Artikel der Rubrik "Damals" / 1958 - an der alten Litfaßsäule

Aus Historisches Reichelsheim

Für den Stadtkurier 29. Juni 2018
Rubrik "Damals"

Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:
Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)
Bingenheimer Straße 29
mail-Adresse: h.diehl@web.de


Bildbeschreibung:


Beienheim

Vor 60 Jahren im Juni 1958 trafen sich zwei Rentner an der großen Kreuzung von Haupt-, Bahnhof-, Weckesheimer- und Dorheimer Straße zu ihrem fast täglichen Schönwetterplausch im Sommer.
Dort an der alten Litfaßsäule und der alten Pumpe mit Ruhebänken, konnte man die „vielen“ Autos, aber besonders die einheimischen Landwirte mit den unterschiedlichsten Fuhrwerken bei der Aus- und Einfahrt nach Beienheim, beobachten. Außerdem war die Gastwirtschaft Jost, gegenüber auf der anderen Ecke gelegen, für einen Äppelwoi immer schnell erreichbar.
Die beiden Senioren waren alte Handwerksmeister ihrer Berufszweige.
Links der 1896 geborene Schmiedemeister Hugo Eich, dessen Schmiede mit Hufbeschlagung, Wagenbau und später Schlosserei in der Bahnhofstraße angesiedelt war.
Der rechte Senior ist der 1880 geborene Schreinermeister Karl Bischoff. Dessen Werkstatt für Bauschreinerei, Möbelfertigung, Glaserei und Pietät befindet sich noch heute auf der rechten Seite vor dem Bahnübergang nach Weckesheim und ist inzwischen im Besitz seines Urenkels Stefan Bischoff.
Sichtbar hinter der Litfaßsäule ist die alte „Villa Neuhardt“ – heute das Haus von Helga und Rudi Migl, welches vor 1900 erbaut wurde. Etwa das gleiche Alter hat das Anwesen Kölsch im Hintergrund. Rechts neben der alten Dorfumpe und der Ruhebank befindet sich der Garten der Familie Strebert. Sie waren die Nachbarn des Schmiedemeisters in der Bahnhofstraße Nr.3!
Beide Handwerksbetriebe wurden immer in der Familie an männliche Nachkommen mit gleichem Berufsbild weitergegeben.
Die Schlosserei Eich wurde durch den frühen Tod des letzten Inhabers Hubert Eich, Enkel von unserem Senior, 1990 geschlossen.
Die Schreinerei Bischoff besteht seit 1906 in der Weckesheimer Str. 9 heute noch. Ob der jetzige UrUrenkel, welcher zurzeit ebenfalls als Geselle mitarbeitet, diesen Betrieb auch mal übernimmt wird die Zukunft zeigen – schön wär’s! Ob dann der Spruch immer noch gilt: „Handwerk hat goldenen Boden“ ?

Text und Recherche Rainer Rosenbecker, HGV Reichelsheim e.V. Ortsteil Beienheim.

Das Bild wurde von Helga Kirsch, geb. Bischoff, zur Verfügung gestellt.



Bei an der Litfasssaeule 1958.jpg