in das Jahr 260 in Nutzung gewesen sein. Es ist zu lesen, daß Archäologen allerdings der Meinung sind, daß die nächstgelegenen Kastelle Echzell und Florstadt keinen Limesdurchgang und somit keinen Grenzverkehr zu bewachen hatten, welcher einen Handel mit dem Hinterland zugelassen hätte. Ansiedlungen sind daher auf beiden Seiten des Limes eher unwahrscheinlich.
Sicher ist aber, daß auf dem Lochberg ein Kleinkastell existierte, welches eine Fläche von 21,6×19m einnahm - also um die 400 m². Man konnte eine 1,80 m breite Mauer nachweisen, von der noch zwei bis drei Fundamentlagen erhalten waren.
Im Inneren lag ein Gebäude mit einer quadratischen Grundfläche von 5 × 5 m. Heute ist davon nichts mehr zu sehen geschweige denn zu erahnen.

Im Internet bin ich auf einen Artikel gestoßen, in dem man behauptet, auf der nordwestlichen Seite der Kuppe des Lochbergs existieren noch Mauerreste von diesem Kastell. Diese Mauerreste stammen aber von dem NS-Denkmal welches 1933 dort errichtet und 1945 wieder niedergerissen wurde. Beide Standorte liegen auch zu weit voneinander weg als daß man einen Zusammenhang vermuten dürfte. Es gibt also nichts mehr zu entdecken.


Auf diesem Ausschnitt von Googlemaps ist mittig der Lochberg zu sehen. Oben links verläuft die L3187 vorbei an der Bingenheimer Mühle in Richtung Bingenheimer Kreuz. Senkrecht verläuft die L3188 (Raunstraße) von Bingenheim nach Leidhecken. Mittig sieht man die Abbiegung rechts nach Blofeld.
Auf der Karte rechts im Bild ist der Lageplan des Kleinkastells auf dem Lochberg (Wachtposten Nr. 89) zu sehen wie er im nachgewiesenen Verlauf des Limes gelegen hatte. Die Wege dieser Karte sind zur Orientierung in dem Googlemaps-Ausschnitt rot eingezeichnet - der Standort des Kleinkastells (Wachtposten 89) ist mit dem orangenen Punkt gekennzeichnet.



Kleinkastell Lochberg.jpg