1200 Jahre Reichelsheim in der Wetterau

Aus Historisches Reichelsheim

Im Jahre 2017 feiert Reichelsheim 1200 Jahre

Wie müssen wir uns das nun vorstellen? Kamen vor 1200 Jahren die ersten Menschen hier an diesen Ort und haben angefangen zu siedeln - oder wie war das?
Aber waren nicht schon die Römer hier - der Limes verlief doch hier ganz in der Nähe?
Auch ist man in den vergangenen Jahren bei Bauarbeiten oder Grabungen immer wieder auf Funde gestoßen, die auf eine deutlich ältere Besiedelung dieser Gegend hinweisen.

Wenn also nicht damals der Grundstein zu unserem kleinen Städtchen gelegt wurde und es auch sonst keinen Grund gab im Jahr 817 das Zählen anzufangen - also was in Gottes Namen lässt uns 1200 Jahre Reichelsheim feiern?

Nun ... es geht hierbei um den Nachweis - und zwar um einen urkundlichen Nachweis - der die Existenz unseres Ortes belegt.

Wir feiern das Jahr der ersten überlieferten und anerkannten urkundlichen Erwähnung.

Man beruft sich in diesem Fall auf eine Urkunde, in welcher der Name Reichelsheim als Richolfesheim eher nur beiläufig erwähnt ist. Es geht - wie schon genannt - um die urkundliche Ersterwähnung unseres Fleckens.

Wann Reichelsheim genau gegründet wurde oder besser: Wann Reichelsheim zu einer fränkischen Siedlung erhoben und darauf seinen Namen erhielt, das bleibt ungewiss.
Wir wissen, daß die Wetterau wahrscheinlich im 6. und 7. Jahrhundert fester Bestandteil des Frankenreiches wurde und wahrscheinlich hatte man einem verdienten Franken unsere Ansiedlung zur Verwaltung und Nutzung gegeben. Es ist bekannt, daß die Franken den Namen ihrer Siedlungen die Endung „-weil“ oder„-heim“ anzuhängen pflegten und da Historiker, wie W. Jorns vom Bestehen eines „fränkischen Königshofes“ in Reichelsheim ausgehen, so haben wir durch diese Bezeichnung die Aussage darüber, daß einem „Richolf“ vom König der Franken dieser Siedlungsflecken zu Lehen gegeben worden sein müsste.


Zurück zum eigentlichen Punkt:

der Name „Richolfesheim“ taucht nach heutigem Stand erstmals nachweislich im Jahre 817 in einer Urkunde auf. Es gibt zwar anders lautende Angaben zur ersten urkundlichen Nennung unseres Ortes - so geben manche Ouellenforscher Jahreszahlen an wie 718, 847 oder auch 852 aber man hat sich wie folgt auf das Jahr 817 geeinigt:
Das Hessische Staatsarchiv Marburg teilte 1967 dem Magistrat der Stadt Reichelsheim folgendes mit: „Ein ansehnlicher Teil der ehemals sehr reichen Überlieferung der Reichsabtei Fulda ist im Laufe der Jahrhunderte seit der Reformation in Verlust geraten.“ Da also viele Urkunden heute nicht mehr existent sind, soll es bei 817 gemäß der schriftlichen Aufzeichnungen des Reichelsheimer Pfarrers Friedrich Frankenfeld bleiben, der sich 1849 als erster die Mühe machte, die alten Unterlagen über Reichelsheim zu durchleuchten. Er schrieb (s. S. 87 der Pfarrchronik): „Reichelsheim, früher Richolfesheim und Richolfheim genannt, soll im Jahre 817, wo Kaiser Ludwig der Fromme 187 Mansen (1 Manse umfaßte 30 Morgen Ackerland oder 1 Hube. Das Wort kommt von ,manere' und entspricht dem deutschen ,heim' = Hofstelle, Siedlungsstelle) in Bingenheim und „Echecila“ (Echzell) im Gau „Wettereiba“ (= Wetterau) gegen andere Güter an die Abtei Fulda vertauschte, auch unterjenen 187 Mansen mitbegriffen gewesen und also auch unter die Abtei Fulda gekommen sein.“ Pfarrer Frankenfeld schrieb weiter: „Gewiß ist es, daß es eine geraume Zeit dem Abt von Fulda gehörte und daß der Abt Hatto von Fulda im Jahre 852 „ad portam monasteru fuldensis“ oder zur Unterstützung der Armen viele Güter unter anderm auch in ,Echecila“ und in ,Richolfesheim“ verschenkte...“


Link zum Archivdatenbankeintrag im Hessische Landesarchiv bezüglich der Urkunde aus dem Jahre 817